Schnellsuche:

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 44

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts.

Verlag Th. Schröter, Obere Zäune 12 Zürich.

1904. 30. April. Inhalt: Wie Kant über die Frauen und die Ehe denkt. - Sardinen in Oel. - Vermischtes. - Gesundheitspflege. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Kleine Rundschau. - Eingesandt. - Inserate.

Wie Kant über die Frauen und die Ehe denkt.

Der große Philosoph, der, wie Schopenhauer, Junggeselle geblieben und seine Ansichten über die Frauen in vielen Artikeln dargelegt, würde in unserer Zeit über den Fortschritt, den die Frauenfrage seitdem erfahren, schön dagegen loswettern. Sagt er doch schon damals:

Mühsames Lernen oder peinliches Grübeln, wenn es gleich eine Frau darin hoch bringen sollte, vertilgen die Vorzüge, die ihrem Geschlechte eigentümlich sind und können dasselbe wohl zum Gegenstande einer allgemeinen Bewunderung machen, aber sie werden zugleich die Reize schwächen, wodurch sie ihre große Gewalt über das andere Geschlecht ausübt. Eine Frau, die den Kopf voll Griechisch hat, wie die Frau Dacier, oder über die Mechanik gründlich Streitigkeiten führt, wie die Marquisin Castelet, mag nur immerhin noch einen Bart dazu haben. Denn dieser würde vielleicht die Miene des Tiefsinns noch kenntlicher ausdrücken, um welchen sie sich bewerben. Die Schönen werden sich in der Geschichte den Kopf nicht mit Schlachten, und in der Erdbeschreibung nicht mit Festungen anfüllen. Denn es schickt sich für sie ebenso wenig, daß sie nach Schießpulver, als für die Männer, daß sie nach Bisam riechen sollen.

Einige Vergleiche zwischen dem Mann und der Frau, die er anstellt, sind gleicherweise interessant.

Der Mann, sagt er, ist leicht zu erforschen, die Frau verrät ihr Geheimnis nicht, obgleich anderer ihres, wegen ihrer Redseligkeit, schlecht bei ihr verwahrt ist. Er liebt den Hausfrieden und unterwirft sich gerne ihrem Regiment, um sich nur in seinen Geschäften nicht gehindert zu sehen. Sie scheut den Hauskrieg nicht, den sie mit der Zunge führt und zu welchem Behuf ihr die Natur Redseligkeit und effektvolle Beredtheit gab, die den Mann entwaffnet. Er fußt sich auf das Recht des Stärkern, im Hause zu befehlen, weil er es gegen äußere Feinde schützen soll; sie auf das Recht des Schwächern, vom männlichen Teil gegen Männer geschützt zu werden, und macht durch Tränen der Erbitterung den Mann wehrlos, indem sie ihm seine Ungroßmütigkeit vorhält. Des Mannes Wirtschaft ist Erwerben, die des Weibes aber Sparen.

Die Frau setzt früh in sich selbst Zuversicht, zu gefallen; der Jüngling besorgt, immer zu mißfallen und ist daher in Gesellschaft von Damen verlegen und geniert.

Der Mann beurteilt weibliche Fehler gelind, die Frau aber öffentlich sehr strenge, und junge Frauen, wenn sie die Wahl hätten, ob ihr Vergehen von einem männlichen oder weiblichen Gerichtshofe abgeurteilt werden sollte, würden sicher das erste zu ihrem Richter wählen.

Der junge Ehemann herrscht über seine ältere Ehefrau. Dieses gründet sich auf die Eifersucht, nach welcher der Teil, welcher dem andern im Geschlechtsvermögen unterlegen ist, vor Eingriffen des andern Teils in seine Rechte besorgt ist und sich dadurch zur willfährigen Begegnung und Aufmerksamkeit gegen ihn zu bequemen genötigt sieht. Daher wird jede erfahrene Ehefrau die Heirat mit einem jungen Manne, auch nur von gleichem Alter, widerraten. Denn im Fortgang der Jahre altert doch der weibliche Teil früher als der männliche. Wenn man aber auch von dieser Ungleichheit absieht, so ist auf die Eintracht, welche sich auf Gleichheit gründet, nicht mit Sicherheit zu rechnen, und ein junges verständiges Weib wird mit einem gesunden, aber doch merklich älteren Manne das Glück der Ehe doch besser machen.

Ueber die Vorrechte der Ehegatten gegeneinander urteilt er:

In dem ehelichen Leben soll das vereinigte Paar gleichsam eine einzige moralische Person ausmachen, welche durch den Verstand des Mannes und den Geschmack der Frau belebt