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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Generator – Genettenfelle

die dritte Form von Fortpflanzungsorganen, die sog. Sporidien. Diese können nun den Entwicklungsgang des Pilzes fortsetzen, wenn sie auf eine geeignete Nährpflanze kommen; für Puccinia graminis ist dies die gewöhnliche Berberitze, Berberis vulgaris L. Der Keimschlauch, den die Sporidie treibt, dringt in das Blattgewebe ein und erzeugt hier ein vielverzweigtes Mycelium, das später die vierte Sporenform, die sog. Äcidiensporen in den Äcidienbechern erzeugt. Die Äcidiensporen können nun wieder, wenn sie auf Getreidearten gelangen, die Uredogeneration hervorrufen. (Näheres hierüber s. Uredineen und Puccinia.) Ein ähnlicher G. findet sich auch bei den übrigen Uredineen, doch nur bei einigen in solcher Vollständigkeit wie bei Puccinia. Bei andern Abteilungen der Pilze, ebenso bei vielen Algen kann man gleichfalls von einem G. sprechen, insofern auch hier mehrere oder doch zwei Arten der Fortpflanzungsorgane, gewöhnlich geschlechtliche und ungeschlechtliche, in verschiedenen Entwicklungsstadien der Pflanzen gebildet werden.

Generātor (lat., d. h. Erzeuger), der Gaserzeuger bei Gasfeuerungen (s. d.); auch der Eisbildner bei Eismaschinen (s. d.).

Generātrix (lat., «erzeugende Linie»), eine Linie, durch deren Bewegung eine Fläche entsteht (als Beispiele vgl. Cylinder und Kegel).

Generell (vom lat. generalis), allgemein, im Gegensatz zu speciell; in der Philosophie heißt generell die Betrachtungsart eines Gegenstandes nur unter einem bestimmten Gattungsbegriff (z. B. des einzelnen Menschen nur als eines Menschen überhaupt). Dies Beiwort schließt daher leicht den Tadel einer zu allgemeinen, der nötigen Bestimmtheit entbehrenden (zu abstrakten oder zu wenig konkreten) Auffassung ein.

Genērisch (vom lat. Genus, s. d.), auf das ganze Geschlecht oder die Gattung bezüglich.

Generös (frz., spr. schen-), edel, großmütig; freigebig; Generosität (lat.) oder Generösität (frz.), Edelmut, Freigebigkeit.

Generoso, s. Monte-Generoso.

Generosobahn (1596 m), die 23. Juni 1890 eröffnete schmalspurige (0,80 m) Zahnradbahn (9 km) von Capolago am Luganer See über die Station Capolago der Gotthardbahn (s. d.) nach Vetta am Monte-Generoso. Die Herstellungskosten betrugen 2 Mill. Frs.; 4. Okt. 1893 wurde die Bahn für 467000 Frs. versteigert.

Genesco, (spr. dsche-), Schwefelbad, s. Chivasso.

Genesee (spr. dschennĕsih), Fluß in Nordamerika, entspringt im nördl. Pennsylvanien, fließt nach N. durch den Staat Neuyork und mündet, 230 km lang, in den Ontariosee. Er bildet bei Rochester großartige Wasserfälle (30 m). Der Eriekanal überschreitet den Fluß in einem Aquädukt von 9 Bogen.

Genĕsis (grch.), Entstehung, Entstehungsgeschichte; in der griech. Bibel der Name des ersten Buches des Pentateuchs, das den irreführenden Namen «1. Buch Mose» hat. Es beginnt mit der Schöpfung der Welt, enthält die Urgeschichte der Menschheit und die Vorgeschichte des Volkes Israel (Geschichte der drei Stammväter bis zur Niederlassung der Familie Jakobs in Ägypten). Über seine Entstehung s. Pentateuch. Die besten Kommentare zur G. haben Tuch (Halle 1838; 2. Aufl. 1871, von Arnold und Merx) und Knobel (6. Aufl. von Dillmann, Lpz. 1892) verfaßt.

Genĕstet (spr. cheh-), Petrus Augustus de, niederländ. Dichter, geb. 21. Nov. 1829 zu Amsterdam, studierte daselbst am Seminar der Remonstranten Theologie, wurde 1852 Pastor in Delft, legte aber 1859 sein Amt nieder, kehrte nach Amsterdam zurück und starb 2. Juli 186 l. zu Rosendaal bei Arnheim. Schon als Student gab er eine Sammlung «Eerste gedichten» (1851 u. ö.) heraus, die ihm große Popularität erwarben. Ferner veröffentlichte er «Leekedichtjens» (Haarlem 1860 u. ö.) und «Laatste der eerste» (Amsterd. 1861 u. ö.), größtenteils kurze, lyrische, aus dem Leben gegriffene Skizzen, mitunter auch längere, romantische Stücke, wie «Fantasio», und humoristische, wie das Meisterstück aus den «Eerste gedichten»: «De St. Nikolaasavond». Seine Gedichte kennzeichnen sich durch Einfachheit und Ungezwungenheit der Sprache wie durch Klarheit und Ursprünglichkeit der Gedanken. Unter allen jüngern Dichtern in Holland ist G. der am meisten gelesene. Eine vollständige Prachtausgabe seiner Dichtwerke nebst Lebensskizze des Dichters, wurde durch C. P. Tiele besorgt (2 Tle., Rotterd. 1869 u. ö.). Eine Auswahl seiner Gedichte in deutscher Übersetzung veröffentlichte Hanne (Halle 1886).

Genesung (Rekonvalescenz), das letzte Stadium der Krankheit, der Übergang von Krankheit in Gesundheit. Unvollständig nennt man die G., wenn eine größere oder geringere Disposition zu neuen Erkrankungen zurückbleibt; besonders häufig bleibt eine solche Disposition nach vielen Entzündungen der äußern Haut, der Schleimhäute, der Mandeln, der Lungen und Gelenke zurück. Die Dauer der G. ist besonders bei schweren fieberhaften Krankheiten oft bedeutend länger als die Zeit der eigentlichen Krankheit; so vergehen nach Typhus, Pocken, Scharlach und nach andern Infektionskrankheiten meist Wochen und Monate, ehe der Kranke den frühern Stand der Ernährung, der Muskel- und Nervenkräftigkeit wieder erlangt. So verschieden die Vorgänge der Krankheiten sind, ebenso verschieden sind sie auch bei der G. Der Zustand der Rekonvalescenz bleibt immer nach Verhältnis der Gefahr, welche die stattgehabte Krankheit mit sich führte, ein mehr oder weniger gefährlicher, der den Arzt wie den Kranken zur Vorsicht auffordert, da durch Diätfehler und andere Versehen Rückfälle oder andere Krankheiten (sog. Nachkrankheiten) sehr leicht herbeigeführt werden können. (S. Krankheit.)

Genētisch (vom griech. Genesis, s. d.) nennt man das wissenschaftliche Verfahren, das den Gegenstand in seiner Entstehung zu begreifen sucht. Über genetische Definition s. Definition.

Genetiv, Nebenform von Genitiv (s. d.).

Genĕtrix (lat., «Erzeugerin»), Beiname der Venus (s. d.) als der Stammmutter des röm. Volks durch ihren Sohn Äneas und speciell des Geschlechts der Julier. Cäsar errichtete ihr 46 v. Chr. auf seinem Forum einen prächtigen Tempel, bei dem jährlich elftägige Spiele gefeiert wurden.

Genette (frz., spr. sch’nett), türk. Kandarenzäumung, bei der anstatt der Kinnkette ein beweglicher Ring angebracht ist. Der Kandare fehlt das Obergestell gänzlich; das Mundstück ist dünn und vierkantig und in der Form eines rechten Winkels gebrochen, die ganze Zäumung also sehr scharf.

Genette (frz., spr. sch’nett), s. Zibethkatzen.

Genettenfelle heißen im Handel die Felle der Genette, die wegen ihrer schönen Zeichnung, Zartheit und ihres Glanzes sehr beliebt sind. Doch sind sie an Größe und Anordnung der Zeichnung so verschieden, daß man noch nicht weiß, ob sie wirklich