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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kartoffelerntemaschinen; Kartoffelfege; Kartoffelfuselöl; Kartoffelkäfer; Kartoffelkrankheit

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Kartoffelerntemaschinen - Kartoffelkrankheit

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kartoffel'

niederbiegen und bei mehrmaligem Anhäufeln ein flacher Erdhügel entsteht, in dem sich die jungen Knollen ausbilden. Die Haupternte erfolgt im September und Oktober, die frühesten Sorten (Jakobskartoffeln) werden schon Mitte Juli reif. Das Ausnehmen geschieht mit Hacke und Forke, oder mit dem Pfluge. Die großen Ansprüche, welche die Aussaat und die Ernte der K. an die menschliche Arbeitskraft stellt, haben neuerdings zur Erfindung von Maschinen geführt. (S. Kartoffellegemaschinen und Kartoffelerntemaschinen.)

Die Jahresproduktion der K. in den Hauptländern beträgt durchschnittlich in Mill. Hektoliter:

LänderMill. hlLänderMill. hl
Deutschland236,00Spanien18,33
Rußland140,00Niederlande17,24
Frankreich130,59Italien8,14
Österreich83,34Norwegen7,29
Verein. Staaten53,11Finland4,40
Irland41,50Dänemark4,19
Großbritannien38,20Australien3,39
Belgien28,76Portugal3,24
Ungarn27,67Zusammen in
Schweden18,56diesen Ländern863,96

Die nähern Anbau-, Handels- und Wertverhältnisse der K. in Deutschland zeigt nachstehende Tabelle:

EinfuhrAusfuhr
JahrAnbauflächeErnteErnteMengeWertPreisMengeWertPreisInland-
pro hafür 1tfür 1tVerbrauch
hatkgt1000 M.M.t1000 M.M.t
18822 765 54718 124 285653026 446158760,0233 33514 00060,017 917 396
18832 906 26324 978 297857036 122216760,0340 94019 60457,524 673 479
18842 907 63024 075 669826034 345151144,0132 461682251,523 977 553
18852 916 33328 016 592959043 343134431,0126 565474637,527 933 370
18862 915 74725 143 229862030 327121340,0158 251593437,525 015 305
18872 918 14725 272 998866049 825161932,5132 057429232,525 190 766
18882 920 33021 910 996750058 772282148,0215 07611 82955,021 754 692
18892 917 72026 603 965912054 759312057,0119 704611751,126 539 020
18902 905 87023 320 983803098 789429743,590 578425747,023 329 194
18912 922 76618 558 3796350226 71614 13962,4103 390803977,818 681 705
10jähr.
Durchschn.2 899 63523 600 539812365 944338247,8165 236856450,723 501 248

Die Ernte belief sich 1892 im Deutschen Reich auf 27 988 557 t. Eingeführt wurden (1892) 175 251 t im Werte von 10 293 000 M. namentlich aus Belgien, den Niederlanden, Österreich-Ungarn, Rußland, Dänemark. Die Ausfuhr bezifferte sich im gleichen Jahre auf 57 110 t mit 4 082 000 M. Wert. Als Absatzgebiete kommen besonders die Niederlande, die Schweiz, Österreich-Ungarn, Schweden und Belgien in Betracht. Eine Steigerung der Kartoffelernte nur um ½ t pro 25 a würde, die Tonne zu 20 M. gerechnet, den Ertrag der deutschen Landwirtschaft bei rund 2 900 000 ha Kartoffelanbau um 116 000 000 M. erhöhen; dies ließe sich bei Zuhilfenahme der neuern Erfahrungen im Kartoffelbau wohl erreichen, da der jetzige Durchschnittsertrag von 2 t pro 25 a sehr gering ist.

Die Aufbewahrung der Knollen geschieht in Erdgruben, Mieten und Kellern. Die in den Kellern oder Mieten im Frühjahr gekeimten K. enthalten besonders in den lang ausgetriebenen Keimen einen Giftstoff, Solanin, und können alsdann, wenn die Keime nicht entfernt werden, giftig wirken. Beim längern Aufbewahren bis zum Frühjahr verliert die K. 10-12 Proz. an Gewicht. Bei starken Kältegraden tritt ein Erfrieren der K. ein, das Leben der Knollen wird getötet und die K. ist nach dem Auftauen desorganisiert und fault sehr schnell. Bei geringen Kältegraden, schon bei + 2° bis 3° C., tritt ein Süßwerden der K., auch oft Erfrieren genannt, ein. Die Ursache liegt darin, daß bei derartigen Temperaturen die K. den aus dem Stärkemehl sich beständig bildenden Zucker nicht veratmen kann und ihn aufspeichert. Bewahrt man solche süße K. mehrere Tage bei Temperaturen von 10-16° C. auf, so verliert sich dieser unangenehme Geschmack. Vor der Verfütterung oder Verwendung zur Spiritus- und Stärkefabrikation müssen die K. gewaschen werden, was meist mittels der Kartoffelwaschmaschine (s. d.) geschieht; ferner werden sie entweder roh zu Brei zerrieben oder gekocht oder gedämpft zerkleinert, wozu die Kartoffelquetschmaschine (s. d.) verwendet wird.

Abgesehen von verschiedenen Krankheiten (s. Kartoffelkrankheit und Kräuselkrankheit) schaden der K. namentlich: Engerling, Drahtwurm, die Raupen der Nonne und Saateule, Totenkopf, Tausendfuß, dann in neuerer Zeit in Amerika der Coloradokäfer (s. d.), dessen Verschleppung nach Europa bis jetzt mit Erfolg verhindert worden ist.

Aus der umfangreichen Litteratur ist hervorzuheben: Gülich, Der Kartoffelbau (3. Aufl., Altona 1869); Busch, Der Kartoffelbau (Danzig 1874); Die K. und ihre Kultur. Amtlicher Bericht über die Kartoffelausstellung zu Altenburg 1875 (Berl. 1876); Giersberg, Der rationelle Kartoffelbau (Lpz. 1879). Werner, Der Kartoffelbau nach seinem jetzigen rationellen Standpunkte (2. Aufl., Berl. 1886).

Kartoffelerntemaschinen, s. Kartoffelkulturmaschinen.

Kartoffelfege, ein viereckiger länglicher Kasten mit niedrigen Wänden, dessen Boden aus eisernen oder hölzernen Stäben besteht, die 1 - 2 cm voneinander entfernt sind. Beim Abladen der Kartoffeln in den Keller und bei sonstigen Gelegenheiten wird die K. schräg an den Wagen gestellt und die Kartoffeln beim Herunterrollen über den Siebboden von Erde und Keimen gereinigt.

Kartoffelfuselöl, s. Fusel.

Kartoffelkäfer, s. Coloradokäfer.

Kartoffelkrankheit, eine erst seit der Mitte des 19. Jahrh. näher bekannte Krankheit der Kartoffel, die von einem parasitischen Pilze aus der Familie der Peronosporeen, Phytophthora infestans De By. (s. Tafel: Pflanzenkrankheiten, Fig. 7), veranlaßt wird. Derselbe ist wohl schon seit längerer Zeit aus Amerika nach Europa eingewandert, doch verursachte er erst 1845 und in den darauffolgenden Jahren etwa bis 1850 verheerende Epidemien in ganz

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 203.

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