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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Aus der orientalischen Küche; Um die Kaffeekanne herum

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taucht und dann mit dem Stengel an einer Schnur zum Trocknen aufgehängt. Bevor sie völlig erstarrt sind, biegt man sie in die gewünschten Formen und Stellungen und läßt sie dann vollends trocknen. Darauf werden sie zu hübschen Ranken zusammengebunden, worauf man die aneinandergewickelten Stengel auch noch mit heißem Leim bestreicht, um ihnen in Uebereinstimmung mit Blüten und Blätter die gleiche Dicke zu verleihen. Diese Ranken übermalt man mit Oelfarbe in den natürlichen Farben; sie sehen dann täuschend aus, wie Porzellanblumen, fast besser noch als die aus Knetmasse geformten. Zum Ueberfluß kann man sie noch mit farblosem Lack überziehen. Diese Blütenzweige werden alsdann auf die bronzierten Büchsen geklebt. Ranken aus Gummiknetmasse oder Brotteig bronziert man dagegen besser, da ihre Form doch meist nicht so naturgetreu ist, daß der farbige Anstrich ihnen nicht schadet. Der letztere läßt die Fehler nämlich so sehr viel mehr hervortreten. Sehr gut sieht es aus, wenn man zu der plastischen Dekoration ein farbiges Seidenband fügt, welches die Büchse umschlingt und sich anmutig durch die Blüten windet. Statt Gries, Reis oder Sand kann man auch alte Flaschenkorke zum Bekleiden der Büchsen verwenden. Sie werden in kleine unregelmäßige Stücke zerschnitten und auf die Büchsen geleimt. Nach dem Bronzieren - indessen dürfen diese Korkstücke nur mit Silber oder Gold, niemals farbig bronziert werden - sehen die Büchsen fabelhaft gediegen aus, fast, als ob sie aus Edelmetall beständen. Ueberhaupt gilt als Regel, daß diese dekorierten Büchsen um so hübscher sind, je dicker sie nach dem Bekleben erscheinen. Bleiben sie zu dünn, so gemahnen sie zu sehr an Blech. Die mit Kork bekleideten erübrigen des Blumenschmucks, man umwindet sie nur mit einem schweren seidenen Band, das zur Schleife geknüpft wird. M. K.

Aus der orientalischen Küche

berichtet ein Mitarbeiter der "Köln. Ztg." allerlei Amüsantes: Der Türke ist, obwohl bei Jagden gut zu verwenden, doch kein Jäger; Nachfrage nach Wild ist im Innern des Landes nicht vorhanden, so ist der Wildstand recht gut und in den Wäldern leben Hirsch, Reh und Wildschwein ein nur vom Bären und vom Wolf angefochtenes Dasein. Tausende von Zugvögeln, die an der Küste ermüdet rasten, fallen den Stöcken zum Opfer. Man bereitet die Wachtel zu, indem man sie in der Mitte fast durchschneidet und auf den Rost oder gleich auf die Kohlen legt. Der kleine Braten ist dann außen verbrannt und innen halb roh. Als einziges tierisches Fett dient dem Türken das Hammelfett. Der Krämer hat es immer in Häuten und mit Fleischstücken untermischt auf Lager. Butter kennt das Volk nicht, da die Milch sofort abgekocht und zur Käsebereitung verwendet wird. Der Rahm dieser Milch dient auch zur Herstellung des Kaimal, das sind Sahnefladen, die zerschnitten und mit Zucker gerollt werden und nicht übel sind. Oel wird zur Bereitung der Fische und der Gemüse gebraucht. Es gibt zwei aus Gemüse und Oel hergestellte Gerichte, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Hünkiar Beendi (dem Sultan hat es gefallen) und Imam Bejeldi (der Imam hat davon so viel gegessen, daß er ohnmächtig geworden ist); eine europäische Junge ist etwas erstaunt ob des Geschmackes dieser Lieblingsspeisen. Was man in kleinen Städtchen als Butter feilbietet, ist ein sehr verdächtiger, übelriechender Brei, der aus - Tripolis kommt. Das ist für den Butterverständigen ein hartes Wort. Forellen sind keine Seltenheit, und diese wie andere Fische werden gewöhnlich auf dem Rost gebraten. An der Küste bereiten die Griechen ein seltsames Gericht, das ganz vortrefflich schmeckt. Eine Unzahl minderwertiger Fische wird in Seewasser zu einem Brei gekocht, die Masse wird dann durch ein feines Sieb gegossen und mit einer Suppe aus Oel und verschiedenen Arten Gemüse zusammengetan. Dann legt man einige gekochte Fische hinein und gießt den Saft von Zitronen darüber. An Pilzen ist das Land überreich, aber man fürchtet sie und ißt sie selten. Der Muselmann verschmäht den Aal und die Schaltiere, die im Gerüche stehen, sich von Leichen zu nähren.

Der Türke liebt Leckereien; ihre Herstellung ist sehr einfach; Honig, Oel, Mehl und Zucker sind ihre Hauptbestandteile. Man versteht es sehr gut, Früchte, namentlich Quitten und auch Rosenblätter einzukochen. Bekannter sind die beiden Arten türkischer Süßigkeiten, die ins Ausland versandt werden: Halwa und Lukum. Halwa wird in düstern Küchen, die an Mephistos Hexenküche erinnern, gebraut. Man gebraucht dazu Honig mit den Waben, Sesamöl und Rosenwasser. Etwas Halwa und ein Stück Brot ist für den Türken schon ein genügendes Abendessen. Die kleinen, mit bunten Farben bemalten Zuckersachen, die in grellfarbige Florbeutelchen verpackt, auf dem Lande die Stelle von gedruckten erfreulichen Familiennachrichten vertreten, sind das Anspruchloseste, was man sich denken kann. Ekmek Kadaif heißt eine wurstartige Masse aus gepreßtem Aprikosenfleisch und welschen Nüssen, die auch manchmal ins Ausland versandt wird.

Um die Kaffeekanne herum!

Die Männerwelt lacht bekanntlich über die "Kaffeeschwestern", über den "Kaffeeklatsch", die "Kaffee-Visiten", und unzählig sind die Witze und Bilder berufener und unberufener Witzblätter darüber. Welche Kalamität aber unter dem