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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Zweiter Theil

Die Herstellung der gebräuchlichen Handverkaufsartikel.

Schlagworte auf dieser Seite: Lithographische Tinten

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Tinten.

Man schmilzt zuerst das Wachs und erhitzt, bis das Schäumen aufgehört hat. Dann fügt man Talg, Schellack, Mastix und Harz hinzu, und wenn auch diese Stoffe geschmolzen, die feingeschabte Seife und den Kienruss. Nun wird so lange weiter erhitzt, bis sehr unangenehm riechende Dämpfe auftreten oder die Masse sich entzündet. Im letzteren Falle wird die Flamme durch Auflegen eines Deckels rasch erstickt und die Masse nun in Papierkapseln oder Stangenformen ausgegossen.

Die ganze Schwierigkeit der Bereitung dieser Grundmasse liegt darin, dass man den richtigen Grad der Erhitzung trifft. Zu starke Erhitzung macht die Masse mager, nicht genügende Erhitzung zu fett und beides verhindert eine gute Uebertragung der Schrift auf den lithographischen Stein. Unseren Versuchen nach ist die richtige Erhitzung erreicht, wenn sich die Dämpfe, durch ein in die Nähe gebrachtes brennendes Streichholz, sofort entzünden. Ferner kann nach unserer Ansicht der Kienruss sehr gut fehlen und bei der Bereitung der Tinte durch ein Anilinpigment ersetzt werden.

Wer die autographische Tinte nur sehr selten und in kleinen Mengen braucht, kann die Grundmasse in Stäbchenform, in Art der chinesischen Tusche, auf Glas oder Porzellan mit Wasser anreiben. Für grössere Mengen aber und für den Verkauf stellt man die Tinte aus der Grundmasse in folgender Weise dar.

Grundmasse 200,0

Anilinblau 5,0

Wasser 1500,0

werden so lange zusammen gekocht, bis das Gewicht 1000,0 beträgt, dann wird die Flüssigkeit sofort auf kleine Flaschen gefüllt.

Der für die Auffärbung der Tinte vielfach empfohlene Indigokarmin eignet sich sehr schlecht für diesen Zweck, weil er meistens eine so grosse Menge von Salzen enthält, dass dadurch eine Ausscheidung von Seife erfolgt.

Es giebt noch eine ganze Reihe Vorschriften über autographische Tinten, welche wir aber übergehen, da wir sie nicht ausprobirt haben und sie ohnehin der eben besprochenen mehr oder weniger gleichen.

Lithographische Tinten und Stifte.

Für die Herstellung der Lithographie im engeren Sinne, d. h. zum direkten Zeichnen oder Schreiben auf den Stein, bedarf man etwa der gleichen Tinten und Grundmassen, wie sie zu der autographischen oder Uebertragungstinte nothwendig sind. Die Tinte wird bei Schrift und feinen Zeichnungen mit der Feder oder dem Pinsel direkt auf den Stein gezeichnet, dieser dann mit Säure abgebeizt; dadurch werden die Stellen, welche mit Tinte bedeckt sind und daher in Folge des Fettgehaltes der Tinte von der Säure nicht angegriffen wurden, etwas erhaben stehen. Nachdem die Schrift durch die Walze mit Druckerschwärze überzogen, erfolgt die Uebertragung auf das Papier durch einfachen Druck. Für