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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Geschäftliche Praxis.

Lavendel-, Thymian- und Pfefferminzöl, erhöhen die erfrischende Wirkung; dagegen sollte bei diesem Parfüm jeder Zusatz von Moschus oder Zibeth vermieden werden. Die mit dem Namen Bouquets bezeichneten Parfümerien sind ursprünglich nur Mischungen französischer Extraits (s. d.). Heute, nach Entdeckung einer ganzen Reihe künstlicher Riechstoffe, wie Vanillin, Cumarin, Heliotropin, Terpineol u. a. m. lassen sich die Extraits vielfach künstlich nachbilden.

Extraits. Zieht man Pomaden, Huile antique oder die bei der Extraktionsmethode bleibenden Rückstände mit nicht zu starkem Sprit aus, so nimmt dieser den grössten Theil des Riechstoffes auf und heisst nun Extrait. Es sei hier gleich bemerkt, dass lange nicht alle Blumen- Extraits, wie sie aus Frankreich zu uns kommen, den Blüthen entstammen, nach welchen sie benannt werden. Weitaus die meisten von ihnen sind künstliche Nachbildungen aus verschiedenen Blüthen-Extraits mit Zuhilfenahme von ätherischen Oelen und anderen Riechstoffen. Wirklich einfache, nur aus den betreffenden Blüthen hergestellte Extraits sind wohl nur Extrait de Jasmin, aus den Blüthen von Jasminum odoratissimum, Extrait de Cassie, von Acacia Farnesiana, Extrait de Tuberose, von Polianthes Tuberosa, und Extrait de Violette, von Viola odoratissima. Aber selbst bei diesem letzten Extrait wird schon künstlich nachgeholfen, denn eine gute Nase kann den Zusatz von Moschus leicht herausfinden. Auch Extrait de Rose und Extrait des fleures d'Orange sind wohl nur selten ganz reine Blüthenprodukte. Die übrigen, wie Extrait de Lilas (Flieder, Hollunder, Syringe), Extrait de Giroflé (Levkoyen), Extrait d'Heliotrope, de Reseda, de Lys (Lilien) und viele andere mehr sind Kunstprodukte, die wir gerade so gut nachbilden können als die Franzosen.

Schliesslich fügen wir noch hinzu, dass die Franzosen mit dem Ausdruck "Extrait" nur die spirituosen Auszüge der durch Enfleurage oder Extraktion bereiteten Blüthenpomaden verstehen, während die ätherischen Oele mit Essence bezeichnet werden. So ist also unter Extrait de rose der spirituöse Auszug von Rosenpomade, unter Essence de rose das ätherische Oel zu verstehen.

Räucheressenzen sind spirituöse Auflösungen von Harzen, ätherischen Oelen und anderen aromatischen Stoffen in Weingeist. Räucheressig dagegen ist entweder ein Auszug aromatischer Kräuter und sonstiger Stoffe mittelst Essig, oder eine spirituöse, aromatische Lösung, die mit Essigsäure versetzt ist.

Räucherpapier. Unter diesem Namen versteht man Papier, welches mit starker Räucheressenz, in der reichliche Mengen wohlriechender Harze aufgelöst sind, getränkt oder überzogen ist. Räucherpulver besteht aus feinen zerkleinerten Spezies farbiger Blüthen und Veilchenwurzeln mit ätherischen Oelen und Räucheressenz parfümirt. Unter Riechsalzen verstehen wir Mischungen, die freies Ammoniak entwickeln oder Ammoniumcarbonat enthalten. Sie dienen zum Aufriechen als Erfrischungs- und Be-^[folgende Seite]