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Alzog - Amadeus.
(1880) 5655 Einw., darunter 1380 Katholiken und 331 Juden. Die Stadt, welche bereits im 4. Jahrh. erwähnt wird ("Volker der Fiedler", der Nibelungenheld, stammte aus A.), liegt auf der Stelle römischer Niederlassungen und war im Mittelalter eine nicht unbedeutende Reichsstadt. Im J. 1689 ward sie von den Franzosen niedergebrannt. Trümmer einer alten mächtigen Burg sind noch jetzt vorhanden.
Alzog, Johann Baptist, kath. Kirchenhistoriker, geb. 1808 zu Ohlau in Schlesien, 1834 zum Priester geweiht, ward 1836 Professor am Klerikalseminar zu Posen, 1845 Professor und Regens des Seminars zu Hildesheim, 1853 Professor an der Universität Freiburg, wo er 1. März 1878 starb. Alzogs Hauptwerk ist das "Lehrbuch der Universalgeschichte der christlichen Kirche" (Mainz 1840), welches in alle europäischen Hauptsprachen übersetzt wurde und 1882 in 10. Auflage als "Handbuch" in 2 Bänden erschien. Ferner verfaßte er ein "Handbuch der Patrologie" (3. Aufl., Freiburg 1876). Vgl. die Gedächtnisrede von Fr. X. Kraus (Freiburg 1879).
Am, Flüssigkeitsmaß, s. Ahm.
Amadeo, Giovanni Antonio, ital. Baumeister und Bildhauer, geb. 1447 zu Pavia, war beteiligt an den Arbeiten im Mailänder Dom und der Certosa in Pavia, schloß sich dem Stil des Bramantino von Mailand an und vertritt mit diesem die lombardische Richtung der Renaissance. Er fertigte aus Marmor viele Reliefs für die Fassade und für Grabmäler in der Certosa, woran sich auch sein Bruder Protasio beteiligte. Er schuf das herrliche Denkmal der Medea Colleoni (jetzt in Bergamo) und Grabmäler in Cremona und Isola bella. Im J. 1490 mit dem Ausbau der Certosa und des Mailänder Doms beauftragt, teilte er die Arbeit mit zahlreichen Kunstgenossen und vollendete die Fassade des erstgenannten Gebäudes im Modell, welches der Hauptsache nach zur Ausführung kam. Hier überwuchert zwar die Dekoration beinahe die Architektur, doch geben sich im einzelnen hoher Schönheitssinn und reiche Phantasie zu erkennen. Bei dem Kuppelbau des Doms in gotischen Formen erfuhr er mancherlei Kränkungen und starb vor Vollendung des Werks 27. Aug. 1522. Er suchte die Renaissance mit dem mittelalterlichen Stil seiner Heimat zu vermählen.
Amadeus (lat., "Liebegott"), Name, der sich vornehmlich in dem Hause Savoyen findet. Merkwürdig sind: 1) A. V. (IV.), der Große, der Stammvater des noch blühenden Hauses Savoyen, Sohn des Grafen Thomas II., geb. 4. Sept. 1249, erwarb durch Heirat Blangé und Bresse, erhielt von seinem ältern Bruder, Thomas III., Grafen von Piemont, 1283 das Herzogtum Aosta und von seinem Oheim Philipp 1285 Savoyen, wodurch die von ihm gestiftete zweite Linie des Hauses Savoyen zur Hauptlinie erhoben ward. Im J. 1294 trat A. durch schiedsrichterlichen Vergleich seinem Neffen Philipp die Stadt Turin samt Piemont mit Ausnahme von Susa ab, ward 1310 von Kaiser Heinrich VII., den er auf seinem Römerzug begleitete, in Asti mit seinen Ländern belehnt, in den Reichsfürstenstand erhoben und 1312 in Rom zum kaiserlichen Statthalter Oberitaliens ernannt. Im J. 1313 wurde er mit der Grafschaft Asti belehnt, worauf sich ihm die Stadt Ivrea freiwillig unterwarf. Im J. 1315 entsetzte er das von den Türken belagerte Rhodus. Im J. 1322 erlangte er die Anerkennung der Hoheit Savoyens von seiten des Grafen von Genf und vom Dauphin den Verzicht auf die savoyischen Besitzungen in Burgund. In Avignon einen Kreuzzug gegen die Türken betreibend, starb er 16. Okt. 1323. A. galt für einen der tapfersten und einsichtsvollsten Fürsten seiner Zeit; sein Rat wurde vom Kaiser Heinrich VII., von den Königen Frankreichs und Englands in allen wichtigen Staatsgeschäften gehört.
2) A. VI. (V.), der grüne Graf genannt von seiner Lieblingsfarbe bei Turnieren, Enkel des vorigen, geb. 4. Jan. 1334 zu Chambéry, gelangte 1343 unter Vormundschaft zur Regierung. Er eroberte Mondovi, Coni, Chieri und Cherasco, erhielt 1355 durch einen Vertrag mit dem Dauphin die Herrschaften Faussigny und Gex und kaufte von Katharina von Savoyen das Waadtland. Im J. 1365 erhob ihn Kaiser Karl IV. zum Reichsstatthalter in einem Teil der Schweiz und den Bistümern Lyon, Mâcon und Grenoble sowie zum Schutzherrn der neugestifteten Universität Genf. Im J. 1366 zog A. gegen die Türken in Griechenland, eroberte Gallipoli, befreite den Kaiser Johann Paläologos aus den Händen der Bulgaren und gewann denselben für die römische Kirche. Mit dem Papst Gregor XI., dem König von Ungarn und dem Kaiser Karl IV. verbündet, entriß er Johann Galeazzo Visconti mehrere Städte und erlangte im Vergleich zu Pavia 1378 die Anerkennung seiner Erwerbungen in Piemont. Bald nachher (1381) entsagte auch Ludwig von Anjou als Erbe der Königin Johanna zu gunsten Savoyens allen Ansprüchen Neapels auf Piemont, und Papst Clemens VII. ernannte A. zum Schiedsrichter in den Streitigkeiten zwischen den Häusern Visconti, Montferrat und della Scala. A.' Schiedsspruch beendete 1381 den langwierigen Krieg zwischen Genua und Venedig. Er starb 2. März 1383 in Apulien, wohin er mit Ludwig von Anjou gegen Karl von Durazzo zur Eroberung Neapels gezogen war. In seinem Testament stellte er die Unteilbarkeit der savoyischen Lande und ihre Vererbung nach dem Erstgeburtsrecht fest. Im J. 1362 stiftete A. den Orden des Halsbandes, nachmals Orden della Santa Annunciata.
3) A. VII. (VI.), der Rote, Sohn des vorigen, geb. 24. Febr. 1360, erhielt von seinem Vater 1379 die Herrschaft Bresse und folgte demselben 1383. Im Bund mit Karl VII. von Frankreich kämpfte er in Flandern und trug viel zum Entsatz von Ypern bei. Die Einwohner von Nizza, Ventimiglia und Barcelonette ernannten ihn statt des ohnmächtigen Königs Wladislaw von Ungarn und Neapel zu ihrem Schutzherrn, worauf A. das hart bedrängte Nizza befreite und dort 1388 als Souverän anerkannt wurde. Er starb 1. Nov. 1391.
4) A. VIII. (VII.), der Friedfertige, des vorigen Sohn, erster Herzog von Savoyen, geb. 4. Sept. 1383, folgte seinem früh verstorbenen Vater 1391 unter Vormundschaft seiner Großmutter, der klugen Bonne de Bourbon. Wegen der Dienste, die er Kaiser Siegmund auf dessen Reise nach Perpignan geleistet, erhielt er 19. Febr. 1419 in Chambéry die Herzogswürde, bekam 1418 nach dem Aussterben der Linie des Grafen Thomas III. Piemont, erwarb auch 1422 Genf als Lehen und das Jus de non appellando in seinen Staaten. Im Besitz eines schlagfertigen Söldnerheers, nahm er bei den kriegerischen Verwickelungen Oberitaliens eine wichtige Stellung ein, zwang den Markgrafen von Montferrat, für seine Lande links des Po die Oberlehnshoheit Savoyens anzuerkennen, und erwarb von Mailand Vercelli. Als seine Gattin starb, dankte er 1433 zu gunsten seines Sohns Ludwig ab und zog sich in die Einsiedelei zu Ripaille bei Thonon am Genfer See zurück. Indessen behielt er sich die Oberaufsicht über die Regierung seines Sohns vor