136
Advokatenbirne - Aëroklinoskop.
dieselbe in Rechtsangelegenheiten mit Rat unterstützt, ihre Sache vor irgend einer Behörde führt und die Interessen seines Auftraggebers wahrnimmt. Die offizielle Bezeichnung des also Thätigen ist jetzt fast durchweg Rechtsanwalt (s. d.).
Advokatenbirne, s. Persea.
Advokatenkammer, s. Anwaltskammer.
Advokatūr (lat.), Rechtsanwaltschaft; Wirkungskreis eines Rechtsanwalts.
Advozieren (lat., "herbeirufen"), als Rechtsanwalt Prozesse führen.
Adye (spr. äddi), Sir John Miller, brit. General, geb. 1819 zu Sevenoaks in Kent, ward auf der Militärschule zu Woolwich erzogen, trat 1836 in die Artillerie, machte den Krimkrieg und den Kampf gegen die indischen Rebellen als Generaladjutant der Artillerie mit, nahm am Sitanafeldzug in Afghanistan 1863-64 teil und ward 1875 Generalmajor und Gouverneur der Militärschule in Woolwich und 1881 Generalleutnant. Im J. 1882 begleitete er Wolseley als Generalstabschef auf dem ägyptischen Feldzug und ward darauf zum Gouverneur von Gibraltar ernannt. Er schrieb: "The defence of Cawnpore by the troops under the order of major-general C. A. Windham in Nov. 1857" (Lond. 1858); "A review of the Crimean war in the winter of 1854-55" (das. 1860) und "Sitana, a mountain campaign on the borders of Afghanistan in 1863" (das. 1867).
Adynamie (Asthenie, griech., "Kraftlosigkeit"), s. v. w. Schwäche.
Adyton (griech.), das Allerheiligste von griechischen Tempeln und Kirchen, in welches nur die Priester eintreten durften; s. Tempel und Kirche.
Aëdon, in der griech. Mythe Tochter des Pandareos von Ephesos, Gemahlin des Zethos, Königs von Theben, Mutter des Itylos. Da sie nur diesen einen Sohn hatte, wollte sie aus Neid über das Mutterglück ihrer kinderreichen Schwägerin Niobe (s. d.) den ältesten Sohn derselben töten, ermordete aber aus Versehen ihren Sohn Itylos, der mit jenem in Einem Bett schlief. Aus Erbarmen verwandelte Zeus die Verzweifelnde in eine Nachtigall (Aëdon), und als solche beklagte sie ihren Sohn. Spätere nennen ihren Gatten Polytechnos, einen Künstler zu Kolophon in Lydien. Als beide Gatten ihre Liebe über die des Zeus und der Hera stellten, unterlag in einem Kunstwettstreit, den die Götter unter ihnen erregt, Polytechnos und rächte sich durch Schändung der Schwester der A., Chelidon oder Chelidonis ("Schwalbe"). Auch hier machten die Götter, da Polytechnos seinen eignen Sohn Itys von seiner Gattin zur Speise vorgesetzt erhielt, den Greueln durch Verwandlung der Beteiligten in Vögel ein Ende.
Aelfric, Name dreier angelsächs. kirchlicher Schriftsteller, deren Persönlichkeiten und Werke häufig verwechselt werden:
1) A. von Malmesbury, am Ende des 10. Jahrh., dem ein nicht mehr vorhandenes Werk "De naturis rerum" beigelegt wird. -
2) A. von Canterbury, wegen seiner Gelehrsamkeit durch den Beinamen "Grammaticus" ausgezeichnet, stammte aus einer edlen Familie Kents, ward in Winchester durch den Bischof Ethelwold zum Geistlichen gebildet, gegen 989 nach der Abtei Cerne in Dorsetshire gesandt, um dieselbe zu ordnen, hierauf Bischof in Wilton und 995 Erzbischof von Canterbury, was er bis zu seinem Tod (16. Nov. 1006) blieb. Er suchte durch lateinische Werke, z. B. eine Grammatik, ein Glossar des gebräuchlichsten Sprachschatzes (hrsg. von Zupitza, Berl. 1880 ff.), ein Gesprächsbuch mit angelsächsischen Interlinearglossen, die Geistlichkeit und durch Werke in der Nationalsprache das Volk zu bilden. Unter diesen letztern sind die umfassendsten seine Homilien (zum Teil gedruckt in Thorpes "Homilies of the Anglo-saxon church", 1844-46) und seine ursprünglich auszugsweise angelegte Übersetzung des Pentateuchs, des Buches Josua und des Buches Hiob (hrsg. von Thwaites, Oxf. 1698; von Grein, Götting. 1872). Auch wird ihm eine Übersetzung des Evangeliums des Nikodemus beigelegt. -
3) A. Beta, des vorigen Schüler, beschäftigte sich mit der Neubearbeitung der Werke seines Lehrers und starb als Erzbischof von York 1051.
Aelst (Aalst), Stadt, s. Alost.
Aelst (spr. ahlst), 1) Evert van, niederländ. Maler, geb. 1602 zu Delft, gest. 1658, ein ausgezeichneter Vertreter des Stillleben- und Blumenfachs, dessen Bilder aber selten sind. -
2) Willem van, Neffe und Schüler des vorigen, geb. 1620 zu Delft, lebte mehrere Jahre in Frankreich und Italien, starb 1679 in Amsterdam. Sein Kolorit ist glänzend und tief, Früchte, besonders Weintrauben, und tote Vögel gelangen ihm vorzüglich. Auch wußte er den Glanz von Gefäßen aus Kristall, Gold und Silber meisterhaft wiederzugeben.
Aër (lat. u. griech.), Luft; vielfach in Zusammensetzungen: Aërobat, Aëronautik u. a.
Aërĭdes Swartz (Luftblume), Gattung aus der Familie der Orchideen, mit fleischigen Luftwurzeln an Baumstämmen haftende Bewohner feuchter Urwälder in Asien, mit zweizeiligen, schmalen, lederartigen Blättern und seltsam gestalteten, großen, prachtvoll gefärbten Blüten, die in langen, hängenden Trauben oder Ähren stehen. A. odoratum Laur. mit linienförmigen, ausgerandeten Blättern und 31 bis 45 cm langen Trauben, weiß und rot gefleckten, sehr wohlriechenden Blüten, kann im Zimmer kultiviert werden.
Aërius, Presbyter zu Sebaste in Pontus (355), veranlaßte eine Kirchenspaltung, weil er, obwohl selbst Asket, gegen seinen bisherigen Freund, den Bischof Eustathius, das gebotene Fasten, die Überschätzung der Ehelosigkeit, die Fürbitte für die Verstorbenen, aber auch die geistlichen Vorrechte der Bischöfe als der freien christlichen Sittlichkeit widersprechend bekämpfte. Weil die Protestanten ähnliche Vorwürfe gegen die katholische Kirche erhoben, gab man ihnen den Ketzernamen Aërianer.
Aërobāt (griech., "Luftwandler"), Seiltänzer; spottweise s. v. w. Ideolog.
Aerodynāmik (v. griech. aër, Luft, und dynamis, Kraft), die Lehre von der Bewegung der luftförmigen Körper; s. Aëromechanik.
Aeroe (Arrö), dän. Insel, südlich von Fünen, 88 qkm (1,6 QM.) mit (1880) 11,937 dänisch sprechenden Einwohnern, ein hügeliges, fruchtbares und waldloses Land. A. gehörte früher zu Schleswig, wurde aber bei der Grenzregulierung im Wiener Frieden 1864 an Dänemark abgetreten. Hauptorte sind Aeroeskjöbing und Marstall (s. d.).
Aërogamen, s. v. w. Phanerogamen, weil bei ihnen die Bestäubung der Narbe an freier Luft erfolgt.
Aërographie (griech.), Luftbeschreibung.
Aëroklinoskōp (griech.), eine an den Küsten von Holland eingerichtete Vorrichtung, um auf größere Entfernung hin den Schiffern den Zustand der Atmosphäre, besonders mit Rücksicht auf etwa bevorstehende Stürme, anzuzeigen. An einem hohen Pfahl ist ein eiserner Querarm angebracht, dessen nach Norden weisende Hälfte rot, die südliche aber weiß angestrichen ist. Man kann diesem Querarm verschiedene