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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Molo - Moltke.

(1885); die Erzählungen: "Vecche storie" (1883) und "La dogaressa di Venezia" (1884).

Molo (ital.), Hafendamm, s. Mole.

Moloch ("König"), Gottheit der Kanaaniter, ursprünglich die sengende Glut der Sonne im Hochsommer, überhaupt die verzehrende, aber auch reinigende Kraft des Feuers, dann der finstere Gott des harten, vernichtenden Kriegs; auch ist er der Gott des Planeten Saturn. Er wurde in Stiergestalt oder mit dem Stierkopf (Minotauros) dargestellt. Ihm wurden zum Dank für den von ihm verliehenen Sieg nicht nur gefangene Feinde in Menge geopfert, sondern auch, um seine Gunst zu gewinnen oder seinen Zorn zu beschwichtigen, Menschenopfer, besonders Kinder und Jünglinge (in Zeiten besonderer Gefahr der älteste Sohn des Königs), dargebracht. Die Opfer wurden der ehernen hohlen Bildsäule in die Hände gelegt und rollten in das vom Feuer erfüllte Innere, wo sie verbrannten. Besonders in Karthago war dieser Molochdienst verbreitet (der Stier des Phalaris ist das Bild des M.); aber auch bei den Israeliten fand derselbe durch Salomo Eingang. Die Griechen nannten M. Kronos.

Molochen (Mallauchen, Gitschen), das betrügerische Verjüngen der Pferde durch Herstellung falscher, eingebrannter oder mit dem Meißel eingegrabener und dann geschwärzter "Kunden" an den Zähnen. Diesen falschen Kunden fehlt die Schmelzeinfassung, und ihre quer-ovale Form stimmt mit der Form der im höhern Alter rundlich erscheinenden Reibeflächen nicht überein.

Molodétschno, Flecken im russ. Gouvernement Wilna, Kreis Wileika, an der Uscha und der Eisenbahn Libau-Romny, mit Schullehrerseminar, war im Feldzug von 1812 einige Zeit das Hauptquartier Napoleons I.; von hier sind mehrere Bülletins der Großen Armee datiert.

Mologa (spr. mălō-), 1) linker Nebenfluß der Wolga, entspringt im russ. Gouvernement Twer, durchfließt spiralförmig die Gouvernements Nowgorod, Twer und Jaroslaw, wird bei Ustjushna schiffbar und gehört von der Mündung der Tschagodoschtscha an auf 206 km zum Tichwinschen Kanalsystem (s. d.). Die M. ist trotz ihrer 13 Stromschnellen und Sandbänke von großer Wichtigkeit für die Binnenschiffahrt Rußlands. Ihre Länge beträgt 544 km, die Breite zwischen 100 u. 200 m (während der Frühjahrsüberschwemmungen 700-800 m und mehr), die Tiefe 1½-2½ m. -

2) Kreisstadt im russ. Gouvernement Jaroslaw, am Fluß M., unfern seiner Mündung in die Wolga, hat 4 Kirchen, eine Stadtbank, während der Schiffahrtszeit lebhaften Handel mit Viktualien und Holzprodukten und (1883) 6361 Einw. Vom 14.-16. Jahrh. fand hier ein berühmter Jahrmarkt statt; infolge der Versandung der Wolga zog sich der Handel später mehr nach Rybinsk (s. d.).

Molokaï, Insel des Königreichs Hawai (s. d.).

Molokanen, s. v. w. Malakanen (s. d.); s. auch Raskolniken.

Molosser (Molotter, lat. Molossi), Volk hellenischen Stammes, welches der Sage nach von Pyrrhos, dem Sohn des Achilleus, aus Thessalien nach Epirus geführt wurde, wo es sich nördlich vom Ambrakischen Meerbusen um Dodona her in der nach ihm benannten Landschaft Molossis oder Molossia, besonders durch die zur Jagd tauglichen molossischen Hunde berühmt, festsetzte und in Besitz des Orakels von Dodona kam. Die epirotischen M. vermischten sich mit den zurückgebliebenen alten Bewohnern des Landes, weshalb sie von den übrigen Griechen als halbe Barbaren angesehen wurden und nicht an den Amphiktyonenversammlungen teilnehmen durften. Sie unterwarfen sich allmählich den größten Teil von Epirus, daher sich ihre Könige, die gegen 1000 Jahre lang daselbst herrschende Dynastie der Äakiden oder Pyrrhiden, später selbst Könige von Epirus nannten. Unter ihren Städten war Passaron, die Residenz der Könige, die bedeutendste. Nach dem Peloponnesischen Krieg eroberten die M. das akarnanische Ambrakia und erhoben es zu ihrer Hauptstadt. Nach dem Tod Pyrrhos' III. (192 v. Chr.) zerfiel das Reich der M. und wurde eine Beute der Makedonier und dann der Römer.

Molossus (lat.), ein aus drei Längen bestehender Versfuß, z. B. Mondscheinnacht.

Molōthrus, Kuhvogel.

Molótschnoje (Molotschánski Liman), ein 207 qkm (3,77 QM.) großer Salzsee im russ. Gouvernement Taurien, dessen Wasser in sehr trocknen Jahren (z. B. 1833 und 1843) verdunstet und eine dicke Salzschicht zurückläßt. In ihn ergießt sich die 112 km lange Molotschnaja, an derem fruchtbaren Ufern sich der blühende Molotschanskische Mennoniten-Kolonialbezirk befindet, welcher 1860 bereits 55 Kolonien mit gegen 145,000 Hektar Land und über 20,000 deutschen Einwohnern zählte, neuerdings aber durch zahlreiche Auswanderungen nach Amerika in seiner Entwickelung zurückgegangen ist. Die Bevölkerung beschäftigt sich mit Ackerbau, Viehzucht (besonders Merinos), Tabaks-, Seiden- und Gartenbau, ferner mit Fabrikation in Tuch, Seide, Branntwein, Bier, Thongeschirren etc.

Molsheim, Kreishauptstadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, an der Breusch, am Fuß der Vogesen und an den Eisenbahnen Schlettstadt-Zabern und Straßburg-Rothau, 176 m ü. M., hat eine schöne kath. Pfarrkirche (von 1580), ein altes Rathaus, ein Amtsgericht, Fabrikation von Sicheln, Sägen, Meißeln, Schrauben etc., ein reiches Hospital, vortrefflichen Wein- und Hopfenbau und (1885) 3087 meist kath. Einwohner. - M. gehörte früher zum Bistum Straßburg. Nach der Einführung der Reformation in Straßburg begaben sich die katholischen Domherren jener Stadt nach M. und machten aus der Pfarrkirche eine Kollegiatkirche. Die um 1580 in M. errichtete Jesuitenschule wurde 1702 nach Straßburg verlegt.

Moltke, mecklenburg. Adelsgeschlecht, welches zuerst im 13. Jahrh. vorkommt, teilt sich in zwei Hauptlinien: die ältere oder mecklenburgische, welche 1770 in den Reichsgrafenstand, und die jüngere oder dänische, die schon 1750 in den dänischen Grafenstand erhoben ward. Vgl. Langhorn, Historische Nachrichten über die dänischen M. (Kiel 1871). Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Adam Gottlob von, Stifter der jüngern Linie, geb. 10. Nov. 1710 zu Riesenau, war ein vertrauter Freund des Königs Friedrich V. von Dänemark und Klopstocks und starb 1792 mit Hinterlassung von 22 Söhnen, die fast alle zu hohen Stellungen im Staats- und Militärdienst gelangten.

2) Joachim Godske, dän. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 27. Juli 1746, trat in den Militärdienst, verließ denselben aber 1766 wieder, studierte in Kopenhagen, trat, nachdem er sich durch fünfjährige Reisen im Ausland ausgebildet hatte, in den Staatsdienst und wurde 1775 Finanzminister, aber 1784, nachdem er die Finanzen geordnet, entlassen. Nachdem er bis 1813 auf seinen Gütern gelebt, wurde er später wieder zum Geheimen Staatsminister ernannt und starb 5. Okt. 1818.