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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Amici - Amidosäuren

Amici (spr. -ihtschi), Giovanni Battista, ital. Optiker und Astronom, geb. 25. März 1786 zu Modena. Er konstruierte bereits bald nach 1800 Spiegelteleskope von 2,2 m Brennweite und 16 cm Öffnung; später verfertigte er ein Fernrohr von 30 cm Durchmesser und 6,5 m Länge und 1812 ein Teleskop von neuer Konstruktion mit einem Hohlspiegel und einem im Mittelpunkt durchbohrten Planspiegel. Besondere Beachtung verdient sein Polarisationsapparat, ausgezeichnet für die Beobachtung und genaue Messung aller Erscheinungen des polarisierten Lichts, seine sinnreiche Vorrichtung zur Messung der Lichtstärke eines astron. Objekts durch Doppelbilder, und ein 1827 konstruiertes, später bedeutend verbessertes, treffliches achromatisches Mikroskop. Zugleich entwickelte A. eine große litterar. Thätigkeit, namentlich durch Aufsätze in den Annalen mehrerer Akademien. Bemerkenswert sind seine Beobachtungen über die Doppelsterne, über die Jupitermonde, über den Polar- und Äquatorialdurchmesser der Sonne, über den Kreislauf des Pflanzensaftes, über die Infusionstierchen, über die Befruchtung der Pflanzen u. s. w. Zur Zeit des ersten Königreichs Italien und der Restauration Professor der Mathematik in Modena und von der Provisorischen Regierung des Herzogtums 1831 zum Oberstudiendirektor ernannt, ward A. später zur Oberleitung der Sternwarte nach Florenz berufen, wo er als Professor der Astronomie am Museo di storia naturale Vorlesungen hielt. Er starb 10. April 1864 zu Florenz.

Amicis, Edmondo de, s. De Amicis.

Amicisten, der bedeutendste der ehemaligen Studentenorden (s. Landsmannschaften), 1746 als Moselbund in Jena gegründet, nannte sich seit 1771 Amicistenorden und verbreitete sich schnell nach den meisten deutschen Universitäten. Mit dem Verfall des Ordenswesens verschwand er, als 1798 die letzten 12 A. aus Jena relegiert waren. Seines Übergewichtes über die übrigen Studentenorden wegen nannte man wohl auch jeden Ordensstudenten Amicist.

Amicitia (lat.), Freundschaft.

Amiconi oder Amigoni, Jacopo, ital. Maler, geb. 1675 zu Venedig, arbeitete zuerst in seiner Vaterstadt, dann im Dienste des Kurfürsten von Bayern, hierauf 1729 in London, 1739 wieder in Venedig, zuletzt 1747 in Madrid, wo er 1752 als Hofmaler starb. Er malte daselbst im Oratorium San Salvador die heilige Familie, in Aranjuez ein Deckengemälde. In Deutschland sind im Schloß Schleißheim bei München, Kloster Ottobeuren und in Sammlungen und Kirchen Münchens größere Arbeiten von ihm. Anderes ist in venet. Kirchen.

Amictus (lat.), in der Kirchensprache (gleichbedeutend mit Humerale, Schultertuch) ein länglich-viereckiges, weißleinenes mit Bändern versehenes Tuch, das der Priester im Amte über Nacken und Schulter schlägt und auf der Brust zubindet.

Amicus (lat.), Freund. Amicus Plato, magnis amica veritas, "teuer ist mir Plato, teurer die Wahrheit", sprichwörtlich.

Amida, mesopotam. Stadt, s. Diarbekr.

Amidam (Amidon), in einigen Gegenden gebräuchliche Bezeichnung für Stärkemehl.

Amide, in der Chemie solche Körper, die sich von Ammoniak, NH3 ^[NH<sub>3</sub>], dadurch ableiten, daß ein oder mehrere Wasserstoffatome desselben durch Säureradikale vertreten werden. Je nach der Anzahl der durch Säureradikale ersetzten Wasserstoffatome unterscheidet man primäre, sekundäre und tertiäre A. Die primären A. enthalten die Gruppe NH2 ^[NH<sub>2</sub>] an Stelle der Hydroxylgruppe der Carbonsäuren. Das Amid der Essigsäure, das Acetamid, hat die Formel CH3.CO.NH2 ^[CH<sub>3</sub>.CO.NH<sub>2</sub>] Die primären A. entstehen bei der trocknen Destillation der Ammoniaksalze von Fettsäuren und bei der Einwirkung von Ammoniak auf Säurechloride oder Ester. Sie sind meist feste krystallinische Körper, die sich in Alkohol und Wasser lösen. Die niedern Glieder sind destillierbar. Sie sind schwach basischer Natur, die Salze mit Säuren sind wenig beständig. Beim Kochen mit Säuren oder Alkalien zerfallen die A. in die betreffenden Säuren und Ammoniak. Die sekundären und tertiären A. sind weniger studiert; man gewinnt sie aus den Nitrilen durch Erhitzen mit Säuren oder Säureanhydriden. Diacetamid, (CH3.CO)2NH ^[(CH<sub>3</sub>.CO)<sub>2</sub>NH], ist ein Beispiel eines sekundären, Triacetamid, (CH3.CO)3N ^[(CH<sub>3</sub>.CO)<sub>3</sub>N], das eines tertiären Amids. Der Harnstoff, CO(NH2)2 ^[CO(NH<sub>2</sub>)<sub>2</sub>], ist das Doppelamid der Kohlensäure. Die A. der mehrbasischen Säuren enthalten die Amidgruppe in gleicher Zahl wie die Säuregruppe CO.OH. So ist z. B. das Amid der Bernsteinsäure, das Succinamid, nach der Formel NH2.CO.CH2.CH2.CO.NH2 ^[NH<sub>2</sub>.CO.CH<sub>2</sub>.CH<sub>2</sub>.CO.NH<sub>2</sub>] zusammengesetzt. Bei mehrbasischen Säuren ist es auch möglich, daß nur ein Teil der Säurehydroxylgruppen durch den Amidrest ersetzt ist; die betreffenden Verbindungen, zum Teil noch wirkliche Säuren, werden Aminsäuren genannt, z. B. Succinaminsäure, NH2.CO.CH2.CH2.CO.OH ^[NH<sub>2</sub>.CO.CH<sub>2</sub>.CH<sub>2</sub>.CO.OH], und Carbaminsäure, NH2.CO.OH ^[NH<sub>2</sub>CO.OH].

Amidine, organische Basen, die nach verschiedenen synthetischen Methoden gewonnen werden können. Sie enthalten eine Amido- und eine Imidogruppe nach Art des Acetamidins, CH3.C(NH).NH2 ^[CH<sub>3</sub>.C(NH)NH<sub>2</sub>], an ein Kohlenstoffatom gebunden. Die freien A. sind unbeständig und gehen unter Aufnahme von Wasser und Abspaltung von Ammoniak leicht in Säureamide (s. Amide) über.

Amidoazobenzol, s. Azofarbstoffe.

Amidobasen, s. Ammoniakbasen.

Amidobenzol, soviel wie Anilin (s. d.).

Amidocapronsäure, soviel wie Leucin (s. d. und Amidosäuren).

Amidoessigsäure, soviel wie Glykokoll (s. d.).

Amidon, soviel wie Stärkemehl.

Amidosäuren, organische Säuren, in denen ein Wasserstoffatom, das nicht zur COOH-Gruppe gehört, durch die Amidogruppe NH2 ersetzt ist, wie z. B. im Glykokoll (s. d.) oder der Amidoessigsäure, NH2.CH2.COOH ^[NH<sub>2</sub>CH<sub>2</sub>.COOH]. Die A. spielen eine wichtige Rolle im tierischen Organismus und bilden sich zum Teil bei der Spaltung von Eiweißstoffen. Sie können auch synthetisch dargestellt werden und haben die Eigentümlichkeit, daß sie infolge der Anwesenheit der basischen Amidogruppe und der sauren Carborylgruppe Basen und Säuren zugleich sind, d. h. sowohl mit Säuren als auch mit Basen beständige Salze liefern. Die Reaktion der A. ist neutral, da sich die Wirkungen der beiden entgegengesetzten Gruppen aufheben. Man unterscheidet alpha-, beta- gamma-Amidosäuren u.s. w., je nachdem sich die Amidogruppe am ersten, zweiten, dritten u. s. w. Kohlenstoffatom, von der Carboxylgruppe aus gerechnet, befindet. Die wichtigsten sind außer dem Glykokoll das Alanin (alpha-Amidopropionsäure, CH3.CH(NH2)).COOH ^[CH<sub>3</sub>.CH(NH<sub>2</sub>)).COOH]) und das Leucin (alpha-Amidocapronsäure, C4H9.CH.(NH2).COOH ^[C<sub>4</sub>H<sub>9</sub>.CH.(NH<sub>2</sub>).COOH]). Von den isomeren Säureamiden (s. Amide) unterscheiden sie sich durch die festere Bindung der Amidogruppe, welche durch Kochen