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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die hellenische Kunst

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Die hellenische Kunst.

natürlich auch in der Kunst und dem Stile dieses Zeitraumes aus. Erstere wird ganz "verweltlicht", die Tempelbauten treten in den Hintergrund, dafür kommen die Herrscherpaläste auf. Die verschiedenen Fürstengeschlechter, welche sich in das makedonische Reich teilten, wetteiferten miteinander, ihre Städte mit Prachtbauten zu schmücken, welche zum Ruhme ihres Namens dienen sollten. Außer den Palästen entstehen jetzt auch die großartigen Grabdenkmäler (Mausoleum) und andere Bauwerke, welche dem persönlichen Ruhm dienten, denn auch die reichen Vornehmen folgten dem Beispiele der Herrscher.

Die schon zu Ende des vorigen Zeitraumes aufgekommenen Denkmale zur Erinnerung an errungene Siege bei Wettkämpfen werden immer häufiger. (Man nennt sie gewöhnlich "choragische Monumente"; in Athen erhielten nämlich die Führer eines Chors, Choragen, bei den musikalischen Festspielen als Siegespreis Dreifüße - Tripoden - welche dann öffentlich auf Säulen oder in tempelartigen Bauten aufgestellt wurden.) Die Wohnhäuser wurden jetzt auch prunkvoller gebaut, die Hofleute brauchten ja keine Rücksicht auf das Volk mehr zu nehmen. Da das öffentliche Leben den volksherrschaftlichen (demokratischen) Zug verloren und einen höfisch-vornehmen gewonnen hatte, stellt sich die Kunst in den Dienst der Prunksucht und es werden die üppigen, schmuckreichen Formen bevorzugt; der korinthische Stil kommt zur vorwiegenden Geltung. Die Laune und der Geschmack der einzelnen Auftraggeber muß berücksichtigt werden, dies hat zur Folge, daß auch die Bauten nicht mehr sich strenge an die Stilformen binden, sondern eine mannigfaltige Abwechslung zeigen.

Entartung des Stils. Dabei geht das feine Kunstgefühl vielfach verloren, man will Wirkung erzielen, die Aufmerksamkeit fesseln, und greift zu augenfälligen Mitteln: riesige Ausdehnung der Bauten und überreichen Schmuck. Zu diesem Zwecke werden auch Bau-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 99. Der Westgiebel des Tempels zu Olympia.]

^[Abb.: Fig. 100. Jungfrau und Kentaur.

Vom Westgiebel des Tempels zu Olympia.]