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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Geschäftliche Praxis.

weder nur mit kräftigen ätherischen Oelen, wie Pfefferminz-, Nelkenöl u. a. m. parfümirt, oder man setzt ihnen noch medizinisch wirkende, meist antiseptische Stoffe zu, wie Thymol, Salicylsäure und Borsäure. Zahntinkturen sind parfümirte, alkoholische Auszüge, theils von Harzen, theils von adstringirenden Drogen, wie Katechu, Kino, Ratanhawurzel u. a. m. Die Zahntinkturen sollen theils erfrischend, namentlich aber auf das Zahnfleisch kräftigend wirken.

Zahnseifen und Zahnpasten sind Zahnreinigungsmittel zum Putzen der Zähne, welche durch Seifen oder andere klebende Mittel, wie Honig oder Zuckersirup, in feste Pastaform gebracht sind. Als Grundlage kann dabei jedes gute kräftig parfümirte Zahnpulver dienen.

Zahnkitte und Zahnplomben. Unter ersteren verstehen wir Stoffe, die zum Ausfüllen hohler Zähne vom Publikum selbst benutzt werden. Es dienen hierzu entweder Mischungen aus Wachs und Harzen, gereinigte Guttapercha oder sehr konzentrirte Mastixlösungen, die mit Watte in den betreffenden kranken Zahn gesteckt wird. Zahnplomben, wie sie von den Zahnärzten benutzt werden, sind entweder Amalgame von Gold, Silber oder Kupfer oder sog. Cementplomben, hergestellt durch Vermischung ganz konzentrirter Chlorzinklösung mit Zinkoxyd, dem meist etwas feines Glaspulver zugesetzt ist; sie erhärten sehr rasch und werden ausserordentlich hart.

Parfümerien und Räuchermittel. Bei der Darstellung der Parfümerien muss als erste Regel gelten, dass nur die feinsten Qualitäten sowohl der ätherischen Oele, wie des Spiritus resp. der Fette zur Verwendung kommen. Bei den spirituosen Parfümerien ist ferner für die volle Entwickelung des Geruchs eine gewisse Zeit des Lagerns nothwendig; auch setzt man den Alkoholgehalt nach Fertigstellung der Mischung auf etwa 80% herab. Der Geruch wird hierdurch weit feiner und milder. Sehr vorsichtig ist mit dem Zusätze von Moschus, Ambra oder Zibeth zu verfahren, wenn diese Gerüche nicht vorherrschen, sondern nur als Verstärkungsmittel des allgemeinen Parfüms dienen sollen. Zu beachten ist ferner, dass man niemals Gerüche zusammenbringt, die sich nicht mit einander vertragen oder überhaupt nicht zu einander passen. Das fertige Parfüm muss stets, wenn nicht ein bestimmter Geruch vorherrschen soll, z. B. Rose, Patchouly, Moschus in seiner Gesammtheit einen einheitlichen Charakter tragen, d. h. in seiner Mischung darf kein besonderer Geruch vorherrschen. Ganz empfehlenswerth ist es, die fertige Mischung vor der Filtration oder vor dem Absetzenlassen mit ein wenig gebrannter Magnesia durchzuschütteln; hierdurch wird etwa schon eingetretene Verharzung der ätherischen Oele beseitigt und der Geruch verfeinert.

Bei der Darstellung von Eau de Cologne und sonstigen Parfüms gilt vor Allem das oben Gesagte. Eau de Cologne ist eines der erfrischendsten Parfüms, dessen Grundcharakter durch Orangenblüthenöl und die sog. Schalenöle bedingt ist; kleine Zusätze von kräftigen Kräuterölen, wie