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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Die Zukunft der Mode farbiger Schuhe

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aber man beschäftigt sich heutzutage häufig mehr noch mit Ameublement und der Einrichtung seines Hauses, als mit der persönlichen Toilette; zum mindesten läßt man diesen zweifachen Ausdruck des modernen Luxus mit einander Schritt halten. Man sieht mit andern Worten die einfachsten Hauskostüme sich in prächtig möblierten Zimmern bewegen, und man wird nur wenige Frauen finden können, die ihrem Anzüge eine auffallende Achtsamkeit widmen und sich dabei mit einer Wohnung begnügen, deren Vernachlässigung nicht mit ihren Spitzen und Schleppen übereinstimmt.

Das instinktive Verlangen nach Harmonie, die Abneigung gegen störende, ja oft geradezu klägliche Kontraste, nimmt eine ihrer ausgesprochenen Richtungen an, und wir sind im Großen und Ganzen in der Tat so weit gelangt, daß wir von der törichten, kleinlichen Eitelkeit, unsern Anzug zu einem Chaos von Kostbarkeiten zu machen, zu der unstreitig edleren Neigung übergingen, unser tägliches Leben und Wirten mit einem Rahmen zu umgeben, der so hübsch und so angenehm arrangiert wird, wie das unser Geschmack und unsere Mittel eben gestatten.

Unsere Mittel! Hinsichtlich dieses Punktes herrscht nur ein Irrtum: das ist die Anschauung, daß nur der Reichtum in den Stand setze, sich eine hübsche, wohnliche komfortable Häuslichkeit einzurichten.

Man kann sein Haus bei der Einfachheit und Bescheidenheit mittelständischer Verhältnisse zu dem hübschesten und lauschigsten Dasein gestalten, wie es andererseits Hunderte von Einrichtungen des Reichtums gibt, die gemütlich und traulich sein könnten - wenn sie eben nicht gar so glänzend aussähen.

Man soll zunächst nie bedauern, eine vollständige Einrichtung nicht im Ganzen mit einem Schlage herstellen zu können. Alle jene ungezählten Dinge, die uns in unsern vier Wänden umgeben, um unseren Bedürfnissen zu genügen, unserer Bequemlichkeit zu dienen, unser Auge und unsere Phantasie wohltuend zu beschäftigen, wir müssen sie, um uns unsere Umgebung angenehm und interessant zu machen, sozusagen Stück für Stück uns aneignen - etwa, wie die einzelnen Hälmchen, mit denen der Vogel draußen sein Nest baut.

Die Gegenstände um uns müssen unsern Geschmack und unsere Bedürfnisse darlegen; sie sind es, die von unseren Neigungen, unseren Vorzügen und Schwächen Zeugnis geben. Welcher Frau, die Interesse an der Literatur hat, wäre es so ganz unmöglich, sich mit der Zeit eine kleine Bibliothek von Lieblingsbüchern anzuschaffen, die, wohlgeordnet, ihrem Wohnzimmer einen freundlichen Anstrich gibt; welche Frau hatte nicht irgend einen Kunstgegenstand, "ein Andenken", an den rechten Platz zu bringen, einen Blumentisch zu Pflegen oder mit Liebhaberei Handarbeit in den Vordergrund der häuslichen Beschäftigung zu stellen? Welche Frau vermöchte nicht der Einrichtung ihres Zimmers auch einen bestimmten Ausdruck zu geben?

Das aufgeschlagene Buch auf dem Sofatisch, der angefangene Brief auf dem Bureau, die verschiedenen kleinen Körbe mit Wollknäueln und Stickmustern, der Strauß mit den Lieblingsblumen auf dem Nähtisch - sie sind uns die Zeichen des Lebens und der Beschäftigungen der in diesen Räumen waltenden Frau, und nichts ist trauriger und unwirtlicher als so ein Proletarierzimmer, in dem alle diese Kleinigkeiten fehlen. ... Ja, wenn die Mittel fehlen, so ist das Leben kalt und öde ...

Die Zukunft der Mode farbiger Schuhe.

Es gibt viele Propheten in der Schuhindustrie, darunter selbst ernst genommen sein wollende Fachblätter, die der Zukunft der farbigen Schuhe ein schlechtes Prognostikon stellen und sich sogar zu der Behauptung versteigen, daß diese Mode mit der Zeit nahezu ganz aufhören wird. Sie stützen ihre Behauptung auf die Angabe, daß farbige Schuhe nicht praktisch seien, da solche Schuhe die Farbe nicht hielten, zu leicht beschmutzt würden und sich dann nur schwer wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückführen ließen.

Jeder, der für die Vorgänge in der Schuhindustrie ein offenes Auge hat und speziell die Fortschritte in der Herstellung von farbigem Schuhwerk in der letzten Zeit aufmerksam verfolgte, wird die obigen Auslassungen als nicht zutreffend bezeichnen müssen und eher der Meinung sein, daß farbiges Schuhwerk in der nächsten Zukunft an Beliebtheit und Verbreitung noch zunehmen wird.

Farbige Schuhe sind vor allen Dingen schön und was schön ist, wird auch immer begehrt bleiben; es kann sich also in Zukunft nicht um einen Rückgang, sondern höchstens um eine Veränderung in der Mode der farbigen Schuhe handeln, insofern, als durch fortgesetzte Verbesserungen dem guten Geschmack des Publikums und der Zweckmäßigkeit immer mehr Rechnung getragen wird.

Es mag zugegeben sein, daß farbige Schuhe im Durchschnitt difficiler im Tragen sind, als schwarze; aber das ist ja gerade der Fortschritt unserer Zeit, daß man systematisch bestrebt ist, Mängel, die einzelnen industriellen Erzeugnissen anhaften, zu beseitigen, was bei den heutigen ausgedehnten Hilfsmitteln auch meistens gelingt.

Das zuletzt Gesagte läßt sich auch auf die Vervollkommnung der farbigen Schuhe anwenden.