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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Victoria (Königin von Großbritannien) - Victoriaorange

Verwundeten- und Krankenpflege. Das 1869 gestiftete Victorialyceum, das Heimathaus für Töchter höherer Stände, der 1866 begründete Lette-Verein in Berlin, seit 1875 das Feierabendhaus für Lehrerinnen und seit 1873 das Pestalozzi-Fröbel-Haus sowie ähnliche Stiftungen zeugen davon, in welchem Umfang sie zur Lösung der Frauenfrage, zur Erschließung weiblicher Erwerbszweige und zur geistigen Hebung des weiblichen Geschlechts mitwirkte. Der Verein für häusliche Gesundheitspflege wurde 1875 auf ihre Anregung gestiftet; aus ihm ging hervor das 1883 gegründete Victoriahaus in Berlin, das Krankenpflegerinnen ausbildet. Über ihre Kinder s. Friedrich Ⅲ., Deutscher Kaiser.

Victorĭa, Alexandrine, Königin von Großbritannien und Irland, geb. 24. Mai 1819 im Kensingtonpalast in London als einziges Kind des Herzogs von Kent (s. d.) und der Prinzessin Maria Luise Victoria von Sachsen-Coburg, wurde nach dem Tode ihres Vaters von ihrer Mutter unter Oberleitung der Herzogin von Northumberland erzogen; in engl. Staatsrecht und Geschichte führte sie der whiggistische Lord Melbourne ein. Sie folgte 20. Juni 1837 ihrem kinderlosen Oheim Wilhelm Ⅳ. auf dem Throne und wurde 28. Juni 1838 gekrönt. Am 10. Febr. 1840 vermählte sie sich mit ihrem Vetter, dem Prinzen Albert (s. d.) von Sachsen-Coburg-Gotha. Als Königin hielt sie sich bei allen Wechseln ihrer Regierung stets streng an die konstitutionellen Formen; ihre eigenen Ansichten waren anfangs whiggistisch, neigten aber später mehr den Tories zu; besonders war sie der Politik Disraelis (Lord Beaconsfield) zugethan. Ihr persönlicher Einfluß auf die Entwicklung Englands in jener Epoche (s. Großbritannien und Irland, Geschichte) war verhältnismäßig gering, obgleich sie besonders an der auswärtigen Politik eigenen Anteil nahm und z. B. die engl. Einmischung in den deutsch-dän. Konflikt 1848 hinderte; die Annahme des ind. Kaisertitels 1876 ist auf ihren eigenen Wunsch zurückzuführen. Ihre Ehe und ihr Privatleben waren sehr glücklich, seit dem Tode ihres Gemahls (1861) hält sich die Königin von der Gesellschaft und von der Öffentlichkeit ziemlich fern. Erinnerungen an ihres Gatten und ihr eigenes Leben erschienen von ihr in «Early years of the Prince Consort» (1867 u. ö.; deutsch Gotha 1868), «Leaves from the journal of our life in the Highlands» (1867; deutsch Braunschw. 1868) und «More leaves from the journal of our life in the Highlands» (Lond. 1884). 1887 und 1897 wurden mit großen Festlichkeiten das 50jährige und das 60jährige Jubiläum ihrer Thronbesteigung begangen.

Ihre 9 Kinder sind: 1) Prinzessin Victoria (s. d.), Gemahlin des Deutschen Kaisers Friedrich Ⅲ.; 2) Albert Eduard (s. d.), Prinz von Wales; 3) Prinzessin Alice (s. d.), Großherzogin von Hessen; 4) Alfred (s. d.), Herzog von Edinburgh, Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha; 5) Prinzessin Helene, geb. 25. Mai 1846, seit 1866 vermählt mit Prinz Christian von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg; 6) Prinzessin Luise, geb. 18. März 1848, seit 1871 vermählt mit dem Marquis von Lorne, ältestem Sohne des Herzogs von Argyll; 7) Prinz Arthur, Herzog von Connaught (s. d.); 8) Prinz Leopold, Herzog von Albany (s. d.); 9) Prinzessin Beatrice, geb. 14. April 1857, seit 1885 vermählt mit dem 20. Jan. 1896 verstorbenen Prinzen Heinrich von Battenberg. – Vgl. Jeaffreson, V., queen and empress (2 Bde., Lond. 1893); Tooley, The personal life of queen V. (ebd. 1897).

Victoriablau (V. B und 4 R), künstliche organische Farbstoffe, die zur Gruppe des Rosanilins (s. d.) gehören. Ihnen nahe steht das Nachtblau. Diese Farbstoffe färben Wolle, Seide und auch Baumwolle. Nachtblau ist etwas grünlicher, V. 4 R mehr violett als V. B.

Victoriabrücke, s. Röhrenbrücke.

Victoria-East (spr. ihst), Bezirk in der südöstl. Provinz der Kapkolonie, mit 855 qkm und mit (1891) 8869 E., darunter 1236 Weiße, liegt nahe der Südküste, nördlich von Bathurst. Das Land ist gut bewässert und namentlich im Thal des Chumie sehr fruchtbar. Der Hauptort ist Alice mit 1654 E., am Keis-Kama.

Victoriafälle, s. Sambesi.

Victoriagelb, s. Dinitrokresol.

Victoriagrün, s. Malachitgrün.

Victoriahaus, s. Gewächshäuser.

Victoriahuhn, soviel wie Paduaner Huhn, eine Rasse der Haubenhühner (s. d.).

Victoriakreuz (Victoria Cross), von der Königin Victoria von England 29. Jan. 1856 für persönliche Verdienste und Tapferkeit der Offiziere der untern Grade, der Unteroffiziere und Soldaten der Armee und Marine gestiftetes Kreuz. Es kann nur vor dem Feinde erlangt werden und ist mit einem Ehrensold verbunden. Ordenszeichen ist ein breitarmiges Kreuz von Bronze, dessen rundem Mittelschild die königl. Krone, darüber ein gekrönter schreitender Löwe aufgeprägt ist. Unterhalb der Krone ein Band mit den Worten «For Valour» («für Tapferkeit»). Das Kreuz hängt an dem bronzenen Buchstaben V und wird von Mitgliedern der Seemacht an blauem, von denen des Landheers an rotem Bande auf der Brust getragen.

Victorialand, der südöstl. Teil einer Insel des arktischen Nordamerikas, der nordöstlich durch den MacClintockkanal von Prinz-Wales-Insel, östlich durch die Victoriastraße von King-William-Land, südlich durch die Deasestraße und den Coronation-Golf, südwestlich durch die Dolphin- und Unionstraße vom Festlande und nordwestlich durch die Prinz-Wales-Straße vom Banksland getrennt ist. (S. Karte der Nordpolarländer.) Die nordöstl. Küstengestaltung ist unbekannt, östlich dringt die Albert-Eduard-Bai weit in das V. hinein, während im W. der Prinz-Albert-Sund den südwestl. Teil des Insellandes, Wollastonland, von dem nordwestlichen, Prinz-Albert-Land, scheidet; die Küsten des letztern werden überdies durch die Buchten Minto-Inlet, Collinson-Inlet und Glenelg-Bai gegliedert. Simpson entdeckte diesen Länderkomplex 1838 und besuchte ihn 1839 nochmals.

Victorialand, auch Südvictoria, Teil der Südpolarländer (s. d.) zwischen 71 und 79° südl. Br., 1841 von Roß entdeckt, die einzige bisher bekannte größere Küstenstrecke (750 km), ist mit Schnee bedeckt, fällt steil zum Meere ab und trägt die Vulkane Erebus (s. d.) und Terror (3317 m) sowie den Mount-Melbourne (4370 m). (S. Karte der Südpolarländer.) Auf V. liegt nach Sabines Berechnung der magnetische Südpol.

Victorianische Periode, s. Ostercyklus.

Victoria-Njansa, See in Afrika, s. Njansa.

Victoriaorange oder Anilinorange, ein künstlicher Farbstoff, der aus einem Gemisch der Alkalisalze des Dinitroorthokresols und des Dinitroparakresols (s. Dinitrokresol) besteht.