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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Semina. Samen.

Sémina (Fructus) orýzae.

Reis.

Orýza vulgáris. Graminéae. Ostindien, von dort über die ganze gemäßigte und heisse Zone der Welt verbreitet.

Die Kultur des Reises geschieht auf Feldern, welche durch künstliche Vorrichtungen zeitweise ganz unter Wasser gesetzt werden können. Das Unterwassersetzen der Felder geschieht während der Wachsthumsperiode mehrere Male, nur der sog. Bergreis, Oryza montana, verträgt trockenen Boden. Man baut in den verschiedenen Gegenden zahlreiche Spielarten, die auch äusserlich ein verschiedenes Produkt liefern. Der meiste Reis kommt im rohen Zustände nach Europa, wird dort erst in eigenen Reismühlen, durch Stampf- und Walzwerke, geschält und geschliffen und dadurch erst zur marktfähigen Waare gemacht. Die hierbei gewonnenen Abfälle sind als Reiskleie und Reisschrot sehr gesuchte Futterartikel. In ihnen ist der grösste Theil der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Reises enthalten.

Guter Reis muss möglichst ganzkörnig, gleich gross, trocken, weiss und halb durchsichtig, frei von Staub sein, beim Kochen stark aufquellen und ohne säuerlichen Geschmack sein. Graue Waare ist stets ordinär, meist havarirt.

Bestandtheile. Stärkemehl bis zu 85 %; eiweisshaltige Bestandtheile 1-2 %; Spuren von Fett.

Von den Handelssorten sind die wichtigsten: Carolinreis, lang, eckig, mattweiss, durchscheinend (sehr geschätzt). Javareis (beste Sorte "Tafelreis") kleiner wie der vorige. Pattnareis klein, langgestreckt, weiss. Bengalreis gross, grob, etwas röthlich. Rangoonreis eine mittlere Sorte; italienischer Reis, derb, rund, weiss.

Der Reis, obgleich seiner Zusammensetzung nach für sich allein kein besonders gutes Nahrungsmittel, weil ihm die Stickstoffbestandtheile fehlen, ist dennoch eins der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt. Er vertritt in den tropischen Ländern die dort nicht gedeihende Kartoffel, zum Theil auch unser Brotkorn.

Ausser zur Nahrung dient er in seiner Heimath zur Darstellung des Reisbranntweins, des sog. Arrac.

Sémina paeóniae.

Paeonienkörner, Zahnperlen.

Paeónia officinális. Ranunculacéae.

Kultivirt.

Die getrockneten reifen Samen der Pfingstrose, erbsengross, blauschwarz, glänzend. Dienen nur, auf Fäden gereiht, zu Zahnhalsbändern, denen man abergläubischer Weise günstige Einwirkungen auf das Zahnen der Kinder zuschreibt.