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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Stollen - Stolpmünde

bei Grimma ein Denkmal errichtet. Seine "Ausgewählten Schriften" (24 Bde.; 2. Aufl., 30 Bde., Lpz. 1857-65; Neue Folge, 12 Bde., Plauen 1865) umfassen histor. Romane, so namentlich den Roman "1813", "Elba und Waterloo", "Napoleon in Ägypten", "Der neue Cäsar" u. a., die schon früher einzeln erschienen; ferner zum Teil treffliche komische Romane, wie "Die deutschen Pickwickier" und namentlich "Die Erbschaft in Kabul"; endlich zahlreiche kleinere Erzählungen. Alle diese Arbeiten zeichnet bei gewandter und doch einfacher Form eine liebenswürdige Laune und Gemütlichkeit aus. Seine "Gedichte" (3. Aufl., Grimma 1847), als "Weihnachtsbaum angezündet für unsere Armen im Gebirge", haben zur Linderung der Not im Erzgebirge, zu welchem Zwecke S. die "Marienstiftung" ins Leben rief, wesentlich beigetragen. Eine zweite Gedichtsammlung veröffentlichte er u. d. T. "Palmen des Friedens" (5. Aufl., Lpz. 1878). Am bekanntesten ist S. durch das 1844-62 von ihm herausgegebene humoristisch-polit. Volksblatt "Der Dorfbarbier" geworden, das in mitunter etwas hausbackener, aber immer treffender Art die Ereignisse der Zeit begleitete. S. gehört auch zu den Mitbegründern der "Gartenlaube".

Stollen, ein gewöhnlich mit etwas Gefälle getriebener Grubenbau, der ein "Mundloch" an der Tagesoberfläche hat. Die S. sind in erster Linie dafür bestimmt, den Gruben Wetter zu- und Wasser abzuführen. Je nachdem das Wasser schlammig ist oder nicht, schwankt das Gefälle zwischen 1:400 und 1:1500. Die größten Stollenanlagen sind der Hauptschlüssel-Erbstollen in Oberschlesien, der Schlüsselstollen in Mansfeld, der Rothschönberger Stollen (s. d.) in Freiberg, der Ernst-August-Stollen am Harz (1850-63, Gesamtlänge 27 035 m). In den größern Steinkohlenrevieren haben diese S. seit Vervollkommnung der Maschinen für Wasserhaltung an Wichtigkeit verloren und sind zum Teil aufgegeben. - Im Festungskrieg ist S. oder Galerie ein wagerecht geführter Minengang (s. Mine). Über Haupt-, Zweig-, Horchstollen s. Verteidigungsminen.

Stollen, das in ganz Mitteldeutschland, vorzugsweise in Sachsen, Schlesien und Thüringen übliche Weihnachtsgebäck in Form eines länglichen Brotes aus feinem Weizenmehlteig, der mit Rosinen, Mandeln und Citronat gewürzt wird.

Stollen, Teil des Hufeisens (s. d.).

Stollen, in der Dichtkunst, s. Aufgesang, Strophe, Allitteration.

Stollenhieb, Stollenneuntel, s. Erbstollen.

Stollenrösche, der vom Mundloch eines Stollens bis zum nächsten Wasserlauf geführte Graben.

Stollenwässer, s. Grubenwässer.

Stollhofen, Pfarrdorf im Amtsbezirk Bühl des bad. Kreises Baden, unweit des rechten Rheinufers, hat (1895) 1042 kath. E., Postagentur, Fernsprechverbindung, kath. Kirche. Im Spanischen Erbfolgekriege wurden die befestigten Linien von S. durch Markgraf Ludwig von Baden gegen die Franzosen verteidigt, von letztern aber im Mai 1707 genommen.

Stolo prolifer, Keimstock der Salpen (s. d.).

Stolp. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Köslin, hat 2266,73 qkm und (1895) 99 922 E., 1 Stadt, 158 Landgemeinden und 181 Gutsbezirke. - 2) S., auch Stolpe genannt, Kreisstadt im Kreis S., an der Stolpe, der Linie Stargard-Danzig, den Nebenlinien Neustettin-S. (104,3 km), S.-Stolpmünde (17,3 km) der Preuß. Staatsbahnen und der Kleinbahn S.-Rathsdamnitz (19 km, Stolpethalbahn, s. d.), Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Stettin) mit 7 Amtsgerichten (Bütow, Lauenburg, Pollnow, Rügenwalde, Rummelsburg i. Pomm., Schlawe, S.), eines Amtsgerichts, einer Reichsbankstelle, eines dän. Konsuls und Bezirkskommandos, besteht aus der Alt- und Neustadt und fünf Vorstädten und hat (1895) 24 845 (11 447 männl., 13 398 weibl.) E., darunter 635 Katholiken und 735 Israeliten, in Garnison Stab und 2. bis 5. Eskadron des Husarenregiments Fürst Blücher von Wahlstatt (pommersches) Nr. 5, Postamt erster Klasse mit zwei Zweigstellen, Telegraph, drei evang. Kirchen, unter denen die Schloßkirche und besonders die 1311 erbaute große Marienkirche mit einem 48,5 m hohen Turm sich auszeichnen, luth. und kath. Kirche, Bethaus der Irvingianer, Schloß, Gymnasium, Realschule, höhere Mädchenschule, Mittelschule, Invalidenhaus; Bernsteindreherei, Leinenweberei, Ackerbau, Lachs-, Spiritus-, Holz- und Gänsehandel sowie Seehandel. Das Vorsteheramt der Korporation der Kaufmannschaft vertritt die Stelle einer Handelskammer. Etwa 20 km davon, an der Mündung der Stolpe, liegt der Hafen Stolpmünde (s. d.). - Die Stadt S., schon im 11. Jahrh. ein Flecken, kam 1273 an Brandenburg, erhielt 1310 Stadtrecht, war später Hansestadt und abwechselnd im Besitz des Deutschen Ordens und der Herzöge von Pommern.

^[Abb.]

Stolpe, Küstenfluß Hinterpommerns, entsteht bei dem Dorfe Sierakowitz im preuß. Reg.-Bez. Danzig, läuft südlich durch den Wengorzynsee, alsdann von Sullenschin bis zur Mündung der Kamenz westwärts, dann bis zur Mündung bei Stolpmünde in die Ostsee nach NW. Die S. ist mit ihrem gekrümmten Laufe 150 km lang und 112 km (von der Grenze Pommerns an) flößbar. Sie verstärkt sich rechts durch die Schottow, links durch die Bütow und die Kamenz, die alle drei flößbar sind.

Stolpe, Stadt, s. Stolp.

Stolpen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Pirna der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, an der Wesenitz, in 323 m Höhe, an der Nebenlinie Neustadt-Dürrröhrsdorf der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Bautzen), hat (1895) 1442 E., darunter 46 Katholiken, Post, Telegraph, Denkmal aus Basaltsäulen zur Erinnerung an das Regierungsjubiläum Friedrich August des Gerechten (15. Sept. 1818) und an die 800jährige Jubelfeier des Hauses Wettin (1889), Stadtkirche, 1490 errichtet und 1723 erneuert, Rathaus mit Wappen von 1549, Schloßruine, städtische Sparkasse mit Vorschußbank, alte Wasserleitung, Kanalisation; Fabrikation von Messerwaren und landwirtschaftlichen Maschinen. Das Schloß war früher häufig Residenz der Bischöfe von Meißen und 1716-65 Gefängnis der Gräfin Cosel (s. d.). - Vgl. Stadt und Schloß S. (Bautzen 1868); von Grumbkow, Illustrierter Führer durch Schloß S. (Stolpen 1880).

Stolpethalbahn, normalspurige Kleinbahn (19 km) von Stolp (s.d.) in Pommern über Labuhn nach Rathsdamnitz, gehört einer Aktiengesellschaft und ist 15. Aug. 1894 eröffnet. Die Fortsetzung bis Bettkrug (8,7 km, 12. Okt. 1895 eröffnet) gehört der Stolper Kreisbahn.

Stolpmünde, Marktflecken und Seebad im Kreis Stolp des preuß. Reg.-Bez. Köslin, rechts an der