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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Silber

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Silber - Silber

berg bildet Antimonsilber das hauptsächlichste Erz; der Antimongehalt beträgt 23%. Die große Neigung des S. zum Schwefel führt dasselbe am häufigsten, mit diesem und in dessen Gesellschaft mit andern geringeren Metallen zusammen. Von bergmännischer Bedeutung sind folgende Schwefelverbindungen des S.; Silberglanz, ziemlich reines Schwefelsilber aus 86½% S. und 13½ Schwefel; kommt mehr oder weniger auf fast allen Silbergruben vor, in großen reinen Stücken namentlich zu Feiberg ^[richtig: Freiberg], Johanngeorgenstadt, Joachimsthal, hat die Formen des gediegenen S., Metallglanz und die völlige Geschmeidigkeit, sodaß es sich wie Silber prägen läßt. Es existieren davon Joachimsthaler und sächsische Schaumünzen. Von gleicher Wichtigkeit für Sachsen, Böhmen, Ungarn u. a. ist das Sprödglaserz oder Schwarzgültigerz, aus S., Antimon und Schwefel bestehend, und das Rotgültigerz (Silberblende) in zwei Varietäten: dunkles aus S., Antimon und Schwefel, und lichtes aus S., Arsenik und Schwefel bestehend. Fahlerze heißen Verbindungen einer Mehrzahl von Schwefelmetallen; sie enthalten neben S. gewöhnlich noch Kupfer, Eisen und Zink. Erze, in welchen das Kupfer den Hauptstamm bildet, können neben andern Metallen (Blei, Antimon, Arsenik) Spuren von S., aber auch bis zu 30 und mehr Prozent desselben enthalten. Das beste derartige Erz ist der Kupfersilberglanz (Kupfersilber und Schwefelsilber) mit zuweilen mehr als der Hälfte des Edelmetalles. Hierzu kommen noch die Bleiglanze (Schwefelblei) mit ihrem kleinen Silbergehalt, die aber durch ihr häufiges Vorkommen in Summa doch auch etwas abwerfen und für Europa, wie gesagt, die wichtigste Silberquelle ausmachen. Natürliches Chlorsilber (Hornsilber) ist in Europa eine Seltenheit, von ansehnlichem Belang aber für die Silbergewinnung in Sibirien, Mexiko, Chili und Peru. - Die meisten Silbererze sind arm und bestehen aus Gebirgsarten, in denen eines oder verschiedne der genannten Erze in kleinen Portionen eingesprengt sind. In Mexiko bestehen die Erzgänge meistens aus Quarz, in welchem die Erze augenförmig verteilt sind. Man gewinnt dort aus diesen Erzen von ¼-1%, durchschnittlich ½% Metall. Es gibt aber auch Gruben, die drei- und mehrprozentige Erze ergeben. Diese Gänge sind meistens sehr mächtig, d. h. breit, und gehen selten unter 0,9 m herab; es gibt aber viele, die bedeutend größer sind, bis 25, 30 m, einer selbst 60 m. -

Je nach Beschaffenheit der Erze und örtlichen Umständen schlägt man zum Ausbringen des Metalles verschiedne Wege ein, entweder feurige, durch Schmelzprozesse, oder kalte und nasse. Dieses letztere Mittel, die nasse Extraktion, ist in neurer Zeit in Europa vorherrschend geworden und hat hier die noch zu erwähnende Amalgamation verdrängt. Die Gewinnung der kleinen Silberanteile aus geschwefelten Kupfer- und Bleierzen ist in den Art. „Blei“ und „Kupfer“ bereits berührt worden. Die Bleiglanze werden wie gewöhnlich auf Blei verschmolzen, in welchem dann auch der Silberanteil enthalten ist. Durch die Treibarbeit, wobei die ganze Bleimenge durch einen Feuerluftstrom wieder geschmolzen und zu abfließender Glätte oxidiert wird, erhält man das S. als kleinen, auf dem Treibherde, verbleibenden Rückstand. Auf Kupferhütten bildet das Blei das Fördermittel zum Ausbringen von S. aus dem Schwarzkupfer. Man schmilzt letzteres mit einer größern Menge Blei zusammen, gießt aus der Legierung Scheiben und setzt diese zwischen glühenden Kohlen einer Hitze aus, welche das Blei und mit ihm das S. wieder ausfließen macht. Dieses Verfahren heißt Aussaigern; das erhaltene silberhaltige Blei unterliegt dann natürlich ebenfalls der Treibarbeit. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß auch bei direktem Verschmelzen von Silbererzen mit Blei oder bleireichen Substanzen eine Bleisilberlegierung das Resultat sein wird. Man findet dies Verfahren in Mexiko und schon die alten Mexikaner betrieben es als das einzige ihnen bekannte; es ist aber nur auf besonders reiche Erze anwendbar. In einem und demselben kleinen Ofen werden mit Erzen und Bleiglanz erst die Röstung, dann die Schmelzung, dann das Abtreiben vorgenommen und zwar auf gut Glück, denn die Leute arbeiten bei völligem Mangel an hüttenmännischen Kenntnissen höchst unsicher. Für die ärmeren Erze dient dort die Amalgamation, das Verfahren, bei welchem das Quecksilber das Beförderungsmittel ist. Es geschieht diese Arbeit meist noch in der Weise wie sie vor 300 Jahren eingeführt wurde, in freien Haufen; nur in wenigen größern Werken treibt man die neuere Amalgamation in Fässern. Man pocht die Erze und mahlt sie mit etwas Wasser zwischen Steinen auf Maultiermühlen fein. Der Schlamm wird auf gepflasterten Plätzen in Haufen gesetzt und unter Umschaufeln und Eintreiben von Maultieren mit einer Partie Seesalz gemengt. Nach einigen Tagen werden ebenso gründlich Gemenge von Kupfervitriol oder geröstetem Kupferkies und geröstetem Schwefeleisen eingearbeitet und wird immer für Feuchthaltung der Haufen gesorgt. Sonnenhitze, Luft und Feuchtigkeit bewirken nun in der Masse chemische Umsetzungen, welche zur Folge haben, daß alles Silber der Erze, welches nicht von Natur schon Chlorsilber ist, also Schwefelverbindungen und gediegene Partikelchen des Silbers, ebenfalls in Chlorsilber verwandelt werden. Man beginnt dann mit dem Einarbeiten von Quecksilber in die Haufen, was periodisch bis zur Reife der Dinge fortgesetzt wird. Das Quecksilber bringt eine neue Reaktion hervor: ein Teil desselben zerlegt das Chlorsilber und bildet mit dem Chlor desselben Chlorquecksilber; ein andrer Teil nimmt das hierdurch metallisch gewordene S. auf und bildet mit ihm das gesuchte Amalgam, das nach dem Ausschlämmen der ganzen Masse mit vielem Wasser in Kufen als breiiger Bodensatz zurückbleibt. Dieser wird in Destillierkolben oder Retorten gebracht, das Quecksilber durch Hitze abgetrieben und in kaltem Wasser wieder aufgefangen; der Rückstand ist ein sehr poröser Silberkuchen, sog. Tellersilber. Der Amalgamationsprozess dauert je nach der Witterung 14 Tage bis 4 Wochen. Man verwendet viermal soviel Quecksilber als man S. vermutet,