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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Saxe galante; Saxhorn; Saxicola; Saxifraga; Saxifragaceen

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Saxe galante - Saxifragaceen.

2) Adolphe (eigentlich Antoine Joseph), berühmter Instrumentenmacher, Sohn des vorigen, geb. 6. Nov. 1814 zu Dinant a. d. Maas, besuchte das Konservatorium in Brüssel und lernte zunächst Flöte und Klarinette blasen. Seine erste selbständige Arbeit war die Vervollkommnung der Klarinette und Baßklarinette (1840). Ohne Mittel (sein Vater verbrauchte viel Geld durch seine Experimente und wurde mehrmals von der Regierung unterstützt) begab er sich 1842 nach Paris, als einzige Empfehlung ein Exemplar eines von ihm erfundenen völlig neuen Instruments mitnehmend (s. Saxophon), und erregte bald die Aufmerksamkeit verschiedener Häupter der Pariser musikalischen Welt (Halévy, Auber etc.). Namentlich fand er in Berlioz einen thatkräftigen Helfer mit der Feder, dem sich bald auch Helfer mit Geld zugesellten. S. baute nun das Saxophon in acht verschiedenen Größen. Seine Erfahrungen, resp. die seines Vaters betreffs der besten Resonanz der Röhren übertrug er sodann auf die Konstruktion der Trompeten, Hörner, Tubas etc. und gab denselben in ihrer neuen Gestalt die Namen Saxtromba, Saxhorn, Saxtuba etc. S. nahm Patent auf seine Verbesserungen und gelangte schnell zu großer Berühmtheit; seine Instrumente wurden besonders in der französischen Militärmusik eingeführt. Vielfache Anfechtungen der Originalität seiner Verbesserungen waren die natürliche Folge des Neides der Konkurrenten, denen er den Rang ablief; doch fielen die gerichtlichen Entscheidungen immer zu gunsten S.' aus. S. ward 1857 Lehrer des Saxophons am Pariser Konservatorium; auch hat er eine Schule für das Spiel seiner Instrumente herausgegeben.

3) Emil, Nationalökonom, geb. 8. Febr. 1845 zu Jauernig in Österreichisch-Schlesien, studierte zu Wien, wurde 1867 Sekretär der österreichischen Kommission bei der Pariser Weltausstellung, als welcher er den offiziellen Bericht über die Organisation derselben bearbeitete, trat dann als Konzipist in die Wiener Handelskammer und habilitierte sich daneben als Privatdozent für Volkswirtschaft an der technischen Hochschule, später auch an der Universität zu Wien. Seit 1873 war er Sekretär an der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, 1879 wurde er als Professor an die Prager Universität berufen, im gleichen Jahr auch in das österreichische Abgeordnetenhaus gewählt. Er schrieb: "Die Wohnungszustände der arbeitenden Klassen und ihre Reform" (Wien 1869); "Der Neubau Wiens im Zusammenhang mit der Donauregulierung" (das. 1869); "Über Lagerhäuser und Lagerscheine" (das. 1869); "Die Ökonomik der Eisenbahnen" (das. 1870); "Die Verkehrsmittel in Volks- und Staatswirtschaft" (das. 1878-79, 2 Bde.); "Das Wesen und die Aufgaben der Nationalökonomie" (das. 1883) und "Grundlegung der theoretischen Staatswirtschaft" (das. 1887).

Saxe galante (franz., spr. ssacks galangt, "galantes Sachsen"), Buch, in welchem die Liebesabenteuer des Kurfürsten August des Starken von Sachsen geistreich, aber frivol geschildert sind, von dem bekannten Abenteurer v. Pöllnitz (s. d.) ursprünglich französisch geschrieben u. 1734 in Amsterdam erschienen (deutsch, Amsterd. 1735).

Saxhorn nannte Adolphe Sax (s. Sax 2) die von ihm in sieben Größen gebauten, vom alten Bügelhorn abstammenden chromatischen Blechblasinstrumente weiter Mensur mit Ventilen, welche in Deutschland die Namen Piccolo in Es, Flügelhorn in B, Althorn in Es, Tenorhorn in B, Baßtuba, Bombardon und Kontrabaßtuba führen.

Saxicola, Steinschmätzer.

Saxifraga L. (Steinbrech), Gattung aus der Familie der Saxifragaceen, meist ausdauernde, vielgestaltige Kräuter in kältern Gegenden oder auf Gebirgen, häufig mit grundständiger Blattrosette, wenig beblätterten Stengeln, einzeln oder in Rispen stehenden, meist weißen Blüten und zweischnäbeliger, zweifächeriger, vielsamiger Kapsel. Auf unsern Wiesen wächst häufig S. granulata L., 30 cm hoch, mit zahlreichen Brutknöllchen am Wurzelstock und zierlichen, weißen Blüten in lockerer Rispe. S. umbrosa L. (Jehovah-, Porzellanblümchen), in Spanien und England, mit verkehrt-eirunden, knorpelig gerandeten, gezahnten Grundblättern und weißen, gelb und rot punktierten Blüten in länglichen Rispen, dient in Gärten zu Einfassungen. S. sarmentosa L. (Judenbart), mit rot behaarten, weiß geäderten, unterseits roten Blättern, etwas klebrigem, bis 45 cm hohem Schaft und weißen und blaßroten Blüten, treibt zahlreiche Ausläufer, stammt aus China und Japan und findet sich als Zierpflanze häufig in Zimmern und Gewächshäusern. Von S. crassifolia L., mit ovalen, lederigen, glatten Wurzelblättern, nacktem Stengel und roten Blüten in gedrängter Rispe, in Sibirien einheimisch, in Deutschland häufig als Zierpflanze in Gärten gezogen, werden die Blätter von den Kalmücken als Theesurrogat (mongolischer Thee) gebraucht. Andre Arten gehören zu den zierlichsten Alpenpflanzen, und manche von diesen besitzen am Blattrand Drüsen, welche reichlich kohlensauren Kalk absondern.

Saxifragaceen (steinbrechartige Pflanzen), dikotyle, etwa 1600 Arten umfassende, in allen Zonen einheimische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Saxifraginen, Kräuter und Sträucher, auch Bäume mit wechselständigen oder gegenständigen, bisweilen quirlständigen, einfachen, ganzen oder gesägten oder hand- oder fiederförmig geteilten Blättern und mit regelmäßigen, zu verschiedenartigen Infloreszenzen vereinigten Blüten. Der Kelch besteht aus meist 4 oder 5 freien oder mehr oder weniger verwachsenen Blättern. Die 4 oder 5 Blumenblätter stehen auf einem Polster, welches die Kelchröhre bekleidet, abwechselnd mit den Kelchblättern. Die Staubgefäße entspringen ebendaselbst meist in doppelter oder gleicher, selten größerer Zahl und abwechselnd mit den Blumenblättern. Der oberständige oder halb oder ganz unterständige Fruchtknoten wird gewöhnlich von 2, selten von 3 oder 5 Fruchtblättern erzeugt, welche entweder getrennte oder mehr oder minder vereinigte Fächer bilden und an ihrer Spitze in getrennte oder verwachsene Griffel mit einfachen Narben übergehen. Die Samenträger befinden sich an den vollständigen oder unvollständigen Scheidewänden und tragen gewöhnlich zahlreiche anatrope Samenknospen. Die Frucht ist eine meist in die einzelnen an der Innenseite aufspringenden Fächer sich trennende Kapsel. Die meist zahlreichen kleinen Samen haben reichliches fleischiges Endosperm und in der Achse desselben einen geraden Keimling. Die S. zerfallen in die Gruppen der Saxifrageen, Frankoeen, Philadelpheen, Ribesieen, Kunonieen, Hydrangeen und Eskallonieen. Die Saxifrageen bewohnen hauptsächlich die Hochregionen der Gebirge; die Frankoeen sind in Chile, die Hydrangeen besonders in Nordamerika und Japan einheimisch. Vgl. Baillon, Saxifragaceae, in "Histoire des plantes", Bd. 3; Engler, Monographie der Gattung Saxifraga (Bresl. 1872). Mehrere Arten der Gattungen Cunonia L., Weinmannia L., Ceratopetalum Sm. u. a. kommen fossil in Tertiärschichten vor.