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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Die Zitrone als Hausmittel; Entfernung von Feuchtigkeit; Hausmittel und Rezepte; Meine Nebenstunden

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Auch die Federn des geschlachteten Geflügels sind nicht zu verachten. Schwanz- und Flügelfedern sind beim Schmieren und Salben zu verwenden; von den kleinen Federn schleißt man die Fahne (das Flaumige) ab. Manches schöne Kissen oder Deckbett im Gesinderaum ist so entstanden.

So lassen sich die meisten Resten und auch die Abfälle noch verwerten und ich schließe diese Küchenplauderei mit den Worten des Altmeisters Göthe: "Ein wenig Geiz schadet dem Weibe nichts, so übel sie die Verschwendung kleidet." Freigebigkeit ist die Tugend, die den Mann ziert und Festhalten ist die Tugend des Weibes.

M. H. in L.

(Fortsetzung über die Verwendung von Resten der Lingerie und Garderobe folgt.)

Meine Nebenstunden.

Schon oft habe ich über die würdigste Beschäftigung meiner Nebenstunden nachgedacht. Diese Nebenstunden sind oft ein großer Teil unsers Daseins. Auch von ihnen und ihrer weisen Anwendung hängt viel ab. Wie falsch versteht der Mensch oft sein Leben, und wie wenig begreift er den Wert der kurzen Augenblicke, die ihm hienieden zu sein vergönnt sind. Einer seufzt über die Länge der Zeit, welche, wenn er früher oder später am Ende derselben steht, wie ein flüchtiger, kurzer Morgentraum vorüber geeilt ist. Umsonst schmachtet ein anderer nach den fruchtlos verlornen Wochen, umsonst wünscht er dann sein Leben erneuern zu wollen, um es mit größerer Weißheit genießen zu können, die Stunden fliegen an uns mit reißender Eile vorbei. Sinnet nicht auf das Vertreiben der Zeit; sie vertreibt uns. Sie vertreibt uns aus dem Paradiese der Kinderjahre, sie vertreibt uns aus den Armen der Lieben, aus dem Hause der Eltern, aus dem Schoße der Familie, aus dem Leben hinweg, daran erkennt man den Weisen, daß er die göttliche Gabe der Zeit zu würdigen versteht. Gewöhnlich legen viele in ihrem Leichtsinn auf die sogenannten Nebenstunden wenig Wert; sie sind gleichgültig in der Auswahl der Vergnügungen und halten sie dann schon für gut, wenn sie ihnen angenehm die Zeit ausfüllen. Allerdings ist nicht zu bestreiten, daß für uns Stunden der Ruhe oder unschuldige Vergnügungen unentbehrlich sind, für unsern Geist, daß er immer zur höhern Tätigkeit fähig bleibe und nicht unter anhaltender Arbeit erschlaffe, sie sind unentbehrlich zur Erhaltung unserer Unverdrossenheiten und Munterkeit. Wie vielerlei Erholungen gibt es nicht, welche eine wahre Wohltat werden, mit welchen sich sogar nützliche Zwecke verbinden lassen. Fröhliche Unterhaltungen, Scherze und belehrende Gespräche im engern Kreise der Familie, harmlose Spiele stimmen das Gemüt zur reinen Freude. Das Lesen nützlicher Bücher erhebt den Geist über das alltägliche des gemeinen Lebens, erfüllt ihn mit neuen Kenntnissen der Welt, des Menschen und der Natur. Die Musik hat auch einen großen wunderbaren Einfluß auf die Stille und Zufriedenheit des Gemüts, sowie auf die Veredlung des Charakters. Sie füllt manche Stunde edel aus, fesselt an das Haus und läßt sich mit sittlichen Gefühlen in eine schöne Harmonie bringen. In ihrer Nähe und in ihrem Genusse ersterben die bösen Launen, verstummen die ewigen Klagen. Welch eine Erquickung liegt in ihren Saiten und ihrem Gesänge nach den Lasten das Tages. Es heißt ja: Wo man singt, da laßt euch fröhlich nieder, denn die Bösen haben keine Lieder.

E. C. in A.

Hausmittel und Rezepte.

Entfernung von Feuchtigkeit. Diese wird aus den Wohnungen am schnellsten und sichersten durch Kohle entfernt, die in einem eisernen Becken aufgestellt wird. Die sich dabei entwickelnde Kohlensäure verbindet sich mit dem Kalk und treibt das Wasser energisch aus dem Mörtel. Man wendet mit Vorteil Briquetts an, weil diese wenig Rauch entwickeln. Ein auf diese Art ausgetrockneter Raum ist in acht bis vierzehn Tagen bewohnbar.

Die Zitrone als Hausmittel. In der Jahreszeit, wo dichte Nebel und naßkalte Niederschlage zur Tagesordnung gehören, stellen sich bei den Kindern häufig Influenza, Hals- und Magenleiden ein. Als ein Allheilmittel bewährt sich stets die Zitrone, da aber Zitronenlimonade und Zitronenthee allmählich den Kindern überdrüssig wird, empfiehlt sich zur erfrischenden Abwechslung für die kleinen Rekonvaleszenten besonders die Anwendung von Zitronenkompot und Zitronengelee. Ersteres wird in folgender Weise hergestellt: Ein Syrup von Zucker wird zunächst aufgekocht, dann werden die entkernten und geschälten Zitronenscheiben hineingetan und darin etwa 15 Minuten gekocht. Etwas Apfelsinensaft mildert noch den herben Zitronengeschmack und vervollständigt die Sämigkeit der Sauce.

Zitronengelee erfordert eine andere Zubereitung. Drei bis vier Zitronen werden ausgedrückt und durch ein Läppchen getan. Ein halbes Pfund Streuzucker wird in den Saft eingerührt, zu dem noch aufgelöste, etwa 5 Blättchen weiße Gelatine hinzugerührt werden. Das ganze muß vor dem Gebrauch erkalten.

In gleicher Weise kann Apfelsinengelee mit roter Gelatine hergestellt werden. Diese Gelees und Kompots sind, abgesehen von ihrer gesundheitlichen Wirkung, sehr angenehm in den Monaten, da anderes Obst selten und teuer ist.

Aus H. am H.