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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bayrische Baugewerks-Berufsgenossenschaft - Bayrischer Erbfolgekrieg

Reformation in Deutschland» (Mannh. 1846), «Der praktische Verstand und die Marburger Lichtfreunde» (Darmst. 1847) u. s. w., zeigte er sich als Vorkämpfer dieser Richtungen. Die Grundzüge seiner Anschauungen entwickelte er in den «Untersuchungen über Wesen, Geschichte und Kritik der Religion» (in den «Jahrbüchern für Wissenschaft und Leben», Darmst. 1849). Wegen einer am Geburtstage des Kurfürsten zu Gunsten des Deutschkatholicismus gehaltenen akademischen Rede wurde B. 1846 von seiner Professur suspendiert. Seit Nov. 1848 Mitglied des kurhess. Landtags, schloß er sich der radikalen Partei an. Während der Session vom 26. Aug. bis 2. Sept. 1850 war er Präsident der Kammer. Später ging er nach Amerika, wo er bis 1866 in Green-County in Wisconsin als Farmer und dann wesentlich von schriftstellerischen Arbeiten lebte. Er starb 3. Febr. 1888 zu Jordan in Wisconsin.

Bayrische Baugewerks-Berufsgenossenschaft, s. Baugewerks-Berufsgenossenschaften 11.

Bayrische Eisenbahnen. Von den in Bayern belegenen normalspurigen Eisenbahnen (1. Jan. 1893: 5735,80 km) entfallen 4907,48 auf bayr., 8,13 km auf württemb. Staatsbahnen, 5,34 km auf meining. Bahnen, 811,85 ^[schlecht lesbar] km auf Privatbahnen in eigener Verwaltung. Von den 50,75 km Schmalspurbahnen gehören 5,17 dem bayr. Staate. Außerdem sind über 218 km Anschlußbahnen für nicht öffentlichen Verkehr vorhanden. Die Staatsbahnen (1. Jan. 1893: 4968,67 km) stehen unter der Generaldirektion der Königlich Bayr. Staatseisenbahnen zu München und umfassen die Linien im Donau- und Maingebiet des Königreichs. Die Stammbahn Hof-Lichtenfels-Bamberg-Nürnberg-Nördlingen-Donauwörth-Augsburg-Kempten-Lindau (564,80 km) ist auf Grund der Gesetze vom 25. Aug. 1843 und 23. Mai 1846 gebaut und 1844–53 eröffnet. Die 7. Dez. 1835 eröffnete Ludwigsbahn Nürnberg-Fürth (6,04 km) ist die älteste Lokomotivbahn Deutschlands. Die Linien der frühern Bayr. Ostbahnen (452,53 km) von München über Regensburg nach Nürnberg, von Geiselhöring über Straubing nach Passau (Landesgrenze) und von Schwandorf über Cham bis zur österr. Grenze sind vom Staate bereits 1875 erworben worden. Die Linien in der Rheinpfalz (s. Pfälzische Eisenbahnen), 654,12 km, sind noch sämtlich Privatbahnen. (S. Deutsche Eisenbahnen.) – Vgl. Marggraff, Die königl. Bayr. Staatseisenbahnen (Münch. 1894).

Bayrische Holzindustrie-Berufsgenossenschaft, s. Holz-Berufsgenossenschaften.

Bayrische Hypotheken- und Wechselbank, die älteste Hypothekenbank auf Aktien, mit dem Sitze in München und einer Subdirektion in Berlin. Sie erhielt ihre Konzession auf 99 Jahre 18. Juni 1835; ihr jetzigem Statut wurde von der Generalversammlung vom 13. März 1893 genehmigt. Das Aktienkapital betrug zunächst 10 Mill. Fl. süddeutsch (7 Fl. = 12 M.); es wurde 1851 auf 20 Mill. Fl. = 34285714M. 30 Pf. in Aktien zu 500 Fl. = 857⅐ M. und 1893 um weitere 5 Mill. M. erhöht. Sie besaß früher auch das Notenprivileg, trat dieses aber infolge des Bankgesetzes vom 14. März 1875 an die Bayrische Notenbank (s. d.) ab; es verblieben ihr der Bodenkredit, die Lebens- und die Feuerversicherung und die sonstigen Bankgeschäfte, mit Ausschluß der Zeitprämien- und Warengeschäfte, die sie für eigene Rechnung überhaupt nicht, und für fremde nur dann machen darf, wenn damit keine Kreditgewährung verbunden ist. Die Mannigfaltigkeit der Geschäftszweige dieser Bank hat sich für den Betrieb durchaus nicht als störend erwiesen. Den Bodenkredit pflegt die Bank innerhalb des Königreichs Bayern; sie darf 15mal soviel Pfandbriefe zu diesem Zwecke begeben, als ihr Aktienkapital und die Specialreserve des Pfandbriefgeschäfts zusammen beträgt; die Pfandbriefe tragen teils 4 Proz., teils 3½ Proz. und gelten in Bayern als pupillarisch sicher; Ende 1893 gab es zu 4 Proz. für 191722500 und zu 3½ Proz. für 382642200 M. Die Dividenden der Bankaktien betrugen 1865–72: 8 ⅖, 8 ⅕, 7 ⅘, 8, 8 ⅖, 8 ⅘, 9 ⅖, 9 ⅘; 1873–87 zwischen 10 und 11 Proz.; 1888–93: 11 8/25, 11,67, 12,017, 12,367, 12,367, 12,367 Proz.

Bayrische Notenbank, 6. Aug. 1875 konzessioniertes Bankinstitut in München; Aktienkapital 15 Mill. M. in 30000 Aktien zu 500 M., woraus jedoch nur 50 Proz. = 250 M. auf das Stück, d. i. 7 Mill. M. eingezahlt sind; es giebt einfache und zehnfache Stücke; von den Aktien übernahm der bayr. Staat 5000 Stück; die Bank besitzt 6 Filialen und eine große Anzahl Agenturen in Bavern. Sie darf bis 70 Mill. M. Noten in Umlauf setzen, wovon 32 Mill. M. durch Barvorrat nicht gedeckt zu sein brauchen; diese Noten werden in Bayern auch von den Staatskassen in Zahlung genommen. 1883 führte die Bank einen verzinslichen Giroverkehr bei ihren Filialen ein. Die Rentabilität der Aktien betrug 1876–93: 8, 8, 9, 9, 10, 10, 10, 10, 10, 9½, 7, 7, 7, 7, 9, 9, 7, 7 Proz. Gehandelt werden sie in München.

Bayrische Pfalz, s. Pfalz und Rheinpfalz.

Bayrischer Erbfolgekrieg, der zwischen Preußen und Sachsen einerseits und Österreich andererseits über die Frage der Erbfolge in Bayern von 1778 bis 1779 geführte Krieg. Als mit dem Tode des Kurfürsten Maximilian Ⅲ. Joseph von Bayern, 30. Dez. 1777, die bayr. (Wilhelminische) Linie der Wittelsbacher ausstarb, gingen die Rechte auf Bayern an die Pfälzer (Rudolfinische) Linie über, welcher der verstorbene Kurfürst schon 1774 durch einen geheimen Vertrag den Mitbesitz des Landes übertragen hatte. Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz, dem so die Erbfolge in Bayern zustand, hatte keine legitimen Nachkommen. Um seinen zahlreichen natürlichen Kindern vom Kaiser Rangerhöhungen und andere Vorteile zu verschaffen, entschloß er sich, mit Joseph Ⅱ. im Jan. 1778 einen Vertrag zu unterzeichnen, wonach neben einigen kleinern Gebieten ganz Niederbayern an Österreich abgetreten werden sollte. Eine solche Vergrößerung der habsburgischen Macht, die das südl. Deutschland gänzlich an das Kaiserhaus zu fesseln drohte, wollte Friedrich d. Gr. nicht zulassen, zumal da Preußens Erbansprüche auf Ansbach und Bayreuth gefährdet erschienen. Als sein Gesandter, Graf Görtz, beim Kurfürsten nichts auszurichten vermochte, bestimmte der König den nächsten erbberechtigten Agnaten der kurfürstl. Familie, Herzog Karl von Zweibrücken, gegen die Teilung Bayerns Einspruch zu erheben. Zugleich ließ Friedrich in Wien darauf dringen, daß Österreich seine Ansprüche dem Reichstage zur Prüfung vorlege und bis zur Entscheidung die schon besetzten Teile Bayerns räume. Kaiser Joseph war gewillt, sich mit Waffengewalt in dem Besitz Niederbayerns zu behaupten, während Maria Theresia, die selbst die österr. Ansprüche für «verjährt und wenig bewiesen» erklärte, den Krieg zu vermeiden wünschte. Doch die Unterhandlungen mit Preußen zerschlugen sich; Anfang Juli 1778 rückten die preuß. Truppen unter