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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Verwendung von Resten in Lingerie und Garderobe

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus, XIII. Band, Nr. 18

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1903. 31. Oktober. Inhalt: Verwendung von Resten in Lingerie und Garderobe. - Die Kunst zu heizen - Die sog. Abhärtung der Kinder. - Ein neues Wasserschiff für Gas-Koch-Apparate. - Gesundheitspflege. - Für die Küche. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Verwendung von Resten in Lingerie und Garderobe.

II.

Eingegangen auf unser Preisausschreiben vom 4. Juli.

"In allem Leben ist ein Trieb,

Nach unten und nach oben

Wer in der rechten Mitte blieb

Von beiden, ist zu loben."

Nicht so rasch, wie die Reste unter dem Szepter des Kochlöffels, werden diejenigen im Reiche der Lingerie und Garderobe verwendet. Sie lassen sich, ohne Schaden zu nehmen, wochen- und monatelang aufbewahren.

In vielen sparsamen Familien begnügt man sich mit der 'einfachen Aufbewahrung. Da ist kein Fädchen, kein Wollbäuschchen, kein Schnur-Ende, kein altes Papier, das nicht aufbewahrt wird, "da man es doch einmal brauchen könnte".

So füllen sich nach und nach Schubladen und Schränke, Koffern und Kisten mit allen möglichen Dingen, und Sache der praktischen Hausfrau ist es, diese Schatzkammern alljährlich einmal zu revidieren. Aus verschiedenen Gründen ist da der September die gelegenste Zeit: Die Sommerhitze ist vorüber, der Winter naht mit langsamem aber sicherm Schritt; er wird uns mehr an die Wohnung fesseln und uns Zeit zum "Arbeiten" geben. Die Revision aber zeigt uns, was noch nützlich sich verwenden läßt und was als unbrauchbar entfernt werden muß, hilft uns so in letzter Instanz, die Wohnung gemütlicher und heimeliger zu gestalten.

Welche Frau, und wäre sie die fleißigste von der Welt, wird behaupten können, daß sie vom dunkelsten Kellerwinkel bis zur hintersten Estrichlucke jeden Gegenstand in seinem gegenwärtigen Zustande genau kenne? Eine allgemeine Revision bietet manche Ueberraschung und führt manches unverhoffte Wiedersehen mit Gegenständen herbei, an welche wir nicht einmal im Traume mehr gedacht haben. Jetzt gilt es, die "Spreu vom Korn" zu sondern und dasjenige, das nur Platz versperrt, ohne praktischen Nutzen zu gewähren, sonder Gnade und Erbarmen zu beseitigen. Machen wir also einmal mitsammen große allgemeine Musterung.

Wir beginnen bei den Flickschubladen. Alle alten kleinen Stoffreste, die zu längst verbrauchten Kleidern gehören, die rangieren wir kaltblütig aus. Die dunkelfarbigen größeren Resten von leichtem Wollstoff schneiden wir in gleich breite Streifen, nähen davon je die ähnlichen zusammen und rollen sie sodann auf. Sie geben für einfache Haus- und Kinderkleider, wie für ältere Unterröcke praktische und billige "Blegi", Kinderstößli und Besatz. Aehnlich verwerten wir baumwollene Stoffe als Kleiderstöße für Waschkleider. Nun nehmen wir die Stoffresten, noch vorhandener Kleider hervor. Sie werden gut sortiert, in Herren-, Damen- und Kindergarderobe geordnet, praktisch zusammengelegt, in alte Leinwand oder Zeltungspapier gewickelt, zugebunden und mit Aufschriften (Herrenkleider, Damenstoffe, Kindergarderobe) versehen. So nehmen sie dann viel weniger Platz in Anspruch, als wenn sie plan- und regellos durcheinander in der Schublade liegen, ersparen manches fieberhafte "Suchen" und damit Zeit. Aehnlich werden dann die Flickreste der Leib- und Bettwäsche geordnet.

Eine zweite Schublade birgt unter anderm kleine bunte Seidenreste, die zu mannigfaltiger Verwendung locken. Wenige Zeit erfordert die Herstellung von Nadelkissen und kleinen Beuteln für den Arbeitstisch, welche gesondert die verschiedenen Utensilien, wie Knöpfe, Haften, Oesen und drgl. aufnehmen. Ebenso lassen sie sich zum Ausfüttern kleiner Täschchen und Körbchen verwenden, wie auch als Besatz von Halsbändchen u. drgl.

Größere Cretonne-Reste von heller Farbe geben Kinderschlüttli, dunklere dienen uns zur Bekleidung einer Schuhkiste. Eine größere passende Kiste schlagen wir inwendig mit einem äl-