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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Silber

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Silber - Silber

die das eigentliche Trockenmittel sind. - Zoll: Flüssige S. und Trockenöle gem. Tarif Nr. 5 a. Trockne S. zollfrei.

Silber (Argentum; frz. argent; engl. silver). Wie das Gold ist auch das S. seit den ältesten Zeiten bekannt und hochgeschätzt und teilt mit jenem das Amt, der Wertmesser aller Dinge zu sein. Es bildet das Kleinmaß und überbietet in seiner Anwendung hierzu wie zu andern Zwecken das Gold ebenso wie in der größern Häufigkeit des Vorkommens. Man hat angenommen, daß die auf der Erde vorhandene Silbermenge etwa das Fünfzehnfache von der des Goldes betragen möchte; die gegenseitige Würdigung der beiden Metalle ist merkwürdig genug seit langen Zeiten im ganzen die nämliche geblieben, sodaß immer das Gold annähernd 17mal mehr wert war als das S. Es ist dieses letztere Metall in feiner Verteilung noch weit verbreiteter als das erste, denn es sind selbst alle Meere schwach silberhaltig, und von manchen Gebirgs- und Höhenzügen gilt das nämliche; nur läßt sich dem S. wegen seines geringern Wertes nicht so weit nachgehen als dem Golde. Dennoch stammt das meiste des jetzt in Europa gewonnenen S. aus den winzigen Anteilen, welche in Schwefel-, Blei- und Kupfererzen stecken, sodaß also die meisten Silberhütten zugleich Blei- oder Kupferhütten sind. Die eigentlichen reichern Silbererze sind in Europa schon stark abgebaut und der Ertrag ist nirgends mehr so bedeutend wie in frühern Zeiten. Im Altertum gewannen selbst die Griechen Gold und S. im eigenen Lande. Die große Silberkammer war aber damals die spanische Halbinsel. Von dort holten Phönizier, Karthager und Römer durch lange Zeiten ungeheure Mengen des Edelmetalles und trieben in die Pyrenäen großartige, jetzt mit Wasser gefüllte Stollen. Auch die Araber sollen dort noch viel S. gegraben haben; der spanische Bergbau kam erst mit der Entdeckung des silberreichen Amerika gänzlich zum Erliegen. Die jetzige Silberausbeute in Spanien ist gegen früher unbedeutend; das meiste wird noch gewonnen bei Gelegenheit der Bleigewinnung aus Bleiglanz, von dessen kleinem Silbergehalt die Alten keine Ahnung haben mochten. Im Mittelalter waren österreichische Gruben Hauptquellen des Metallreichtumes. Die berühmten Werke von Schemnitz und Kremnitz (Gold) sollen schon über 1000 Jahre im Betriebe sein und sind es mit mäßigem Erfolge noch jetzt, ebenso das ehemals berühmte Joachimsthal in Böhmen, etwa seit dem 10. Jahrhundert bekannt. Ferner sind noch zu nennen: Przibram, welches 1874 20351 kg S. lieferte, Kuttenberg und Abertham in Böhmen, einige anderweite Fundorte in Ungarn, im Banat, in Siebenbürgen; mit kleinen Quantitäten Tirol, Steiermark, Oberösterreich, Militärgrenze. Das sächsische Erzgebirge (Gegend von Freiberg und Annaberg) ergab 1874 20592,7 kg; der Ertrag sinkt aber allmählich. Weiterhin liefert der Harz (Klausthal, Rammeisberg bei Goslar, Andreasberg) Erträge, wenn auch klein im Verhältnis zu frühern Zeiten; so 1876 Rammeisberg 4965,4 kg; der Oberharz 24882,61 kg, teilweise aus angekauften Erzen. Zu erwähnen ist hier auch der Kupferschieferbau im Mansfeldischen. Die Silberausbeute vom ganzen Deutschland wurde im Jahre 1875 zu 300000 kg geschätzt. Schweden mit seinen ehemals fabelhaft reichen Silberwerken zu Kongsberg in Norwegen schreibt man noch 10000 kg zu, Frankreich 3000 kg; die spanischen Erträge der Jetztzeit kennt man nicht genau. Einen ziemlich regelmäßigen Ertrag hat das erzreiche Großbritannien aus seinen silberhaltigen Bleierzen (1874 etwa 50000 Unzen zu 0,0283 kg). Sie finden sich am häufigsten in England, dann folgen abnehmend Wales, Insel Man, Irland, Schottland. Nach einer, in Muspratts Chemie enthaltenen Zusammenstellung betrug 1874 die Silberproduktion der verschiednen europäischen Staaten für Österreich 38496 kg, Deutschland 154079 kg, England 15838 kg, Schweden 700 kg, Norwegen 3500 kg, Rußland 11799 kg, Frankreich 34000 kg (?), Spanien 33000 kg, Italien 3400 kg. Von den Erträgen Asiens ist kaum etwas bekannt; namentlich kennt man nicht die Produktion Chinas und Japans, welche an Gold wie an S. beträchtlich sein soll. Im Süden wird in Ava, Malakka, Borneo, Sumatra neben einigem Gold nur unbedeutend S. gefunden; nur Annam oder Tonquin haben mehr S. als Gold. - Das reichste Silberland ist Amerika. Dort bergen die Anden in ihrer ganzen Ausdehnung Schätze, die trotz der Milliarden, die seit dem Einfall der Spanier von dort weggeschleppt wurden, noch auf viele Jahrhunderte vorhalten können, um so mehr als auch dort, wie überall, die reichen Funde selten sind und man im allgemeinen nur arme Erze, aber ganze Gebirge voll, zur Verfügung hat. Die alten reichen Schatzkammern, die sprüchwörtlich gewordnen Werke von Potosi in Bolivien, Cerro de Pasco in Peru u. a. sind allerdings ausgeräumt und es läßt sich nicht mehr aus dem Vollen schneiden. Eine gesteigerte und nachhaltige Produktion ist hervorgerufen worden durch das Eintreten vieler englischer und andrer fremder Gesellschaften mit bessern Betriebsmitteln. Mexiko steht an der Spitze aller S. produzierenden Länder, dann folgen Peru, Chili, Bolivia. Hierzu kommen weiter noch die Silberschätze Kaliforniens. - Das S. kommt unter mancherlei Verhältnissen in der Erdrinde vor, teils gediegen, teils verschiedentlich vererzt. Das gediegene S. wird in den meisten eigentlichen Silberbergwerken gleichsam als Ausputz gefunden, bildet aber nur einen sehr geringen Teil der Ausbeute. Es erscheint, meist in Klüften von festem Gestein, grau oder gelb angelaufen, in Form von Draht, Gewürzel, Moos, in dünnen Blechen und in selteneren Fällen in dickern Platten oder Klumpen von ein oder mehreren Kilo Gewicht. Manchmal bestehen die Silbererze, wenigstens in Amerika, auch aus Gestein, in welchem gediegenes S. in sehr kleinen Partikeln eingesprengt ist. Öfter enthält das gediegene S. Antimon, Kupfer oder Arsenik; etwas Gold ist meistens vorhanden, und in dem neuen Silberdistrikt von Kalifornien (Nevada) begegnen sich Gold und S. dergestalt, daß zuweilen natürliche Legierungen von gleichviel Gold und S. vorkommen. Auf dem harzer Werke Andreas-^[folgende Seite]