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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Amphitherium - Ampthill

das noch jetzt in seinen Trümmern großartige, als Kolosseum (s. d. und Tafel: Rom I, Fig. 3) berühmte steinerne A. Diesem ähnlich ist das A. zu Verona, dort Arena genannt. Außer diesen hatten die meisten größern Städte des Römischen Reichs ihre A., namentlich in Italien, Gallien, Spanien und Afrika, am wenigsten in Griechenland. Gut erhaltene Reste von A. finden sich in Italien, abgesehen von Rom und Verona, zu Pompeji, Pozzuoli, Capua, Syrakus, Catania; in Istrien zu Pola; in Frankreich zu Nimes, Arles und Fréjus; in Algerien zu El-Dschem.

Amphitherium Buckl., Sammelname für die wenigen bisher aufgefundenen Säugetierreste der obersten Trias und des Juras, deren systematische Stellung nicht ganz sicher ist. Die Thatsache, daß diese ältesten bekannten Säugetiere den niedern unter den heutigen, den Beuteltieren, am nächsten stehen, ist eine der zahllosen Stützen für die Abstammungslehre in der Paläontologie. (S. Anomodonten.)

Amphitrite, die Tochter des Meergottes Nereus und der Doris. Als Poseidon sie zur Gemahlin begehrte, entfloh sie zum Atlas, wo ein vom Poseidon ausgeschickter Delphin sie auffand und ihm zuführte. Als die Göttin und Königin des Meers ward sie öfter neben ihrem Gemahl auf einem Wagen, von Seepferden oder Tritonen gezogen, oder auch auf einem Triton sitzend abgebildet. A. wurde mehrfach zugleich mit Poseidon verehrt und in Bildwerken dargestellt, z. B. im Tempel zu Tenos. Die Kunst giebt ihr die Gestalt der Nereiden (s. d.), daher ist sie öfter von diesen schwer zu unterscheiden, wo sie nicht durch königl. Attribute oder den Dreizack kenntlich gemacht ist. - A. heißt auch der 29. Planetoid.

Amphitruo, s. Amphitryon.

Amphitryon (lat. Amphitruo oder Amphitryo), in der griech. Sage Sohn des Alkaios, Königs von Tiryns, und der Astydameia oder Laonome oder Hipponome, Enkel des Perseus. Seines Vaters Bruder Elektryon (s. d.), König von Mykenä, dessen Söhne im Kampf gegen die Teleboer gefallen waren, übergab ihm sein Königreich und seine Tochter Alkmene (s. d.) zur Gattin. A. erschlug aber im Zorn oder unvorsätzlicherweise den Elektryon, und nun vertrieb ihn Sthenelos, ein anderer Oheim, mit Alkmene aus Argolis. Er floh nach Theben zu Kreon und besiegte den König der Teleboer, Pterelaos, dem seine Tochter Komaitho aus Liebe zu A. im Schlafe das goldene Haar, das seine Unsterblichkeit bedingte, abgeschnitten hatte. A. tötete aber die treulose Komaitho und schenkte das eroberte Land dem Kephalos, der an dem Zuge teilgenommen hatte. Während A.s Abwesenheit von Theben zeugte Zeus mit Alkmene den Herakles, A. selbst nach seiner Rückkehr den Iphikles. Alkmene oder ihr Vater hatte dem A. nämlich das Gelübde abgenommen, ihr nicht zu nahen, bis er ihre Brüder gerächt habe, oder Alkmene hatte überhaupt die Vermählung mit ihr als Preis ausgesetzt für die Rächung ihrer Brüder. A. fiel in einer Schlacht gegen die Minyer, die er mit Herakles bekriegte, und ward in Theben begraben. Sophokles behandelte die Sage von A. in einer verloren gegangenen Tragödie; Plautus und nach ihm Molière, J. D. Falk (1804) und H. von Kleist benutzten den Stoff zu Lustspielen. Nach dem Molierèschen Stück III, 5 (l'Amphitryon où l'on dîne) wird A. als Bezeichnung eines freundlichen Gastgebers gebraucht.

Amphiuma, Amphiumidae, s. Aalmolche.

Amphora, bei den Griechen und Römern ein großes, gewöhnlich aus gebranntem Thon gebildetes Gefäß von bauchiger Gestalt mit engem Halse und zwei Henkeln zum Tragen, unten oft spitz ausgehend, um es in lockere Erde einstellen zu können. Man bediente sich der A. zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten, besonders des Weins, später benutzte man sie auch als Aschenkrüge. - Panathenäische Preisamphora nennt man das Gefäß in Form der A., in welchem den Siegern an den Panathenäen (s. d.) als Preis Öl von den heiligen Ölbäumen gegeben wurde. Für diese Gefäßgattung hatte sich gleichsam als Etikette eine bestimmte Dekoration ausgebildet, auf der einen Seite war das Bild der streitbaren Pallas Athene, auf der andern die Darstellung eines der verschiedenen Wettkämpfe mit schwarzer Firnisfarbe auf roten Thongrund gemalt. Gefäße dieser Art sind in Griechenland, Italien, namentlich auch an der Nordküste von Afrika in Kyrenaika (Bengazi) gefunden, eine größere Zahl ist bekannt gemacht in den "Monumenti dell'instituto di correspondenza archaeologica", X, Taf. 47 fg. (Rom 1877). - Die A. war bei den Griechen und Römern zugleich ein Flüssigkeitsmaß; bei den Griechen hieß das gewöhnlich Metretes genannte, 39,39 l fassende Hohlmaß bisweilen Amphoreus; bei den Römern war A. der später allgemein übliche Name für das alte Quadrantal, das 26,26 l faßte.

Amphoreus, s. Amphora.

Amphoter (von grch. amphóteros, d. i. jeder von beiden, zu beiden Seiten gehörig), doppelten, zwitterhaften Wesens; indifferent. In der Chemie nennt man amphotere Reaktion die einigen wenigen Körpern, z. B. der frischen Milch, zukommende Eigentümlichkeit, sowohl schwach sauer, wie auch schwach alkalisch zugleich zu reagieren, d. h. sowohl ein empfindliches blaues Lackmuspapier zu röten, wie auch rötliches Lackmuspapier zu bläuen.

Amphotere Salze, s. Amphidsalze.

Amplifizieren (lat.), weiter ausführen. Davon Amplifikation, weitere Ausführung.

Amplitude (frz., spr. angplitühd), bedeutet bei einer Wellenbewegung (s. d.) sowie beim Pendel (s. d.) die größte Ausweichung aus der Mittellage.

Ampsivarier, alter deutscher Stamm zu beiden Zeiten der untern Ems, der seit der Ankunft des Drusus am Rhein (12 v. Chr.) mit Rom verbündet war. An dem Aufstand der Nordwestgermanen unter Arminius (9 n. Chr.) nahmen sie teil, wurden aber von Germanicus dafür gezüchtigt. In Neros Zeit (nach 59 n. Chr.) wurden sie durch die Chauken aus ihrem Sitze vertrieben und durch binnendeutsche Stämme großenteils aufgerieben. Zur Zeit des Kaisers Julian (361-363) erscheint der Rest der A. als zu den Franken gehörig.

Ampthill (spr. ämthill), Stadt in der engl. Grafschaft Bedford, an der Eisenbahnlinie Liverpool-London, hat (1891) als Zählbezirk 7965 E. In der Nähe der Ampthill-Park, berühmt durch alte Eichen und eine schöne Lindenallee, und Ampthill-House, Landsitz des Herzogs von Bedford. Von der Stadt empfing Lord Ampthill (s. d.) seinen Namen.

Ampthill (spr. ämthill), Odo William Leopold, Lord, früher bekannt als Lord Odo Russell, engl. Diplomat, geb. 20. Febr. 1829 zu Florenz, trat 1849 als Attaché bei der engl. Gesandtschaft in Wien in die diplomat. Laufbahn ein. 1850-52 arbeitete er unter Lord Palmerston im Auswärtigen Amt in London und war dann abwechselnd Attache in Paris, Wien, Konstantinopel und Washington. 1858 kam er als Legationssekretär nach Neapel und erhielt