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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kalkeinlagerungen - Kalkpflanzen.

seinem Vorhaben abzustehen. Kalkbrenners glänzendes Spiel, in welchem die Clementische mit der Hummelschen Vortragsweise verschmolzen war, rechtfertigte allerdings seinen Ruf, ebenso wie seine den Eigentümlichkeiten seines Instruments Rechnung tragenden, effektvollen und instruktiven Kompositionen. Da jedoch auf beiden Gebieten das Streben nach äußerem virtuosen Glanz den geistigen Gehalt überwog, so waren die von der Kalkbrennerschen Schule der Kunst geleisteten Dienste nur von zweifelhaftem Wert, und jenes hauptsächlich durch sie geförderte Virtuosentum, welches während der 20er und 30er Jahre in den Konzertsälen ganz Europas herrschte, konnte nur so lange Bestand haben, bis mit dem Auftreten Mendelssohns, Schumanns, Chopins und Liszts eine ernstere Kunstrichtung eingeschlagen wurde. Damit war auch Kalkbrenners zahlreichen Kompositionen das Urteil gesprochen, obwohl sich unter denselben neben oberflächlichen Modeartikeln auch einzelne gediegene Arbeiten befinden, wie z. B. vier Konzerte, ein Konzert für zwei Klaviere und namentlich seine Klavierschule mit den dazugehörigen Etüden. K. starb 10. Juni 1849 in Enghien bei Paris mit Hinterlassung eines ansehnlichen Vermögens, welches er teilweise als Geschäftsteilnehmer an der durch seinen Einfluß wesentlich geförderten Pleyelschen Klavierfabrik erworben hatte.

Kalkeinlagerungen. Bei den Pflanzen kommt der Kalk entweder der Zellhaut eingelagert, oder ihrer Oberfläche aufgelagert, oder als Inhaltsbestandteil in den Kristallschläuchen (s. d.) vor. Am häufigsten findet sich oxalsaurer Kalk in Form von Körnern oder deutlichen Kristallen in der Zellwandung; kohlensaurer Kalk wird in der Zellhaut mancher Haare und in den Cystolithen abgelagert. Letztere bestehen in zapfen- oder traubenförmigen, mit kohlensaurem Kalk imprägnierten Zellwandverdickungen, die in die Zellhöhlung mancher Epidermiszellen bei Urtikaceen, z. B. Ficus, Morus, Humulus, Urtica, und Akanthaceen hineinragen. Die Kalkauflagerungen kommen als oberflächliche Schüppchen bei manchen Farnblättern und den Blättern der weiß inkrustierten Saxifraga- und Plumbago-Arten, als krustenförmige Überzüge bei manchen Wasserpflanzen, wie den Laichkräutern (Potamogeton) und den Charen, vor.

Kalkfarben, die in der Freskomalerei verwendbaren Farben, welche beim Auftragen auf Kalk nicht zersetzt werden, besonders Antimongelb, Barytgelb, Barytweiß, Kadmiumgelb, Chromgrün, Chromorange, Eisenorange, Englischrot, grüne Erde, Kobaltblau, Kobaltgrün, Bronners Freskokrapplack, Marsbraun, Neapelgelb, Ocker, schwarze Farben, Sienaerde, Schweinfurter Grün, Ultramarin, Umbra, Vandyckbraun, Zinkweiß.

Kalkfeldspat, s. Anorthit.

Kalkglimmerschiefer (Blauschiefer), gemengtes kristallinisches Gestein, besteht aus körnigem Kalk, mehr oder weniger Quarz und Glimmerblättchen, meist sehr reichlich, die wie im Glimmerschiefer verteilt sind. Dem meist silberweißen Glimmer (Muskovit) ist nicht selten Talk beigemengt. Das Gestein ist meist bläulich hellgrau, stets deutlich Beschichtet; durch Vorwalten des körnigen Kalkes und Schwinden des Quarzes geht der K. in glimmerführenden körnigen Kalk oder bei Verteilung der Glimmerblättchen in kugeligen Schalenlagen in Cipollino, bei Vertretung des Glimmers durch die entsprechenden Mineralien in kalkhaltigen Talk-, Chlorit- und Sericitschiefer über. Das Gestein hat eine große Verbreitung in den Alpen, so in der Tauernkette, den Salzburger Alpen, in den Gebirgen Graubündens und des Wallis, auch im Mährischen Gebirge, in Massachusetts u. a. O.

Kalkgrün, s. Scheelesches Grün.

Kalkharmotom, s. Phillipsit.

Kalkhydrat, s. v. w. gelöschter Kalk, s. Kalk, S. 401.

Kalkieren (kalquieren, franz. calquer), Übertragung einer Zeichnung, Schrift, eines Plans und dergl. vom Original auf eine andre Fläche. Dies kann auf sehr verschiedene Weise durch Abdrucken, Durchzeichnen, Aufpudern, Aufpausen etc. geschehen. Das Kalkierpapier zum Durchzeichnen ist ein dünnes, sehr durchscheinendes, ziemlich weiches, aber verhältnismäßig festes Papier, welches aus rein gehecheltem Flachs oder ganz schäbefreiem Werg dargestellt wird; Kalkierleinwand ist Musselin, welcher auf einer Seite einen gleichmäßigen Überzug von Stärkekleister erhalten hat und dann auf Kalandern getrocknet und geglättet ist. Vgl. auch Hektograph und Metallographie.

Kalkkonglomerat, Gestein aus abgerundeten Kalksteinstücken, welche durch ein kalkiges Bindemittel vereinigt sind, entsteht zum Teil noch heute, wenn kalkreiches Wasser durch Anhäufungen von Kalksteingeröllen hindurchrieselt und dabei seinen Kalkgehalt absetzt.

Kalklicht, s. Knallgas.

Kalkmaß. In Deutschland wird der Kalk jetzt entweder nach der Tonne, = 2 hl, oder nach dem Hektoliter gemessen. In Österreich hält das Kalkmutel 2½ Metzen = 153,761 Lit.

Kalkmergel, Varietäten des Mergels (s. d.) mit vorwaltendem Kalkgehalt, der oft 75 Proz. beträgt, tritt dicht, schieferig, oft dünnschieferig (Mergelschiefer), bituminös, auch erdig auf. Tuffartiger K. oder Mergeltuff (Steinmergel) ist porös, löcherig (Zellenmergel), die Löcher sind meist mit Mergelerde, auch mit kohlensaurem Kalk gefüllt. Muschelmergel nennt man Zusammenhäufungen von Muschel- und Schneckenschalen mit Kalk und Thon. Namentlich treten die K. auf in der Muschelkalk- und Oolithformation und in der Kreidegruppe (Pläner). Die losen K. benutzt man als Dungmittel auf kalkarmem Boden, so auf Torf-, Sand-, namentlich aber auch auf Thonboden. Viele Steinmergel (Zementstein) eignen sich zur Herstellung von hydraulischem Mörtel.

Kalkmilch, s. Kalk, S. 402.

Kalknagelfluh, eine Nagelfluh, in welcher das Bindemittel der Geröllstücke rein oder doch fast rein kalkig und fest ist; findet sich besonders in den nördlichen Voralpen; vgl. Tertiärformation.

Kalkoolith, Gestein, aus konzentrisch-schaligen Kalkkugeln, durch ein kalkiges Zement verbunden, zusammengesetzt. Die Größe der Kugeln schwankt zwischen Hirsekorn- und Erbsengröße und ist für dasselbe Vorkommen meist eine sehr konstante. Im Rogenstein ist das Bindemittel der Kalkspatkugeln, deren konzentrische Struktur gewöhnlich erst durch die Verwitterung deutlich wird, ein runzeliges oder thonig-sandiges. Oolithe sind besonders im Jura, Rogenstein in der Trias entwickelt. Ihre Bildung ist noch unerklärt, da sich die äußerlich ähnlichen Erbsensteine (s. d.) nicht als Analogie anziehen lassen, indem sie Quellabsätze sind, während Oolithe und Rogensteine sich als wohlgeschichtete Meeresabsätze vorfinden. Auch als versteinerte Molluskeneier sind die Oolithe gedeutet worden.

Kalkpflanzen, Pflanzen, welche Kalk in ungewöhnlich großer Menge enthalten und im wilden Zustand nur auf kalkreichem Boden vorkommen, aus deren