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Nachtrab – Nachtvögel
und Warzen von roter und gelber Farbe und nähren sich von den Blättern der Obstbäume, Schlehen, Buchen u. s. w. Das große oder Wiener N. (Saturnia pyri Hb.) ist der größte deutsche Schmetterling, das Weibchen spannt 150, das Männchen 110 mm; er erreicht in der Wiener Gegend seine Nordgrenze. Das mittlere N. (Saturnia spini Hb.) ist auch südeuropäisch, während das kleine N. (Saturnia carpini Hb., s. umstehende Figur) fast in ganz Deutschland vorkommt.
Nachtrab, s. Arrièregarde.
Nachtrabe, s. Nachtreiher.
Nachtragsarbeiten, im Forstwesen Arbeiten zur Erhaltung und Fortbildung des Einrichtungswerkes. Sie zerfallen in die sog. Vermessungsnachträge und in die Führung eines Ernte- oder Wirtschaftsbuches. Erstere haben es zu thun mit den Veränderungen des ursprünglich vorhandenen Thatbestandes, die durch Ankäufe, Verkäufe, Wegebau, Schlagführung u. s. w. eintreten, und mit Berichtigung im Verlaufe der Zeit entstehender Mängel. Das Erntebuch hat die Aufgabe, eine Übersicht der dem Walde überhaupt und den einzelnen Beständen im besondern entnommenen Nutzungen zu gewähren, ferner einen Vergleich des Hiebssatzes mit der Gesamtnutzung und Vergleiche der einzelnen geschätzten Materialerträge mit den wirklichen Erträgen zu geben.
Nachtragsverteilungen, im Konkursverfahren die Verteilungen, welche nach dem Vollzuge der Schlußverteilung (s. Verteilungsverfahren) vorzunehmen sind. Nach der Deutschen Konkursordnung (§. 153) hat der Verwalter nach Anordnung des Konkursgerichts auf Grund des Schlußverzeichnisses eine solche nachträgliche Verteilung vorzunehmen, wenn Beträge, welche von der Masse zurückbehalten wurden, für dieselbe frei werden, oder Beträge, welche aus der Masse bezahlt sind, zu derselben zurückfließen. Dasselbe gilt, wenn nach der Schlußverteilung oder der Aufhebung des Verfahrens zur Konkursmasse gehörige Vermögensstücke ermittelt werden. Nach der Österr. Konkursordnung (§. 190) hat eine nachträgliche Verteilung stattzufinden, wenn erst nach Beendigung des Konkurses ein zur Konkursmasse gehöriges Vermögen zum Vorschein kommt.
Nachtreiher, Nachtrabe oder Focke (Nycticorax griseus L.) wird ein 60 cm langer, 108 cm klafternder Reiher genannt, der plumpere, gedrungenere Formen als seine Verwandten hat, oben grünschwarz, unten weiß gefärbt, mit drei langen weißen Federn am Hinterkopf. Er findet sich in allen Sumpfgegenden Europas, von Holland bis zum Kaspischen Meer, brütet auch in China, Indien, auf den Sunda-Inseln und in Nord- und Südamerika. In Europa ist er ein Zugvogel, der ausgezeichnet im Rohr zu klettern versteht, ein nächtliches Leben führt, wobei er seine krächzende Stimme vernehmen läßt, der er seinen deutschen Namen und die abergläubische Scheu, mit der er vielfach betrachtet wird, verdankt. Man sieht ihn häufig in der Gefangenschaft, in der er sich leicht fortpflanzt. Das Brutgeschäft der N. dauert drei Wochen.
Nachtriegel, s. Schloß.
Nachtrupp, s. Arrièregarde.
Nachtschatten, Pflanze, s. Hesperis und Solanum.
Nachtschicht, s. Nachtarbeit.
Nachtschulen, soviel wie Abendschulen (s. d.).
Nachtschwalben (Caprimulgidae), eine aus 17 Gattungen und gegen 100 Arten bestehende, fast kosmopolitisch verbreitete Familie der Langhänder (s. d.), ausgezeichnet durch einen sehr kurzen, dreieckigen Schnabel, eine kammartig ausgeschnittene Kralle der Mittelzehe, einen breiten, flachen Kopf und weiches, lockeres, meist braunes und graues, eulenartig gezeichnetes Gefieder. Es sind nächtliche, von Insekten lebende Vögel, von denen einzelne Arten im männlichen Geschlecht durch sonderbar verlängerte Federn des Schwanzes, wie die Leiernachtschwalbe (Caprimulgus megalurus Lichtenst., s. Tafel: Langhänder, Fig. 7), oder der Flügel, wie die Flaggennachtschwalbe (Caprimulgus Spekei Scl., Fig. 1), ausgezeichnet sind. N. finden sich ziemlich auf der ganzen Erde, mit Ausnahme des hohen Nordens, in Europa ist die europäische Nachtschwalbe oder der Ziegenmelker (s. d., Caprimulgus europaeus L., Fig. 5) nicht selten; eine zweite, etwas größere Art, mit rostrotem Halsband (Caprimulgus ruficollis Temm.), findet sich in Spanien. Nahe mit den N. verwandt ist der Guacharo (s. d., Steatornis caripensis Humb., Fig. 3).
Nachtstücke, Gemälde oder Zeichnungen, in denen die Scene nicht von der Sonne oder dem Tageslicht, sondern vom Mond oder einem künstlichen Licht beleuchtet erscheint. Mit Absichtlichkeit sind dergleichen Gegenstände meist nur von solchen Malern und Malerschulen behandelt worden, welche im Kolorit und in der Beleuchtung, zumal im Helldunkel, sich auszeichnen. So hat der Schöpfer des Helldunkels, Correggio, auch das berühmteste Nachtstück geschaffen: Die Heilige Nacht (s. Tafel: Italienische Kunst Ⅶ, Fig. 9), auf dem das Licht vom Heiligenschein des Kindes ausgeht. Namentlich haben die Holländer sehr Bedeutendes geleistet, z. B. Rubens, Rembrandt, Honthorst, der davon den Beinamen dalle notti erhielt, Neefs, van der Neer und besonders Godfr. Schalcken, in dessen Gemälden oft die verschiedensten Lichter samt Reflexen und Helldunkel sich kreuzen. Unter den Franzosen ist M. Valentin in Bezug auf N., unter den Italienern die Schule von Neapel zu nennen. In neuerer Zeit haben auch deutsche Maler, wie Douzette, H. Eschke, die beiden Achenbach u. a., die N. gepflegt und zwar im landschaftlichen Gebiete.
Nachtstuhl, soviel wie Zimmerklosett (s. Abort).
Nachtviole, Pflanze, s. Hesperis.
Nachtvögel, fast in allen Ordnungen der Vögel vorkommende Typen, welche, im Gegensatz zu der qroßen Mehrzahl, auf die Nacht zur Entfaltung ihres aktiven Lebens angewiesen sind. Gewöhnlich unterscheiden sie sich, wie alle Nachttiere, durch ganz besondere Entwicklung der Sinnesorgane: große runde Augen, deren Pupillen sehr weit geöffnet und dadurch fähig gemacht werden können, möglichst viele Lichtstrahlen aufzunehmen, außerordentlich feines Gehör, oft noch durch besondere Gruppierung der Federn um die Ohröffnung unterstützt, weiches aufgebauschtes Gefieder, das einen unhörbar leisen Flug gestattet, meist weit gespaltenen Rachen. Typisch sind die Nachtraubvögel oder Eulen (s. d.). Die nächtlichen Insektenfresser gruppieren sich hauptsächlich in der Familie der Nachtschwalben (s. d.) oder Ziegenmelker. In Südamerika sind tiefe Felsenhöhlen von dem Guacharo (s. d.) bewohnt, einem nächtlichen körnerfressenden Langhänder. Die Klettervögel haben den Neuseeland bewohnenden Nachtpapagei (s. d.), die Stelzengänger die Rohrdommeln und Nachtreiher (s. d.), die Läufer den Kiwi als Repräsentanten dieser Lebensweise. Manche N.