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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Cephalalgia - Ceram.

meist amerikanische, Arten. C. Ipecacuanha Willd. (echte Brechwurz, s. Tafel "Arzneipflanzen I"), eine halbstrauchige Pflanze mit unterirdisch kriechendem, dann aufsteigenden, 60-90 cm hohem, unten holzigem Stengel, länglich ovalen, oben rauhen, unten flaumigen Blättern, zerschlissenen Nebenblättern, weißen Blüten und erbsengroßen, dunkelvioletten Beeren, in den dichten Wäldern und Thalschluchten Brasiliens zwischen 8 und 20° südl. Br., sodann auch auf den Bergen von San Lucar in Neugranada und in Peru. Der in der Erde kriechende Stamm sendet einige einfache, meist wurmförmig gekrümmte Wurzeln aus, welche die offizinelle Ipekakuanha ausmachen. Sie sind etwa 5 mm dick und besitzen eine geringelte Rinde, die oft bis auf den Holzkörper eingeschnürt ist. Die Ipekakuanha ist grau, riecht dumpf, schmeckt widerlich bitter und enthält neben einer Spur ekelhaft riechenden ätherischen Öls und der amorphen, braunen und bitter schmeckenden Ipekakuanhasäure O14H9O7 ^[O<sub>14</sub>H<sub>9</sub>O<sub>7</sub>] als wirksamen Stoff Emetin. Die meiste Ipekakuanha liefert die brasilische Provinz Matogrosso im Quellgebiet des Paraguay, und die Abgelegenheit dieser Gegend, aus welcher der Warentransport nach Rio de Janeiro fünf Monate dauert, mag wohl der Hauptgrund des hohen Preises der Wurzel sein. In neuerer Zeit hat man Anbauversuche mit der Ipekakuanha in Ostindien gemacht. Dieselbe ist als hauptsächlichstes Brechmittel offizinell und dient in kleinen Dosen auch bei Bronchial-, chronischem und rheumatischem Darmkatarrh, Ruhr, Blutungen aus innern Organen, Krampfwehen etc. Als Brechmittel hat sie vor Brechweinstein (mit welchem sie meist zusammen gegeben wird) voraus, daß das Würgen geringer ist, das Erbrechen selbst nicht so oft sich wiederholt, der nachfolgende Kollapsus viel unbedeutender ist und nur selten Durchfall eintritt. Die Ipekakuanha wurde zuerst von einem portugiesischen Mönch, der 1570-1600 in Brasilien lebte, erwähnt, aber erst 1648 durch Piso und Marcgraf in Europa genauer bekannt. Der Arzt Helvetius in Reims gab sie 1686 als Spezifikum gegen Ruhr und verkaufte dieses sein Geheimnis für 1000 Louisdor an Ludwig XIV. Die botanische Abstammung wurde 1800 durch den portugiesischen Arzt Gomez festgestellt. In Brasilien heißt die seit langer Zeit von den Eingebornen angewandte Wurzel Poaya oder Çipó, seltener Ipekakuanha, was "Brechen erregendes Unkraut" bedeutet.

Cephalalgia (griech.), Kopfschmerz.

Cephalaspis (Eucephalaspis), s. Fische.

Cephalocele (griech.), aus der Schädelhöhle ausgetretene Bruchgeschwülste des Schädelinhalts, angeboren oder nach Bildung einer Lücke im Schädeldach durch Entzündung oder Verletzung erworben.

Cephalonia, s. Kephalonia.

Cephalophus, s. Antilopen, S. 639.

Cephalopoden, s. Tintenschnecken.

Cephalotaxus S. et Zucc. (Scheineibe), Gattung der Taxineen, kleine, sehr in die Breite wachsende Bäume in Japan und China, welche bei uns meist nur Sträucher bilden, mit ausdauernden, linienförmigen, in der Regel zweireihigen Blättern und violettbrauner, erst im zweiten Jahre reifender Steinfrucht, welche eine braune Nuß einschließt. C. Harringtoni Forb. (kurzblatterige Scheineibe), ein Baum oder Strauch in Japan, 6-7,5 m hoch, mit sehr ausgebreiteten Ästen, zweireihigen Zweigen und 2,6-3 cm langen, kaum gestielten, am obern Ende abgerundeten, aber mit einer besondern Spitze versehenen Blättern, hält als ein schöner Zierstrauch im südwestlichen Deutschland ziemlich gut aus, bedarf aber in Norddeutschland während des Winters eines Schutzes. Kleine Exemplare der weiblichen Pflanze tragen oft schon reichliche Früchte. Ähnlich C. drupacea S. et Zucc., aus Japan, mit 6,5 cm langen, unten blaugrünen, lanzettförmig zugespitzten Blättern und viel größern Blütenkätzchen.

Cephalothorax (griech., Kopfbruststück), bei manchen Krebsen und Spinnen der aus dem Kopf und mehreren Brustringen gebildete Körperteil, bei dem sich die Zusammensetzung aus den ursprünglich gesonderten Ringen (Segmenten) meist nur noch aus der Gruppierung der zugehörigen Beinpaare erkennen läßt. Vgl. die genannten Tierklassen.

Cephalotomie (griech.), geburtshilfliche Eröffnung des kindlichen Schädels zur Verkleinerung desselben.

Cephalotripsie (griech.), das meist nach vorhergegangener Perforation in Anwendung kommende Zerdrücken des kindlichen Kopfes bei der Geburtshilfe.

Cephalus, s. Kephalos.

Cepheus (auch Andromedae pater), Sternbild am nördlichen Himmel, zwischen dem Kleinen Bären, Drachen, Schwan, Pferd und der Kassiopeia, von 290-100° Rektaszension und 55-87° nördlicher Deklination reichend, nach Heis 159 dem bloßen Auge sichtbare Sterne enthaltend, darunter 5 von dritter bis vierter Größe, einige Doppelsterne, der sehr rote Stern µ Cephei (Granatstern) und der veränderliche δ Cephei (1784 von Goodricke entdeckt). Seinen Namen führt es nach C. (Kepheus), König der Äthiopier, Gemahl der Kassiopeia und Vater der Andromeda.

Cephissus, Fluß, s. Kephisos.

Cephus, s. Holzwespen.

Ceprano (spr. tsche-), Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Frosinone, auf einer Anhöhe im Thal des Liris und 4 km von der Eisenbahn Rom-Neapel gelegen, bis 1870 wichtige Grenzstation mit (1881) 2159 Einw.; dabei Reste des alten Fregellä.

Cer (Cerium) Ce, ein im Jahr 1803 gleichzeitig von Klaproth in Berlin und Berzelius und Hisinger in Stockholm in einem Mineral von der Bastnäsgrube bei Riddarhytta entdecktes Metall. Im J. 1839 fand Mosander im Ceroxyd ein zweites Metall, das er Lanthan benannte, und 1842 als Zwillingsbruder das Didym. Diese drei Elemente bilden die kleine natürliche Gruppe der Cermetalle in der Klasse der Erdalkalimetalle; sie finden sich wie im Cerit oder Cererit, aus dem man sie zuerst dargestellt hat, auch in andern seltenen norwegischen und grönländischen Mineralien meist beisammen. Das aus der Chlorverbindung durch Natrium abgeschieden C. ist eisen- bis bleigrau, lebhaft glänzend, läuft an der Luft an, ist geschmeidig, fast so weich wie Blei, spez. Gew. 5,5, verbrennt bei Glühhitze und löst sich in Salzsäure und verdünnter Salpetersäure. Die Cersalze sind leicht löslich, kristallisierbar, schwach amethystrot, reagieren sauer und schmecken zusammenziehend süß. Sie liefern vorzügliches Anilinschwarz, und es genügt für diesen Zweck, den Cerit mit Schwefelsäure zu behandeln, das Produkt zur Trockne zu verdampfen, mit Wasser auszuziehen und die Lösung zu filtrieren. Sie kann direkt benutzt oder zur Trockne verdampft werden. Dies Ceranilinschwarz soll schöner und billiger sein als das mit Vanadin dargestellte.

Cera (lat.), Wachs; C. alba, weißes, gebleichtes Wachs; C. flava, gelbes, rohes Wachs.

Ceram (Serang), die größte Insel der südlichen Molukken, im N. von Amboina und Banda, mit einem Areal von 17,180 qkm (312 QM.), gehört zur niederländischen Residentschaft Amboina und zerfällt

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