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Deggut – De Gubernatis
ten Spindeln, Drechslerarbeiten, Schröpfköpfen, Aderlaßeisen Handel treiben. Auf einer Anhöhe eine alte Wallfahrtskirche Ave Maria, auf dem Nordarlberg eine Burgruine. Der Ort gehörte zur Grafschaft Helfenstein und hatte seinen eigenen Adel.
Deggut, soviel wie Birkenteer (s. d.).
Deglutieren (lat.), verschlucken, verschlingen.
Dego, Dorf im Kreis Savona der ital. Provinz Genua, an der Bormida und an der Linie Cairo-Acqui-Alessandria des Mittelmeernetzes, hat (1881) 1333, als Gemeinde 2012 E., Post und Telegraph. Hier siegten 21. Sept. 1794 die Franzosen unter Bonaparte über die Österreicher unter Colloredo. 14. April 1796 fand bei D. ein mit wechselndem Glück geführtes Gefecht zwischen den Franzosen unter Bonaparte und den Österreichern unter Argenteau statt, worin schließlich die erstern Sieger blieben.
De Goeje (spr. gohje), Mich. Joh., holländ. Orientalist, geb. 13. Aug. 1836 in Dronryp (Friesland), studierte 1854‒60 in Leiden orient. Sprachen, wurde dann Bibliothekar an der Leidener Universitätsbibliothek und beendete die von Dozy (s. d.) begonnene Ausarbeitung des Katalogs der orient. Handschriften. 1866 wurde er außerord., 1869 ord. Professor der Leidener Hochschule und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Amsterdam. Besonders beschäftigte er sich mit Geographie und Geschichte des mohammed. Orients und arab. Philologie. Er gab die Werke zahlreicher arab. Geographen und Geschichtschreiber heraus; hervorzuheben ist die «Bibliotheca geographicorum arabicorum», welche in 7 Bänden (Leid. 1870‒92) die ältesten Denkmäler der geogr. Litteratur der Araber vereinigt. Unter seiner Leitung wurden ferner die Annalen des Tabarî (s. d.) herausgegeben. D. schrieb u. a. «Mémoires d’histoire et de géographie orientales» (Leid. 1862‒64; 2. umgearbeitete Aufl., ebd. 1886), «Das alte Bett des Oxus Amu Darjâ» (1875) und zahlreiche Abhandlungen und kritische Aufsätze für Fachzeitschriften. Von seiner neuen Bearbeitung des «Catalogus codicum arabicorum» der seit der ersten Ausgabe bedeutend angewachsenen Leidener Handschriftensammlung ist der erste Band unter Mitarbeit Houtsmas (Leid. 1888) erschienen.
Degommieren, s. Seide.
Degorgieren (frz., spr. -gorsch-), Degorgement (spr. -gorsch’mäng), Entkehlen, bezweckt die während der Champagnergärung gebildete und durch Neigen der Flasche auf dem Kork abgelagerte Hefe zu entfernen (s. Schaumweine).
Degot, soviel wie Birkenteer (s. d.).
Dégoût (frz., spr. -guh), Ekel, Widerwille; degoutant (spr. -gutáng), Ekel, Widerwillen erregend; degoutieren, Ekel erregen, einem etwas verleiden; etwas ekelhaft oder widerwärtig finden.
Degradation (lat.), die Versetzung eines Beamten in eine Stelle niedern Ranges. Eine solche kann im Disziplinarverfahren erfolgen und ist an dieselben Bedingungen und Formen geknüpft wie die Amtsenthebung (s. d.). Das Reichsbeamtengesetz und das Preuß. Disciplinargesetz kennen nur eine Versetzung in ein Amt gleichen Ranges mit geringerm Gehalt. – Über D. eines Klerikers s. Deposition. – Im Kriegsrecht ist D. die Strafe der Herabsetzung eines Offiziers oder Unteroffiziers zum Gemeinen. Dies geschieht immer durch richterlichen Spruch. Für Offiziere besteht die D. nur noch in der russ. Armee, schließt jedoch hier das Wiederaufrücken nicht aus, das früher oft genug erfolgte, nach dem Reglement betreffs der Bestrafungen vom 28. März 1875 aber nur erfolgen darf, wenn durch kaiserl. Befehl ausgesprochen worden, daß die Strafe als Hindernis zu Belohnungen nicht anzusehen ist. In allen andern Heeren findet sie nur auf Unteroffiziere Anwendung.
Degradieren (lat.), erniedrigen, s. Degradation.
Degraissieren (frz., spr. -gräß-), d. i. Entfetten, eine Operation der Türkischrot-Färberei (s. d.), durch welche den im Weißbade eingefetteten Geweben der Überschuß an Öl entzogen wird.
Dégras (spr. -grá), Lederschmiere, Urläuter, eine aus Ölsäure oder auch aus Fischthran bereitete salbenförmige Emulsion, zum Einfetten des Leders dienend, die an verschiedenen Orten fabrikmäßig, unter Geheimhaltung des Verfahrens, dargestellt wird. Ein sehr gutes D. wird als Nebenprodukt der Sämischlederfabrikation durch Auspressen des im Überschuß zugesetzten Fettes gewonnen.
Degré (frz.), Stufe, Staffel, Grad.
Degressīvsteuer, s. Einkommensteuer.
Degrossieren (frz.), aus dem Groben oder Rohen herausarbeiten, verfeinern (besonders bei Gold und Silber gebräuchlich).
Degu (chilenisch), Gattung der Trugratten (s. d.).
De Gubernātis, Angelo, Graf, ital. Schriftsteller, geb. 7. April 1840 zu Turin, studierte daselbst und (1862) in Berlin, ward 1863 als Professor des Sanskrit am Istituto degli studii superiori nach Florenz berufen, verzichtete aber, in die Umtriebe der Bakuninschen socialistischen Partei hineingezogen, auf seine Professur. Später zerfiel er aber mit der Bakuninschen Partei und bewarb sich wieder um seine Professur, die er 1867 zum zweitenmal erhielt. 1891 folgte er einem Ruf an die Universität in Rom. Er machte zahlreiche Reisen, durch Europa nach Indien. D. hat viele Zeitschriften («La Letteratura civile», 1859, «L’Italia letteraria», 1862, «La Civiltà italiana», 1865, «Rivista orientale», 1867‒68, «Rivista contemporanea», 1869, «Rivista europea», 1869‒76, «Bollettino italiano degli studii orientali», 1876 fg., «Cordelia», 1881‒82, «Revue internationale», 1883‒87) begründet und geleitet, die meistens nur ein kurzes Dasein fristeten, Seit 1887 leitet er das «Giornale della Società Asiatica Italiana». Daneben ist er ein eifriger Mitarbeiter an zahlreichen andern ital. und ausländischen Zeitschriften. Von seinen dramat. Arbeiten ist namentlich die Trilogie «Il re Nala» (Flor. 1869; das mittlere Stück deutsch von Marx, Hamb. 1870) zu erwähnen; außerdem «Werner» (Tur. 1859), «Don Rodrigo, ultimo re dei Visigoti» (Mail. 1861), «La morte di Catone» (ebd. 1864), «Drammi indiani» (ebd. 1872), «Maya» (ebd. 1872), «Romolo» (ebd. 1873), «Romolo Augustolo» (ebd. 1876), «Savitri» (Rom 1877) u. a. m. Unter seinen biogr. Werken ragt, bei allem Mangel an Objektivität und Gleichmäßigkeit in der Behandlung, besonders hervor sein «Dizionario biografico degli scrittori contemporanei» (Flor. 1879‒80), seit 1888 erweitert: «Dictionnaire international des écrivains du jour» (ebd. 1888‒91); ferner «Ricordi biografici» (ebd. 1873), «Dizionario degli artisti italiani viventi» (ebd. 1889‒92). Seine bedeutendsten Schriften sind die orientalistischen, darunter «Piccola enciclopedia indiana» (ebd. 1867), «Fonti vediche dell’epopea» (ebd. 1868), «Storia die viaggiatori italiani nelle Indie» (Livorno 1864), «Mitologia vedica» (Flor. 1874), «Matériaux