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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Schlagworte auf dieser Seite: Weihnachtsgebäck

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über die Schädlichkeit des emaillierten Kochgeschirrs lesen, hauptsächlich aber auch darüber, daß die jetzt so häufig vorkommenden Blinddarmentzündungen auf abgesprungene Emailsplitter zurückzuführen seien. Zur Richtigstellung dieser Anschuldigungen diene folgendes: Vor ca. 3 Jahren berichteten die Zeitungen, der englische Arzt Dr. Charpin habe unter dem Fingernagel eines Koches, der sich beim Reinigen einer Pfanne den Finger verletzte, einen Emailsplitter gefunden. Dr. Sharpin sei darauf zu der Ansicht gekommen, die häufiger auftretenden Darmerkrankungen möchten auf die zunehmende Benützung der emaillierten Kochgeschirre, von denen das Email beim Kochen absplittert, zurückzuführen sein. Obwohl sich diese Behauptung nur auf eine willkürliche Folgerung stützte, der kein Beweis angefügt werden konnte, wurde dieselbe doch zur Bekämpfung der emaillierten Kochgeschirre aufgegriffen und wandert seitdem zu Konkurrenzzwecken gefälscht immer wieder in neuer schauerlicher Lesart durch die Zeitungen und Unterhaltungsblätter. Die infolge dieser Gerüchte eingezogenen Erkundigungen bei Aerzten und Chirurgen hatten das Resultat, daß dieselben erklärten, noch niemals konnten Emailsplitter als die Ursache von Darmerkrankungen nachgewiesen werden, die Angst des Publikums sei vollständig unbegründet. Uebereinstimmend erklärte in den jüngsten Tagen ein höchst gestellter Stuttgarter Arzt, von dem gesagt wurde, er hätte in einer Gesellschaft Emailsplitter vorgezeigt, die im Blinddarm gefunden wurden, dieses Gerücht als vollständig unwahr. Nr. 303 des "Schwäbischen Merkur" vom 3. Juli 1902 enthält eine Erklärung und ein Mahnwort betreffend die Entzündung des Blinddarmes, offensichtlich von einem Arzte herrührend. Auch darin ist hervorgehoben, daß bei den zahlreichen Operationen, die man heutzutage allerorten bei dieser Erkrankung macht, noch nie Emailsplitter gefunden wurden. Hervorragende Gelehrte haben bestätigt, daß Darmerkrankungen durch die Gegenwart gewisser Mikroben oder Eingeweidewürmer oder Erkältungen und Tafelexzesse verursacht werden, also nicht durch Emailsplitter. Eine Firma, welche durch Anpreisung von Metallwaren in jüngster Zeit in der Presse und in einer Broschüre Angriffe gegen die emaillierten Geschirre verbreitete und sich dazu auf die angeblichen Urteile von Autoren und ärztliche Statistik berufen hatte, und deshalb verklagt wurde, mußte sich dem Klagsantrage bei Uebernahme aller Kosten unterwerfen, weil sie keine Beweise erbringen konnte. Die fortgesetzten Verdächtigungsversuche sind erklärlich, denn die emaillierten Kochgeschirre haben sich im Gebrauch als so zweckentsprechend und vorteilhaft erwiesen, bei den Konsumenten infolgedessen so große Aufnahme gefunden, daß andere Küchengeschirre durch sie vielfach aus den Haushaltungen verdrängt wurden. (Bei diesem Anlaß möchten wir unsern Leserinnen abermals raten, an Emailgeschirr nur das Beste und Teuerste anzuschaffen und sich durch die vielen Anpreisungen geringerer billiger Sorten nicht irreführen zu lassen. Auch hier gilt der Grundsatz, "das Teuerste ist das Billigste."

D. R.

Weihnachtsgebäck.

Eingänge auf unser Preisausschreiben.

1. Theeringli. 1 Pfd. Mehl, 1 Pfd. Zucker, 1/2 Pfd. Butter, 6 Eier und 1/4 Pfd. geriebene Mandeln, ein wenig Salz und die abgeriebene Schale einer Zitrone. Man läßt die Butter zergehen und rührt sie nachher recht schaumig, dann fügt man die andern Zutaten langsam bei. Nachher teilt man den Teig aus, macht schöne Ringli davon. Bevor man sie in den Ofen gibt, werden sie mit Eigelb angestrichen und in mittlerer Hitze gebacken. (Sehr schön am Weihnachtsbaum).

E. H. in T.

2. Sächsische Christstollen. 2 Pfd. Mehl, 1/2 Pfd. Butter, 200 gr Zucker, 2 Eier, 200 gr Weinbeeren, 1/4 Pfd. Mandeln, Salz, Orangeat und Abgeriebene Zitronenschale, 3/4 l Milch. Von 1 Pfd. Mehl, lauer Milch und 60 gr Preßhefe wird ein Vorteig gemacht, wenn dieser schön aufgegangen ist, werden die übrigen Zutaten dazu geknetet, der Teig muß tüchtig gearbeitet werden. Nachher formt man auf ein bestrichenes Blech ein Brot, das die längliche Form eines Wickelkindes haben soll, das Gesichtchen wird mit Mandeln und Weinbeeren markiert. Ist der Stollen aufgegangen, wird er am besten beim Bäcker gebacken und wenn er dann noch heiß ist, tüchtig mit frischer Butter bestrichen.

A. R. in E.

3. Rußmökli. 1 Pfd. feingewiegte Nußkerne, 1 Pfd. feiner Gries und 1 Pfd. Zucker werden mit 6-7 Eiern gut vermengt, und von der Masse auf ein bestrichenes Blech Häufchen aufgesetzt, die in mäßiger Hitze gebacken werden. Es darf ja kein Wasser oder Milch dazu genommen werden, da sonst die Mökli verlaufen würden.

A. R. in E.

4. Delikates Haselnußleckerli. Man nimmt 1/2 Pfd. Haselnußkerne ohne Schalen und 1/2 Pfd. Mandeln, ebenfalls ohne Schalen, reibt beides sehr fein, schüttet sie auf den Wirktisch. Dann wird ein Eßlöffel Zimmtpulver, ein Kaffeelöffel knapp Nelkenpulver, ein Löffel feingehackte, eingemachte Früchte, ein Löffel Zwetschgen- oder Aprikosenmarmelade dazu getan. Das Ganze wird mit 1/4 Pfd. fein gehacktem Zitronat, 1/8 Pfd. Mehl und höchstens 3 Eiweiß zu einem festen Teig gewirkt, dann ausgewellt, mit kleinen Mödeli ausgedrückt und auf eingefettetem Blech in sehr warmem Öfen gebacken. Wenn gebacken, sofort mit einem Pinsel glasieren. (Glasur: 1/4 Pfd. Staubzucker, ein wenig Vanillepulver und Wasser, nicht zu dünn).

Fr. S. O.