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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts

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Die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts.

Ueberlieferung hatte ihn schwer geschädigt. - Eine Bemerkung muß ich hier einschalten. Man spricht vielfach von einem "Jesuitenstil" und meint damit jene Richtung, welche sich durch Ueberladung mit Prunk kennzeichnet. Diese kam aber erst, wie bei Italien erwähnt wurde, nach Guarini-Pozzo im 18. Jahrhundert auf.

Damit hatte der Orden als solcher aber nichts zu thun. Sein bestimmender Einfluß fällt vielmehr in die Zeit vorher, von 1600-1680, und was in dieser geschaffen wurde, ist von der späteren Entartung noch frei. Die erwähnte Bezeichnung hätte also etwa nur in dem Sinne eine Berechtigung, in welchem die Franzosen z. B. von einem Stile Louis XV. sprechen: es ist die kirchliche Bauweise jener Zeit, in welcher die Jesuiten die katholische Welt geistig beherrschten und leiteten.

Da die weltlich-bürgerliche Art der deutschen Renaissance der römisch-kirchlichen Auffassung nicht entsprach, für letztere aber heimische Künstler erst erzogen werden mußten, so ergab sich naturgemäß, daß man Italiener berufen mußte. Die ersten Werke der neuen Richtung finden wir daher in einem geistlichen Fürstentum und in einem Lande, in welchem die Wiedereinbürgerung des Katholizismus am kräftigsten betrieben wurde, in Salzburg und Steiermark; hier wie dort sind sie von italienischen Meistern ausgeführt.

Salzburg. In Salzburg hatte schon Erzbischof Wolf Dietrich die Residenz (seit 1592) ganz im italienischen Palaststil aufführen lassen. Ihre Erscheinung unterscheidet sich wesentlich von jener anderer deutscher Fürstenschlösser der gleichen Zeit; der regelmäßige Grundplan, die Gliederung der Massen, die bedeutenden Abmessungen der Stockwerke, die anschließenden Bogengänge (die Dombögen), das alles ist in italienischem Geiste erfunden.

Umsomehr war dies natürlich der Fall bei dem Dome (erbaut 1614-1634), da ja Scamozzi den Plan desselben entworfen und dessen Schüler Santino Solari die Ausführung übernommen hatte. Wie ich bereits erwähnt habe, war der venezianische Meister für eine

^[Abb.: Fig. 612. Palast der k. u. k. ungarischen Garde.

Wien.]