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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Labradorthee; Labrax; Labroīden; Labrouste; La Bruyère; Labsalben; Labuan; Labuan-Deli; Labyrinth

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Labradorthee - Labyrinth.

wo die nach S. schwimmenden Eisberge die Luft abkühlen. In Nain (57° 10' nördl. Br.) beträgt die mittlere Temperatur im Januar -20°, im August 10,5°, im ganzen Jahr -3,5° C. An der Küste wohnen (1884) 1347 Eskimo, deren einziges Haustier der Hund ist, von Jagd und Fischfang lebend. Im Winter sammeln sie sich in den Herrnhuterstationen Nain, Okak, Hebron und Hoffenthal. Neben ihnen haben sich 2864 Europäer niedergelassen (s. Eskimobai), die gleichfalls vom Fischfang leben. - L., den alten Normannen als Helluland ("Steinland") bekannt, wurde 1498 von Sebastian Cabot wieder entdeckt und erhielt 1501 von dem Portugiesen Gaspar Cortereal den ganz unpassenden Namen Terra labrador ("Ackerland"). Vgl. Hind, Explorations in the interior of L. (Lond. 1867, 2 Bde.); Stearns, L., a sketch of its peoples etc. (Boston 1885); K. R. Koch in den "Deutschen geographischen Blättern" 1884, S. 151.

Labradorthee, s. Ledum.

Labrax, Seebarsch.

Labroīden, s. v. w. Lippfische.

Labrouste (spr. -brūst), Henri, franz. Architekt, geb. 11. Mai 1801 zu Paris, bildete sich in den Ateliers von Vaudoyer und Lebas sowie an der Akademie der bildenden Künste und errang 1824 den großen Preis für Architektur. Früchte seiner darauf hin erfolgenden Reise nach Italien waren neun Zeichnungen des Poseidontempels zu Pästum (veröffentlicht 1878, 21 Tafeln). 1829 ward er Inspektor der Arbeiten an dem Palais des Beaux-Arts in Paris und erhielt, nachdem er mehrere größere Bauten, wie das Hospiz von Lausanne (1837) und die Bibliothek Ste. Geneviève in Paris (1843-50), vortrefflich ausgeführt hatte, auch den Bau der Nationalbibliothek überwiesen, welcher in Bezug auf die Konstruktion des Innern ein Muster für ähnliche Institute geworden ist. L. wurde 23. Nov. 1867 zum Nachfolger Hittorfs ^[richtig: Hittorffs] an der Kunstakademie ernannt und starb 26. Juni 1875 in Paris.

La Bruyère (spr. brüijähr), Jean de, berühmter franz. Charakter- und Sittenschilderer, geboren um Mitte August 1645 zu Paris, studierte Jurisprudenz, ward aber bald nach seiner Aufnahme in den Advokatenstand seiner Stellung überdrüssig und kaufte sich das Amt eines Schatzmeisters in der Generalität (Steuerbezirk) zu Caen, welches ihm erlaubte, frei und unabhängig in Paris zu leben und sich ganz den Wissenschaften zu widmen. 1684 wurde er auf Bossuets Verwendung berufen, den Enkel des großen Condé Geschichte zu lehren, und blieb bis an seinen Tod, der ziemlich plötzlich 10. Mai 1696 erfolgte, diesem Haus treu ergeben, allerdings in einer abhängigen Stellung, in welcher nur seine Würde und sein Takt ihn vor mancher Demütigung bewahrten. Unter diesen Verhältnissen konnte L., wenn auch dem Hof Ludwigs XIV. nicht angehörig, doch in dessen unmittelbarer Nähe und mit um so unparteiischerm Blick das Wesen und Treiben desselben studieren und die Ergebnisse dieser Beobachtungen in seinem berühmten Buch verwerten, das 1688 unter dem Titel: "Les Caractères de Théophraste, traduits du grec, avec les caractères ou les mœurs de ce siècle" erschien. Der Erfolg des Buches war ein ungeheurer: im Lauf desselben Jahrs erschienen noch zwei Auflagen, und sechs andre folgten bis zum Tode des Verfassers, jede mit ansehnlicher Vermehrung, so daß die ursprüngliche Zahl von 420 Charakteren schließlich auf 1120 anwuchs. Das Buch erlebte unzählige Ausgaben; zu den gesuchtesten und besten gehören die kritische von Walckenaer (Par. 1845), die von Destailleur (das. 1854), von Servois in der Sammlung der "Grands écrivains" (das. 1865, 4 Bde.) und die von Chassang (das. 1876). L. hatte sich vielfach zu verteidigen gegen den Vorwurf, er habe Satiren schreiben und boshafte Angriffe gegen einzelne Personen richten wollen, und schon zu seinen Lebzeiten existierten sogen. Schlüssel, welche die vermeintlichen Anspielungen erklären sollten; dieselben wurden später mit den "Charakteren" zusammengedruckt, besonders 1697 und 1720. Die Vorrede zu seiner Antrittsrede an die Akademie widerlegt diese Insinuationen und gibt eine genaue Darlegung von dem Plan seines Werkes. Das Buch ist beinahe in alle modernen Sprachen (ins Deutsche von Eitner, Hildburgh. 1870, und von Hamel, Stuttg. 1884) übersetzt worden und verdient diese Ehre durch die Gediegenheit des Inhalts wie durch die selbst einem Voltaire Bewunderung entlockende Klassizität der Form. Allerdings ist diese nicht selten gesucht und sticht schon merklich ab von dem schwungvollen, edlen und einfachen Stil der großen Periode; allein an Schärfe der Beobachtung, an lebendiger und treffender Schilderung ragt L. über seine Zeit weit hervor. Die nicht ohne Opposition erfolgte Aufnahme La Bruyères in die Akademie (1693) war eine wohlverdiente Auszeichnung. Außer den "Charakteren" und seiner Antrittsrede an die Akademie besitzen wir von L. noch "Dialogues sur le quiétisme", welche 1698 vom Abbé Du Pin herausgegeben und ergänzt wurden (die Vorrede sowie der 8. und 9. Dialog sind von ihm) und auch in der Ausgabe der "Caractères" von Servois enthalten sind. Vgl. Fournier, La comédie de L. (2. Ausg., Par. 1872); Rahstede, L. und seine Charaktere (Oppeln 1886); Allaire, L. dans la maison de Condé (Par. 1886, 2 Bde.). Über die "Schlüssel" vgl. Janet (in der "Revue des Deux Mondes", 15. Aug. 1885).

Labsalben, das Tauwerk eines Schiffs zum Schutz gegen die Witterung teeren.

Labuan, Insel an der Nordwestküste von Borneo, 1846 vom Sultan von Brunei an England abgetreten, 78 qkm (1,6 QM.) groß mit (1881) 6298 Einw. Die Insel hat Lager guter Steinkohlen, welche in Port Raffles an der Nordwestküste geladen werden; ein besserer Hafen ist Port Victoria an der Südküste. Die Einfuhr betrug 1885: 83,458, die Ausfuhr 71,189, die Einnahme 4491, die Ausgabe 4589 Pfd. Sterl.; der Schiffsverkehr umfaßte 47,879 Ton.

Labuan-Deli, auch bloß Deli (Delhi) genannt, Stadt an der Nordostküste der Insel Sumatra, an der Mündung des Sungo in die Straße von Malakka, mit gutem Hafen, Sitz eines deutschen Konsuls. L. war bis 1869 die Residenz des mohammedanischen Sultans von Deli, das jetzt einen Teil der Residentschaft Ostküste von Sumatra bildet, in die Distrikte L., Langkat, Medan, Serdang und Tamiang zerfällt und 1876: 36,566 Einw. zählte, worunter 70 Europäer und 3979 Chinesen.

Labyrinth (ägyptisch-griech.), ursprünglich ein verwickelter Bau mit sich kreuzenden Gängen, vielen Kammern und nur einem oder wenigen Ausgängen, so daß man sich schwer herausfinden konnte; dann eine ähnliche Gartenanlage (Irrgarten) und übertragen s. v. w. Irrgang, Wirrwarr. Im erstern Sinn gab es (nach Plinius) im Altertum vier berühmte Labyrinthe: das ägyptische, kretische, lemnische und italische. Das ägyptische L., nach den Beschreibungen von Herodot und Strabon ein ungeheures Gebäude, lag in der Nähe von Arsinoë in Mittelägyp-^[folgende Seite]