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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Germanische Kunst

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Germanische Kunst.

14½ m, die Seitenschiffe je 6½ m breit), mit welchen die etwas schwachen Formen der Pfeiler nicht in rechtem Einklang stehen. Die Fenster sind in zwei Reihen angeordnet, wie bei der Elisabethkirche in Marburg.

Bologna. Den Ehrgeiz, die größte Kirche Italiens zu besitzen, hatten auch Bolognas Bürger. Im Jahre 1390 beauftragten sie den Meister Antonio, einen Bologneser, das Modell des Domes S. Petronio herzustellen, und dieser entwarf einen Plan von wirklich erstaunlicher Großartigkeit. Wäre derselbe ausgeführt worden, so besäße Bologna wahrscheinlich das vollendetste gotische Bauwerk Italiens. Für die Anlage diente offenbar der Florentiner Dom als Vorbild, doch mit wesentlicher Vergrößerung und auch Verbesserungen, namentlich hinsichtlich der Helligkeit durch reichlichere und günstigere Anordnung der Fenster. Entlang den Seitenschiffen ist noch eine Reihe von Kapellen angelegt, die niedriger als jene sind, so daß drei Reihen Oberlichtfenster auf jeder Seite (im Mittelschiff, im Seitenschiff und den Kapellen) den Raum erhellen. Diese Kapellenreihen hätten auch das Querschiff und den Chor einrahmen sollen, die Vierung wäre - gleichwie im Florentiner Dom - mit einer auf 8 Pfeilern ruhenden Kuppel überdacht worden. Chor und Querschiff kamen jedoch nicht zur Ausführung, und das Langhaus wurde (1647) mit einer einfachen runden Chornische abgeschlossen. Ebenso blieb auch die Stirnseite, für welche reiche Marmorverkleidung vorgesehen war, unausgeführt. Obwohl der Bau in seiner jetzigen Gestalt fast ruinenhaft aussieht, übt das Innere doch eine bedeutende Wirkung aus.

Lombardei. Bemerkenswert ist die Thatsache, daß die Lombardei, wo doch im Volkstum der germanische Bestandteil am stärksten vertreten war, am zähesten an der romanischen Bauweise festhielt und nur deren Formen, oft ziemlich willkürlich, mit gotischen vermengte. Selbst im 14. Jahrhundert noch, als in Mittelitalien schon der Einfluß der Antike sich wieder regte, bestand die Neigung für den frühmittelalterlichen Stil fort, und so ergaben sich allerlei merkwürdige Bildungen und Formenmischungen, wofür der Dom von Cremona mit seinem Turm (mit 121 m der höchste Italiens,

^[Abb.: Fig. 307. Die Marienkirche zu Danzig.]