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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bonasia; Bonasone; Bona vacantia; Bonaventura; Bonavino; Bonbonnière; Bonbons; Bonchamp; Boncompagni; Boncompagni di Mombello

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Bonasia - Boncompagni di Mombello

Bonasia (mittellat.), das Haselhuhn (s. d.).

Bonasone, Giulio, ital. Maler und Kupferstecher, lebte 1510-74 in Bologna. Als Schüler Marcantons in der Kupferstechkunst tüchtig gebildet, wandte er sich später dem Malerfache zu, worin er jedoch weniger leistete. Seine zahlreichen Blätter (über 350) nach Raffael, Michelangelo, Primaticcio u. a. ermangeln der Bestimmtheit in der Stichelführung und sind oft oberflächlich in der Durchführung. Eigene Kompositionen sind z. B.: Noah aus der Arche schreitend, Alexander und Roxane.

Bona vacantia, s. Heimfallsrecht.

Bonaventura, eigentlich Johann von Fidenza, scholastischer Theolog, geb. 1221 zu Bagnorea bei Viterbo, ward 1248 Franziskanermönch, 1253 Lehrer der Theologie zu Paris, 1256 General seines Ordens, 1273 Kardinal und Bischof von Albano, dann päpstl. Legat auf der Kirchenversammlung zu Lyon, wo er 15. Juli 1274 an den Folgen seiner ascetischen Strenge starb. Wegen seines unbescholtenen Wandels, seiner Gelehrsamkeit und einiger ihm zugeschriebenen Wunderthaten schon während seines Lebens verehrt, wurde er von Sixtus IV. 1482 unter die Heiligen versetzt und von Sixtus V. 1587 unter die Kirchenlehrer aufgenommen. Die Franziskaner stellen ihn als ihren größten Gelehrten (Doctor seraphicus) dem Dominikaner Thomas von Aquino entgegen. Lyon, das seine Gebeine besitzt, wählte ihn zum Schutzpatron. Sein Hauptwerk ist der Kommentar zu den "Sententiae" des Petrus Lombardus; darin wie in vielen exegetischen und ascetischen Schriften suchte er die Lehren und Gebräuche der röm. Kirche auch auf philos. Weise zu unterstützen. Die merkwürdigsten derselben, das "Breviloqium" und "Centiloquium", sind eigentlich Handbücher der Dogmatik. Mit der Scholastik verband er indessen auch eine innige Mystik, wie sie in den Schriften "Itinerarium mentis in Deum" und in der "Reductio artium in theologiam" zu Tage tritt und um derentwillen er auch von Luther hoch geschätzt ward. Zahlreich sind seine heute noch in der kath. Kirche viel gelesenen kleinern Erbauungsschriften (Auswahl in deutscher Übersetzung, hg. von Ecker, Münster 1881 fg.). Die ebenfalls viel genannte "Biblia pauperum" dagegen, eine Darstellung der Heiligen Geschichte für Laien, entstellt durch allegorisch-mystische Deutungen den einfachen Inhalt der Bibel. Seine Werke erschienen, allerdings mit vielen unechten Schriften vermischt, am vollständigsten zu Rom (7 Bde., 1588-96; in neuer Ausg. zu Flor. 1884 fg.). - Vgl. Hollenberg, Studien zu B. (Berl. 1862); Richard, Étude sur le mysticisme spéculatif de saint B. (Par. 1873); Borgognoni, Le dottrine filosofiche di B. (Rom 1874); Vicenza, Der heilige B. (nach dem Italienischen, deutsch von Jeiler, Paderb. 1874); Krause, Die Lehre des heiligen B. über die Natur der körperlichen und geistigen Wesen (ebd. 1888).

Bonavino, Christoforo, ital. Philosoph, s. Franchi, Ausonio.

Bonbonnière (frz., spr. bongbonniähr), Schachtel für Bonbons.

Bonbons (frz., spr. bongbóng), eine fabrikmäßig hergestellte Konditoreiware. Zur Herstellung von B. wird hauptsächlich weißer Zucker, bei geringerer Ware unter Zusatz von Stärkezucker, mit wenig Wasser geschmolzen und so lange über freiem Feuer gekocht, bis eine bei geringem Abkühlen plastisch werdende, beim Erkalten erstarrende Masse entstanden ist. Diese wird auf einen Marmortisch ausgegossen und mit einer Metallwalze zu einer gleichmäßig dicken Tafel ausgewalzt, die noch warm, durch Darübergehen mit einer, mit Kreismessern besetzten Walze, Schneidwalze (s. Abbildung) zu Streifen zerteilt wird. ^[Abb.] Durch einen zweiten zum ersten rechtwinklig geführten Schnitt mit derselben Walze werden die Streifen in quadratische Stücke zerteilt. Die Färbung erfolgt durch Zusatz von Fruchtsäften: außerdem werden meist ätherische Öle oder würzige Säfte beigemischt. Gefüllte B. werden aus weniger weit eingekochtem Zuckersaft, dem oft Liqueure beigemischt werden, dargestellt. Derselbe muß so beschaffen sein, daß er beim Erkalten rasch eine reichliche Krystallisation giebt, ohne aber völlig zu erstarren. Die Gestalt der B. wird mittels einer Metallform in eine geebnete, starke Schicht von feinem Zuckerpulver eingedrückt und der Saft in die so gebildete Vertiefung gegossen, worin die äußern Partien sofort zu glasigem Zucker erstarren, während das Innere flüssig bleibt. (S. Fruchtbonbons und Knallbonbons.)

Bonchamp (spr. bongscháng), Charles Melchior Arthur, Marquis de, geb. 10. Mai 1760 zu Jouverdeil in Anjou, kämpfte für die Vereinigten Staaten und kehrte dann nach Frankreich zurück. Er war Kapitän, als die Revolution ausbrach. Von streng royalistischen Grundsätzen, nahm er teil an den Kämpfen in der Vendée (s. d.) gegen die Revolution. Bei dem unglücklichen Angriffe der Vendéer auf Nantes wurde ihm ein Arm zerschmettert. Als das Treffen bei Torfou an der Sèvre mit Kleber einen übeln Ausgang zu nehmen drohte, eilte er, den Arm in der Binde, herbei und entschied den Sieg. Am 18. Okt. 1793 kam es zu dem blutigen Treffen bei Chollet, wo B. fiel. - Vgl. Chauveau et Dussieux, Vie de B. (Par. 1817); Mémoires de Mad. de B. sur la Vendée, hg. von Mad. de Genlis (ebd. 1823).

Boncompagni, Familie, s. Buoncompagni.

Boncompagni di Mombello (spr. -ánji). Carlo, ital. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 25. Juli 1804 zu Saluggia (Prov. Turin), studierte die Rechte und ward 1845 Appellationsgerichtsrat. Seine Thätigkeit und seine Schriften über Volksschulwesen veranlaßten Karl Albert, ihm im ersten konstitutionellen Ministerium unter C. Balbo das Portefeuille des Unterrichts zu übertragen. 1848 übernahm er unter C. Alfieri zuerst das Ministerium des Handels, dann des Unterrichts. Gemeinschaftlich mit Dabormida führte er 1849 die Friedensverhandlungen mit Österreich zum glücklichen Ende. Unter Azeglio versah er wieder (Mai bis Nov. 1852) das Unterrichtsministerium, fügte dazu im Kabinett Cavour-Rattazzi (1853) das Ministerium der Justiz und wurde dann, als Nachfolger Rattazzis, Kammerpräsident (1853-56). 1857 ging er als bevollmächtigter Minister nach Florenz, um den Großherzog Leopold II. für eine nationale Politik zu gewinnen, und übernahm 1859 unter der Provisorischen Regierung in Toscana die Aufrechterhaltung der Ordnung als königl. Kommissar. 1860 stand er dem Regenten von Mittelitalien, Prinzen Eugen von Savoyen-Carignano, zur Seite. In der Kammer, deren Präsident er 1853-56 war, gehörte er zu den einflußreichsten Mitgliedern und befürwortete die Annahme des Friedens von 1849 und die Abtretung von Savoyen und Nizza (1860). Als