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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Verbenaceen - Verbindungswesen

heimisch und erst 1829 in die europ. Gärten eingeführt. Sie besitzt dünne, stark verästelte, kriechende, mit den Spitzen aufsteigende Zweige und doldenförmige Endähren feurig-zinnoberroter Blüten. Viel länger erhielt sich in den Gärten in ihren specifischen Merkmalen die ihr nahe stehende V. Tweediania Niv. als var. Defiance; sie wurde, wie noch bisweilen heute, wegen ihrer Reichblütigkeit und ihrer brennend-scharlachroten Blumen zur Bildung von Teppichbeeten und Gruppen benutzt. Diese Art und ihre Blendlinge begreift man heute unter dem Namen der Scharlach-(Scarlet-)Verbenen. V. teucrioides Gill. et Hook. (V. Nivenii Hort.) hat einen kräftigern Wuchs, eine über die ganze Pflanze sich erstreckende weißliche Behaarung und stärker aufsteigende Zweige. Die in Dolden stehenden weißen oder blauen Blumen hauchen einen sehr angenehmen Duft aus. Aus der Kreuzung dieser und der vorigen Art ist die V. hybrida genannte Rasse hervorgegangen, welche große blaue oder rote, durch ein weißes Auge verzierte Blumen haben und sehr beliebt sind. Die vierte Hauptform ist V. pulchella Sw. (in Buenos-Aires) mit niederliegenden, fast rasenartigen Stengeln, tief-dreiteiligen Blättern und fiederspaltigen Abschnitten und kleinen Blumen in aufrechten Dolden. Diese Art ging mit V. incisa Hook. eine Kreuzung ein und wurde der Ausgangspunkt einiger Blendlingsformen mit größern Blumen. Die bedeutendste war die in Italien erzogene V. Maonetti; sie hatte karmesinrotviolette Blumen mit weiß eingefaßten Abschnitten. Sie ist die Mutterpflanze der sog. italienischen Spielarten geworden.

Während die Verbenen früher aus Stecklingen von im Gewächshause überwinterten Pflanzen erzogen wurden, erzieht man sie jetzt aus Samen und behandelt sie als Sommergewächse, wenn man gemischt farbige Beete im Auge hat. Andernfalls muß man sie nach wie vor aus Stecklingen erziehen. Einige Arten und Formen jedoch, wie V. teucrioides und var. Defiance, erweisen sich auch aus Samen erzogen als farbenbeständig, wenn sie nicht durch in der Nähe befindliche andere Varietäten befruchtet werden.

Verbenacēen (Vernenacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Labiatifloren (s. d.) mit gegen 700 größtenteils der tropischen und der südlich-gemäßigten Zone angehörenden Arten, Gewächse von sehr verschiedenartigem Habitus mit regelmäßigen oder unregelmäßigen, meist lebhaft gefärbten Blüten, die aus einem unterständigen vier- bis fünflappigen Kelche, einer verwachsen-blätterigen vier- bis fünfteiligen Blumenkrone, zwei mächtigen Staubgefäßen und einem Fruchtknoten bestehen. Sie stehen am nächsten den Labiaten und Scrophulariaceen. Mehrere Arten werden als Gartenzierpflanzen kultiviert, so die der Gattung Verbena. Von der baumartigen Tectona grandis L. stammt das Teakholz (s. d.).

Verbēnaöl, ostindisches Grasöl, das farblose bis gelbe, gewürzhaft riechende ätherische Öl von Andropogon Iwarancusa Roxb.

Verbesserte Breite, s. Breite, geographische.

Verbesserungsantrag, s. Abänderungsvorschlag.

Verbietungsrechte, s. Bannrechte.

Verbindlichkeit, jede durch das Gesetz auferlegte Schranke, z. B. die V., die Gesetze zu beobachten, sich der Verletzung fremder Rechte zu enthalten; im engern Sinne die dem Forderungsrecht (s. d.) entsprechende Verpflichtung. Natürliche oder moralische V. (obligatio naturalis im Gegensatz zu obligatio civilis) ist eine nicht klagbare, aber erfüllbare Verpflichtung, wie z. B. die Spielschuld. Das freiwillig und mit Bewußtsein Gezahlte kann nicht zurückgefordert, aber auf Zahlung kann nicht geklagt werden. Es giebt auch natürliche V., für welche mit Wirksamkeit Pfänder bestellt oder Bürgschaften eingegangen werden können, solche, deren Zahlung auch dann nicht zurückgefordert werden kann, wenn sie von dem Zahlenden in dem irrigen Glauben an eine vollgültige Verpflichtung geleistet ist, und solche, bei denen bloß jene erste Art der Wirksamkeit eintritt.

Verbindung, in der Chemie ein aus mehrern Elementarbestandteilen zusammengesetzter homogener Körper, im Gegensatz zu den Elementen. (S. Chemische Prozesse.) Als Vorgang auch soviel wie chem. Vereinigung oder Synthese.

Verbindungen, Kommunikationen, in strategischer Beziehung die Land- und Wasserverbindungen aller Art, die den Verkehr eines Heers mit seiner Operationsbasis (s. d.), mit seinen Magazinen und Depots, seinen Unterhalts- und Ergänzungsquellen vermitteln. Diese Verbindungslinien sind die Lebensadern des Heers. Auf ihnen vollzieht sich der Nachschub von Ersatzmannschaften und Material aller Art, der Transport von Proviant und Lazaretten, der Verkehr von Detachements, Posten und Kurieren, der Rücktransport der Gefangenen und Kranken u. s. w. In ihrer zweiten Bedeutung als Rückzugslinien bilden sie im eigentlichen Sinne den strategischen Rücken des Heers. Die naturgemäße Lage der Verbindungslinien ist senkrecht zur Operationsfront der Armee. Bei dem Beginn der Operationen fallen die Verbindungslinien fast stets mit den Operationslinien (s. d.) zusammen; im weitern Verlauf der Operationen wird häufig ihre Verlegung notwendig, sei es im Interesse besserer Sicherung oder im Interesse erwünschter Abkürzung. Die Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Verbindungslinien sind für die großen Armeen der Gegenwart von hervorragender Bedeutung, weil diese ohne regelmäßigen Nachschub längere Zeit nicht zu bestehen vermögen. Die besten Verbindungslinien sind die Eisenbahnen, weil sie die schnellste und massenhafteste Bewegung von Truppen und Vorräten gestatten. Die hervorragende Bedeutung, die die Gewinnung ausgiebiger rückwärtiger V., namentlich ausgiebiger Eisenbahnverbindungen für die heutige Kriegführung hat, ist ganz besonders im Verlauf des Krieges von 1870/71 zu Tage getreten. Nachdem die deutsche Heeresleitung durch die Eroberung der Festung Toul die Verfügung über die von der deutschen Grenze bis in die Nähe von Paris führende Bahnlinie Weißenburg-Nancy-Châlons-Nanteuil-sur-Marne gewonnen hatte, hielt man die Gewinnung einer zweiten Bahnverbindung von der Grenze bis zur Einschließungsarmee vor Paris für so wichtig, daß man zu diesem Zwecke die Besiegung von fünf Festungen (Thionville, Montmédy, Mézières, Soissons und La Fère) in Angriff nahm. Sind die Verbindungslinien militärisch organisiert und besetzt, so nennt man sie Etappenlinien (s. d.).

Verbindungen, studentische, s. Verbindungswesen.

Verbindungsmittel, soviel wie Bindemittel.

Verbindungsspiel, s. Konnektionenspiel.

Verbindungswärme, die Wärmemenge, die bei der Bildung chem. Verbindungen aus vorher getrennten Bestandteilen frei wird. (S. auch Verbrennungswärme und Wärmetönung.)

Verbindungswesen, studentisches, eine Einrichtung, die so alt ist wie die Universitäten, und na-^[folgende Seite]