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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

Schlagworte auf dieser Seite: Rudolfen; Spiser

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mit Hammer und Feuer verschiedene Metalle zu bearbeiten, z. B. Rosse zu beschlagen, Nägel und eiserne Haken anzufertigen, Schlösser und Schlüssel zu machen, Mörser, Glocken und Töpfe zu gießen, und einer von ihnen war ein erfahrener Goldschmied. Einer aber von diesen Brüdern war ein Dienstmann am Hofe des Herrn von Wirtenberg, der sagte mir oft, daß er längst unter die Adeligen gerechnet worden wäre, wenn er nur einen andern Namen gehabt hätte. Denn wegen dieses Namens Schmid (pag. 110) riefen alle Reiter im Feld ihn an, wenn irgend ein Schaden einem Roß begegnete, und weil er zu raten und zu beschlagen verstand, hielten sie ihn für einen bloßen Schmied, der von seinem Handwerk sich nährte. Aber auch in Basel gibt es heute eine adelige Familie, Schmidli genannt, und in Veldkirch sind auch gute, einst reiche Bürger, die Schmid heißen. So ist es auch mit dem geringen Namen Schütz, der eine edle Familie bezeichnet.

Spiser.

Die Familie der Spiser, klein an Zugehörigen, aber ihrem Ursprung nach nicht die kleinste. Denn vor wenigen Jahren zierte sie durch Reichtum und Zahl der Personen die Stadt Gmünd und sie führten gewaltig das Regiment daselbst, unter den Besten dieser Stadt die Besten. Als aber eine Zwietracht unter den Gmündern ausbrach, begaben sich die Spiser in die Stadt Giengen. Von da aber kam einer nach Ulm, und als er dort eine edle Frau genommen,. stieg er zu den Bürgern des dritten Ranges auf und versuchte eine eigene Familie seines Namens zu gründen. Familien dieses Namens habe ich an verschiedenen Orten gefunden: eine von ausgezeichnetem Adel in Diesenhofen, 1) von der ich wackere Kriegsleute gesehen habe; eine andere Familie von guten Bürgern in Basel; eine dritte bäuerliche in Bissingen 2) bei Ecclesiapolis, das gewöhnlich Kirchen heißt. Ich glaube aber, daß dieser Name in Zeiten sehr heftiger Hungersnot beigelegt worden sei. Es gab nämlich dort ziemlich viele, welche Getreide, Korn und anderes, woraus man Brod bereiten konnte, aufbewahrt hatten und dieses an solche verteilten, die die äußerste Not litten; und diese Verteiler nannte man Spiser, von denen einige Adelige, einige Bürger, einige Landleute waren. Es hatte nämlich zu dieser Zeit dieser Name einen ehrenvollen Klang, und von vielen Städten und Dörfern eilten sie an den Ort, wo man gehört hatte, daß ein Spiser seinen Wohnsitz habe. So glaube ich auch, daß dieser Name dieser Familie, von der die Rede ist, beigelegt worden sei.

Rudolfen. (pag. 111)

Die ziemlich alte Familie der Rudolf wanderte einst von München nach Augsburg aus, von wo in unserer Zeit einer seinen Wohnsitz nach Ulm verlegte, wobei er alle seine Habe mitbrachte und hier nach gewöhnlicher Sitte in die Genossenschaft der Bürger des dritten Ranges aufgenommen wurde, mit denen er heute noch leben wird. Woher aber dieser Name Rudolf ihm beigelegt worden sei, habe ich nicht gehört; wir wollten denn annehmen, daß sie selbst von dem Ort Ruodelfingen 3) stammen; oder daß es einst einen Knecht des ersten

1) Wohl Diessenhofen im schweizerischen Kanton Thurgau am Rhein.

2) Veesenm.: Bissingen an der Teck, württ. OA. Kirchheim.

3) Rudolfingen 1) Dorf im Kanton Zürich, Bez. Andelfingen, 2) weniger wahrscheinlich Dorf in Oberösterreich, Bez. Rohrbach, 3) im oberbayer. Landgericht Freising.