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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Verwertung von Konservenbüchsen

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handle also folgerichtig Wetter nach der Natur und hänge an die richtig vorbereitete Wand nur ein Bild; natürlich ein gutes.

Gibt man das Geld, das früher die vielen Bilder für eine Wand kosteten, jetzt für eins aus, so hat man ohne Mehrausgabe einen Schatz im Hause, den sich jeder leisten kann.

Bei der Gelegenheit möchte ich gleich eine allgemein beliebte Sitte beleuchten. Man findet heutzutage fast kein Zimmer, in dem nicht "Pendants" hängen. Betrachten wir diesen zweiteiligen Schmuck einmal genauer. In dem Wesen dieser Bilder liegt schon, daß sie in der Zeichnung und Farbe übereinstimmen. Das zweite Bild ist nichts weiter als eine Wiederholung desselben Motivs in etwas abweichender Form; es ist demnach schon ziemlich überflüssig, denn es wiederholt das erste Bild nur, ohne es zu ergänzen. "Es gehört doch aber dazu!" sagt der Verkäufer. Ja, warum denn? Doch nicht aus Unvollständigteit des ersten Bildes? Nein, sondern es verdankt seine Entstehung einzig und allein der Neigung des Malers, der sie beide schuf, für dasselbe ansprechende Motiv; und der Kunsthändler bringt sie nun stets beide, wie der Posamentier die Strümpfe. Hängen die Bilder an der Wand, so hat das Auge an einem vollständig genug; das andere wirkt störend und langweilt.

Hat man nun ein Bild gefunden, welches dem Geschmack zusagt, das man sich öfter als einmal ansehen möchte, hat man es vielleicht schon erstanden, so betrachte man es einmal auf seine Größe hin. Auch die stoffliche und materielle Seite des Bildes verlangt Berücksichtigung. Viele Bilder, so schön sie sein mögen, sind nicht für die Wand berechnet; man hat erst rechte Erkenntnisfreude von ihnen, wenn man sie aus nächster Nähe betrachtet; man hänge sie deshalb nicht an die Wand, sondern zeige sie dem Freund in der Mappe, für die sie geschaffen sind. Das war der Fehler, den man in dem oben erwähnten Raum begangen hatte: Die beiden Kupferstiche gehörten nicht an die Wand, sondern in die Mappe. Freilich läßt sich nun nicht die Regel aufstellen, nach der man die Bestimmung des Bildes nach der Art der Technik festsetzt. Nein der gute Geschmack jedes einzelnen wird bald den Unterschied finden. Nur muß man sich vor einem Sichselbsttäuschen hüten. Der Besitzer, der das Bild schon oft aus der Nähe gesehen hat, kennt es; er sieht auch, wenn es an der Wand hängt, mehr davon als der Fremde. Macht er jetzt den Fremden auf das Bild aufmerksam, so wird er bald gefragt: Was stellt es dar? oder der Besuch fängt an, um Sessel und Tische herumzuwandern, bis er vor dem Bildchen steht. Das Bild hat also seinen Zweck an dem Platz verfehlt, weil es nicht von der Mitte des Zimmers betrachtet werden kann. An einer andern Stelle des Raumes, wo durch die Stellung der Möbel schon ein näherer Standort ermöglicht ist, hätte es seinen Zweck erreicht. Den Fehler findet man noch leider in sehr vielen Häusern. Ein Fortschritt ist schon darin gemacht, daß man nicht mehr die lieben Verwandten alle der Reihe nach als Photographien an die Wand hängt. Die Bildchen sahen wirklich aus, wie gerahmte Tapetenmuster. Versuche man es einmal mit einem der Größe der Wand angepaßten guten Bilde, dessen Besichtigung und genaues Erfassen von der Mitte des Raumes möglich ist, und man wird finden, das Auge bleibt bei dem einen Objekt, das ruhig vom einfarbigen Hintergründe wirkt und vertieft sich darin ganz und sieht darauf von Tag zu Tag mehr.

(Schluß folgt.)

Verwertung von Konservenbüchsen.

(Nachdruck verboten.)

Manche Hausfrau hat schon das Schicksal ihrer leeren Konservenbüchsen beklagt, mit denen sie nichts Besseres anzufangen wußte, als sie in den Kehricht zu werfen. Nun lassen sich aber sehr niedliche Vasen daraus anfertigen, die sich zu kleinen Geschenken, wie zum Schmuck des eigenen Heims trefflich eignen. Die Technik ist folgende: Man schneidet zuerst die etwa noch daran befindlichen Reste des Deckels, sowie die schadhaften Ränder glatt mit der Blechschere ab, so daß man einen sauberen Becher erhält. Dann wird die ganze Büchse von außen mit heißem Tischlerleim ziemlich dick bestrichen und rasch mit Gries, Reis oder grobkörnigem Sand bestreut. Alles Ueberflüssige schüttelt man ab. Nachdem die Büchse trocken geworden, streicht man sie mit Bronzepulver, das mit ungereinigtem braunem Siccativ und etwas Petroleum angerührt ist, an. Innen, wo keine Körner festgeklebt sind, wird sie ebenfalls, aber in abstechender Farbe bronziert. Sehr gut sieht es z. B. aus, wenn die Büchsen von außen kupferrot, messinggrün, lila, blau oder silbern und von innen goldig angestrichen ist. Vergoldet man sie von außen, so streicht man sie innen statt mit Bronze lieber mit siegellackroter oder braunroter Oelfarbe an. Eine goldene Außen- und eine metallfarbene oder silberne Innenseite macht sich nicht gut. wie man denn auch echt goldene Becher niemals innen versilbert, während das Gegenteil üblich ist. Die weitere Verzierung der Büchsen, die jetzt schon sehr hübsch aussehen, bewirken plastische Blumenornamente. Wer geschickt im Formen ist, kann eine zierliche Blütenranke - etwa einen Heckenrosenzweig oder eine Ranke von herbstlich gefärbtem Wein - aus Gummiknetmasse formen und in graziöser Anordnung mit Syndetikon auf der Büchse festkleben, indessen tun geleimte künstliche Blumen den gleichen Dienst. Man kann dazu alle alten Ball- oder Hutblumen verwenden. Sie werden zuerst losgewickelt, in heißen Tischlerleim ge-