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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Honig; Mel

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Chemikalien organischen Ursprungs.

Mel.

Honig.

Der Honig wird von der Honigbiene, Apis mellifica, ein zu den Hymenopteren gehörendes Insekt, aus den Nektarien der Blüthen gesammelt und, nachdem er im Körper der Biene wahrscheinlich eine gewisse Umwandlung erfahren, in eigenen, aus Wachs geformten Zellen, den sog. Honigwaben abgelagert. Man unterscheidet bei dem europäischen Honig "Jungfern- oder Leckhonig", durch freiwilliges Ausfliessen der jüngeren Waben gewonnen, meist heller von Farbe und feiner von Geschmack, ferner rohen oder "Seimhonig" (Mel crudum), gewonnen durch Auspressen und Ausschmelzen der Waben. Letzterer ist dunkler und fast immer von scharfem, kratzendem Geschmack, indessen je nach den Blüthen, welche die Bienen hauptsächlich zu ihrer Nahrung benutzt haben, auch sehr verschieden. Am feinsten und auch am hellsten ist der von Lindenblüthen und Raps, während der Heide- und Buchweizenhonig strenger von Geschmack und sehr dunkel ist. Südfranzösischer Honig riecht häufig nach Rosmarin und Lavendel; ungarischer und italienischer H. nach Meliloten.

Frisch ausgelassener Honig ist klar, zähflüssig, erst nach Wochen fängt er an trübe zu werden; der in ihm enthaltene Traubenzucker scheidet sich allmälig in fester Form ab und die ganze Masse erstarrt nach und nach mehr oder minder.

Neuerdings kommen grosse Mengen Honig von Amerika zu uns, namentlich sind Westindien, Chile und Californien die Länder, welche am meisten nach Europa exportiren. Der amerikanische Honig ist gewöhnlich fast weiss, von schwachem Arom und etwas säuerlichem Geschmack. Nur die ganz feinen Valparaisosorten kommen dem europäischen Honig annähernd gleich. Für Speisezwecke sind sie daher wenig brauchbar, desto besser aber, ihrer hellen Farbe halber, zur Bereitung des gereinigten Honigs.

Bestandtheile. Hauptsächlich Fruchtzucker (flüssig bleibend) und Traubenzucker, das Festwerden bedingend. Ferner Spuren von Riechstoffen; freie Säure und etwas wachsartige Substanz.

Anwendung. Medizinisch hier und da als Zusatz zu Gurgelwässern, Haarwässern (Honey water); zur Darstellung der Honigseife; sonst vor Allem zu Genusszwecken.

Der Honig ist, da er leicht in Gährung übergeht, stets am kühlen Orte in Holz- oder Steingefässen aufzubewahren. Er unterliegt vielfachen Verfälschungen und da Geruch, Geschmack und Konsistenz nicht immer einen sicheren Anhalt geben, ist häufig eine weitere Prüfung nöthig. Zu diesem Zweck mischt man 1 Th. Honig mit 2 Th. Wasser und 4 Th. 90% Sprit. Die Lösung ist etwas trübe und setzt nach längerem Stehen einen geringen Bodensatz ab. War Stärkemehl zugesetzt, ist der Bodensatz grösser und zeigt mit Jodwasser blaue Färbung. Ein anderer Theil des Bodensatzes wird mit sehr verdünnter Salpetersäure erwärmt, filtrirt