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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Territory - Tertullian

gelegenheiten zu entscheiden hat. Außerdem hat jedes T. einen Vertreter im Repräsentantenhaus, der über Fragen, die sein T. betreffen, seine Ansicht äußern, aber nicht mitstimmen darf. Die Erhebung eines T. zum Staat hängt ganz von dem Ermessen des Kongresses ab; sie erfolgt durch eine Kongreßakte auf Grund der Billigung der Verfassung des T. durch den Kongreß. Zu den vier bisherigen T.: Neumexiko, Arizona, Oklahoma und Alaska, trat 1897 Hawaii. Das erste T. war das Nordwestterritorium (s. d.).

Territory (engl.), s. Territorium.

Terror, Vulkan auf Victorialand, s. Erebus.

Terrorismus (vom lat. terror, Schrecken), Schreckensherrschaft; terrorisieren, T. ausüben.

Tersane-Nasiri (arab.), türk. Titel, s. Kapudan Pascha.

Tersattica Vitopolis, alter Name von Fiume (s. d.).

Tersatto, Schloß bei Fiume (s. d.).

Terschelling (spr. tersch-), eine der westfries. Inseln in der Nordsee, zur niederländ. Provinz Nordholland gehörig, 15-20 km von der Küste Frieslands, 100 qkm groß (s. Karte: Niederlande), hat in den drei Dörfern Westerschelling, Midsland und Hoorn 3810 E., die Landbau und Viehzucht, Seefahrt und Fischfang treiben. T. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.

Tersches Gebiet, s. Terekgebiet.

Terskej-Alatau, Gebirge, s. Alatau.

Terskisches Ufer, Tersches Ufer, russ. Terskij bereg, das östl. und südöstl. Ufer der Kolahalbinsel (s. d.).

Tersûs-Tschai, jetziger Name des Kydnos (s. d.).

Tertia (lat., "die Dritte"), die dritte Klasse einer Schule; Tertianer, Schüler dieser Klasse. - T. heißt auch eine Schriftgattung von 16 typographischen Punkten (s. Schriftarten).

Tertianfieber, ein jeden dritten Tag wiederkehrendes Fieber. (S. Wechselfieber.)

Tertiärbahnen oder Eisenbahnen dritter Ordnung, jetzt meist Kleinbahnen genannt, s. Straßenbahnen, Kleinbahnen und Nebenbahnen.

Tertiäre Amine, s. Ammoniakbasen.

Tertiäre Syphilis, s. Syphilis.

Tertiärformation, die Ablagerungen, die jünger sind als die Kreideformation und älter als das Diluvium. Ihre Bildung fällt in das Zeitalter, in dem Palmen, Laubhölzer und zum Teil riesige Säugetiere zu einer herrschenden Stellung gelangten, in dem sich außerdem die Herausbildung der heutigen Klimazonen vollzog und die mannigfaltigsten örtlichen Faunen zur Entwicklung kamen. Man teilt die T. in vier Stufen von unten nach oben: Eocän (s. d.), Oligocän (s. d.), Miocän (s. d.) und Pliocän (s. d.), die noch weiter in Unterstufen gegliedert sind, die auch mit besondern Namen belegt wurden, wie Aquitanische Stufe, Astische Stufe u. s. w. Die tertiären Schichten, namentlich die jungem, finden sich vielfach in einzelnen Becken abgelagert, wie in dem Mainzer, Wiener, Pariser Becken; die ältern, namentlich die eocänen Gebilde, nehmen dagegen auch noch am Aufbau vieler der höchsten Gebirge, wie der Alpen, der Pyrenäen, teil. (S. die Abbildungen einiger Leitfossilien auf den Tafeln: Petrefakten der Känozoischen Formationsgruppel, II, beim Artikel Känozoische Formationsgruppe.)

Tertiarier (lat. tertius ordo de poenitentia; tertiarii) und Tertiarierinnen (sorores tertii ordinis), auch Bußbrüder (fratres conversi), Laienbrüder, die Laien, die sich einem bestimmten Orden zur Übung von Buße und Ascese anschließen, ohne die drei Hauptgelübde abzulegen. Das Institut findet sich zuerst bei den Franziskanern (s. d.), indem der heil. Franciscus 1221 durch eine besondere Regel neben dem Mönchs- und Nonnenorden noch einen dritten Orden von Halbmönchen und Halbnonnen gestiftet haben soll, die in der Welt bleiben durften, aber sich gewisser Dinge, z. B. leichtsinniger Eide, üppigen Lebens, des Besuchs der Schauspiele enthalten mußten. Manche fürstl. Personen, wie Kaiser Karl IV., König Ludwig IX. von Frankreich, Philipp III. von Spanien, Königin Blanca von Castilien, gehörten zu dem Tertiarierorden, dessen männliche Mitglieder einen aschgrauen Rock, mit einem Strick umgürtet, die weiblichen einen weißen Schleier trugen. Am Ende des 13. Jahrh. bildete sich noch ein eigener Zweig von Franziskanertertiariern, indem sich eine Anzahl T. zum Klosterleben verbanden; so entstand der Regulierte Orden der T., dem sich Ende des 14. Jahrh. ein ähnlicher Orden von Tertiarierinnen anschloß. Der Sage nach gründete auch Dominikus für die Dominikaner einen Tertianerorden, wie solche überhaupt nach und nach bei vielen andern, namentlich Bettelorden, entstanden.

Tertie (lat.), der 60. Teil einer Sekunde. - Über T. in der Musik s. Terz.

Tertiogenitur (neulat.), s. Sekundogenitur.

Tertium comparationis (lat.), wörtlich: das Dritte der Vergleichung, das, worin zwei verglichene Gegenstände übereinstimmen. (S. Gleichnis.)

Tertium non datur (lat.), ein Drittes wird nicht gegeben, d. h. einen dritten Fall, eine dritte Möglichkeit u. s. w., außer zwei genannten, giebt es nicht.

Tertius gaudet (zu ergänzen duobus litigantĭbus, lat.), der Dritte freut sich (wenn sich zwei streiten).

Tertry, Dorf, s. Péronne.

Tertullian, Quintus Septimius Florens, der älteste lat. Kirchenvater, Schöpfer der lat. Kirchensprache und Mitbegründer der alten kath. Kirchenlehre, geb. um die Mitte des 2. Jahrh. zu Karthago, wo er zunächst als Rhetor und Sachwalter lebte. Durch die Standhaftigkeit mehrerer Märtyrer bewogen, trat er um 185 zum Christentum über und empfing bald darauf die Priesterweihe. Ein feuriger, groß angelegter Geist, voll glühender Phantasie, gewaltiger Willenskraft und seltener rednerischer Begabung, verwandte er seit seiner Bekehrung seine reichen Gaben im Dienste des kirchlichen Christentums. Bei der Christenverfolgung unter Kaiser Septimius Severus (193-211) schrieb er seinen "Apologeticus", der durch die Lebhaftigkeit der Beredsamkeit Bewunderung erregt. (S. Apologie.) T.s Theologie will streng auf den kirchlichen Überlieferungen fußen, ist jedoch von manchen Sonderbarkeiten nicht frei und charakterisiert sich durch einen derb realistischen, phantastisch-sinnlichen Zug. Trotz seines zur Schau getragenen Hasses gegen die Philosophie verfügte er doch über eine gründliche philos. und gelehrte Bildung. Der eigentliche Schwerpunkt seiner regen litterar. Thätigkeit lag von Anfang an in dem rigoristischen Kampfe gegen alles, was einen Christen mit der vom Teufel verderbten Welt und der heidn. Gesellschaft zu verwickeln droht. Die Teilnahme an Schauspielen und Volksfesten, jede Art von Luxus und Genuß erscheint ihm ebenso wie die Übernahme von Kriegsdiensten und Staatsämtern als Dämonenkultus. Die Strenge der von ihm empfohlenen Sit-^[folgende Seite]