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Ägina, Golf von - Agio.
2 Stunden östlich von der Stadt auf 190 m hohem Hügel gelegenen Ruinen des berühmten Athenetempels, der an Größe und Bauart dem Theseustempel in Athen am nächsten kommt, und dessen (1811 aufgefundene) Giebelgruppen ältern strengen Stils jetzt den Äginetensaal der Glyptothek in München zieren (s. Tafel "Bildhauerkunst II", Fig. 1). Im südöstlichen Teil der Insel stand ehemals auf dem 531 m hohen Gipfel eines Bergs das Heiligtum des Zeus Panhellenios, ein einfacher, von einer halbkreisförmigen Mauer umgebener Altar, an dessen Stelle jetzt eine Kapelle des heil. Elias getreten ist. Vgl. About, Mémoire sur l'île d'Égine (in "Archives des missions scientifiques, etc.", 3. Teil).
Ägina, Golf von, Meerbusen zwischen dem griech. Festland und Morea (Argolis und Attika), im Altertum Sinus Saronicus genannt. In seinem Umfang liegen mehrere Inseln, worunter Ägina und Salamis (Kuluri) die bedeutendsten. Zu beiden Seiten ragen die Vorgebirge Sunion (Kap Kolonnäs) und Skylläon (Kap Skyli) herein.
Agincourt (spr. -schängkuhr), Jean Baptiste Louis George Seroux d', Kunsthistoriker, geb. 5. April 1730 zu Beauvais, war erst Kavallerieoffizier, widmete sich dann als Generalpächter vorzugsweise den Kunststudien, bereiste England, die Niederlande und Deutschland und hielt sich seit 1778 meist in Italien auf. Er ist Herausgeber eines kunstgeschichtlichen Werks, in welchem er, angeregt durch Winckelmanns Vorgang, die Kunstwerke, besonders die des Mittelalters bis zur Höhezeit der Renaissance, der bisherigen rein archäologischen Behandlungsweise des Gegenstands entzog und selbständig als Momente von Bedeutung für das Studium der Ästhetik sowie der Kulturgeschichte betrachtete. Das Werk ist betitelt: "Histoire de l'art par les monuments depuis sa décadence au IV. siècle jusqu'à son renouvellement au XVI.", wurde aber, da die Revolution des Verfassers Vermögen verschlungen hatte, erst nach seinem Tode, der 24. Sept. 1814 in Rom erfolgte, vollendet (Par. 1812-23, 6 Bde. mit 325 Kupfern in Fol.; deutsch von Quast u. d. T.: "Sammlung der vorzüglichsten Denkmäler der Malerei, vorzugsweise vom 4. bis zum 16. Jahrh.", Berl. 1840, 2 Quartbde. Tafeln und ein Band Text). Außerdem ist noch Agincourts "Recueil de fragments de sculpture antique en terre cuite" (Par. 1811) hervorzuheben.
Äginetische Kunst. Unter den ältern griechischen Kunstschulen hat die auf der Insel Ägina (s. d.) bis gegen die Mitte des 5. Jahrh. v. Chr. blühende frühzeitig einen hohen Ruf erlangt. Sie hatte sich besonders an der Darstellung von Kämpferfiguren, die den Siegern in den Kampfspielen zu Ehren aufgestellt wurden, geübt und gibt uns daher heldenmäßige Gestalten, in deren Körpern männliche Kraftfülle mit naturalistischer Schärfe und noch ohne ideale Schönheit zum Ausdruck gelangt. Muskeln, Adern, die Verbindung der Gliedmaßen sind sehr genau wiedergegeben; es sind Athletenfiguren, die hier als Helden vor uns auftreten. Neben diesem Naturalismus überrascht aber die Strenge, mit welcher das alte Gesetz der Symmetrie beibehalten wurde. Dieselbe Grundidee der Komposition beherrscht z. B. beide um 475 entstandene Giebelgruppen des Athenetempels in Ägina. Dieses Bauwerk wurde 1811 zuerst untersucht. Die Giebelfiguren wurden damals aufgefunden, durch Thorwaldsen restauriert und von dem bayrischen Kronprinzen Ludwig erworben, später in die von ihm erbaute Glyptothek in München versetzt. Von den 22 ursprünglich vorhandenen Figuren sind 10 des Westgiebels (s. Tafel "Bildhauerkunst II", Fig. 1) vollständig, die 11. in Fragmenten erhalten; von denen des Ostgiebels sind 5 und viele Trümmer übrig. Beide Gruppen stellen Kämpfe vor Troja vor, in denen Athene die griechischen Helden schützt. Sie bildet den Mittelpunkt der Darstellung, beide Male in fast übereinstimmender Erscheinung. Im westlichen Giebel sehen wir den über die Leiche des Achilleus entbrannten Kampf, wobei Odysseus die Trojaner abwehrt; im östlichen Telamon und Herakles den gefallenen Oikles gegen Laomedon schirmend, eine Szene aus dem frühern Kampf zwischen Griechen und Troern. Während sich in der liebevoll genauen Naturbeobachtung an diesen Marmorbildern ein wesentlicher Fortschritt der griechischen Kunst zu erkennen gibt, zeigen alle übrigen Merkmale noch den alten naiven Stil der vorhergehenden Epoche, in der die hellenische Kunst zuerst den Versuch machte, sich einerseits der Einflüsse von orientalischen Völkern her, anderseits des strengen und starren Kultstils zu entledigen. Daher noch jenes charakteristische Lächeln in den emporgezogenen Mundwinkeln, die schief stehenden, glotzenden Augen, der Mangel an Lebendigkeit in der Bewegung der Körper, vor allem jedoch das Fehlen des Ausdrucks der Seelenstimmung im Antlitz. Die Teilnehmer des Kampfes bewahren in ihrem ganzen Wesen eine ruhig milde, freundliche Erscheinung. Nur im Ostgiebel zeigt sich an einem der Gefallenen, welche die Ecken an beiden Giebeln ausfüllen, der Versuch, den Ausdruck der Todesschmerzen in den Zügen wiederzugeben, wie der Ostgiebel überhaupt eine etwas vorgeschrittenere Stufe der Entwickelung zeigt, welche wohl der Vorstellung entsprechen dürfte, die wir uns von dem hervorragendsten Künstler Äginas, Onatas, zu machen haben. Die Figuren des Äginetentempels waren an den Gewandsäumen, Haaren, Augen und andern Details bemalt, Haare, Waffenstücke etc. teilweise aus Metall angesetzt. - Der Erzgießer Onatas fertigte zahlreiche Figurengruppen, heroische Kämpfe darstellend, die als Weihgeschenke aufgestellt wurden. Von ihm hatte man auch Götterbilder (Apollon, Hermes). Die Blüteperiode dieses gefeierten Künstlers fällt noch vor die Mitte des 5. Jahrh. Neben ihm ist namentlich Kallon zu nennen, dessen strengen Stils die alten Schriftsteller gedenken; unter den ältern Künstlern ist der Bildschnitzer Smilis hervorzuheben. Vgl. J. M. ^[Johann Martin] Wagner, Bericht über die äginetischen Bildwerke (hrsg. und mit kunstgeschichtlichen Anmerkungen begleitet von Schelling, Tübing. 1817); Overbeck, Geschichte der griechischen Plastik (3. Aufl., Leipz. 1882); Brunn, Über das Alter der äginetischen Bildwerke (Sitzungsberichte der bayrischen Akademie der Wissenschaften 1867); K. Lange, Die Komposition der Ägineten (Leipz. 1878).
Aginin, s. Age.
Agio (franz., spr. -schío, ital. Aggio), Aufgeld, der Betrag, um welchen der Preis (Kurs) einer Geldsorte den Nennwert derselben übersteigt. Den Betrag, um welchen dieser Preis hinter dem Nennwert zurückbleibt, nennt man Disagio (Abzug). Sind Preis und Nennbetrag einander gleich, so steht die Geldsorte pari. A. und Disagio werden in der Regel in Prozenten vom Nennbetrag, bei Münzen bisweilen auch im absoluten Betrag ausgedrückt. Zuweilen wird auch das A. mit plus (+), das Disagio mit minus (-) bezeichnet. Eine Abweichung des Kurses vom Nominalgehalt entstand früher durch eine fiskalische Ausbeutung des Münzregals, wenn man zu einem leichtern Münzfuß überging, d. h. aus alten