605
Annaline - Anneliden.
Annaline, s. Gips.
Annalith, s. Gips.
Annam, Kaiserreich, s. Anam.
Annan (spr. ännän), Seestadt in Dumfriesshire (Schottland), an der Mündung des Annan in den Solway Firth, hier von einem Eisenbahnviadukt überspannt, der 1880 teilweise zusammenstürzte. A. hat Baumwollspinnerei und (1881) 3366 Einw.
Anna Perenna (oder Peranna), italische Göttin des Frühlings und des jungen Jahrs oder des Mondes, Symbol des Alten und des Jungen. Die römische Sage brachte sie auch mit Mars in Verbindung. Ihr Fest wurde in Rom mit Beginn des Frühlings (15. März) in einem Hain beim Tiber mit heitern Gelagen gefeiert. So viel Becher man leerte, so viel Jahre schenkte sie. Eine spätere Sage macht sie zur Tochter des Königs Belus von Tyrus und Schwester der Dido, die nach der Einnahme Karthagos fliehend zu Äneas nach Italien gekommen sei und sich hier, von dessen Gattin Lavinia aus Eifersucht angefeindet, in den latinischen Fluß Numicius gestürzt habe, worauf sie als Nymphe verehrt wurde.
Annapolis, 1) Hauptstadt des nordamerikan. Staats Maryland, am Severn, der 3 km unterhalb in die Chesapeakebai einmündet, mit Marineakademie (Naval Academy) der Vereinigten Staaten (seit 1845), dem 1784 gegründeten katholischen St. John's College, einem Staatenhaus und (1880) 6642 Einw. A. wurde bereits 1649 gegründet und hieß ursprünglich Providence, dann Anne Arundel und nahm erst 1708 seinen jetzigen Namen an. In einem Saal des Staatenhauses legte Washington nach Beendigung des Unabhängigkeitskriegs 23. Dez. 1783 den Befehl über das Bundesheer nieder. -
2) Hafenstadt der britisch-nordamerikan. Provinz Neuschottland, an der Fundybai, 1605 von den Franzosen als Port Royal gegründet, hat einigen Handel (1882-83: Ausfuhr 344,072 Doll., Einfuhr 116,701 Doll.) und (1880) 2833 Einw.
Ann Arbor, Stadt im nordamerikan. Staat Michigan, Grafschaft Washtenaw, 58 km westlich von Detroit, am Huron River, ist Sitz der 1842 gegründeten Universität des Staats (mit Sternwarte und 1200 Studenten), hat Wollfabrikation, Säge- und Kornmühlen, Gerberei, Brauerei und (1880) 8061 Einw.
Anna selbdritt, künstlerische Darstellung der heil. Anna mit zwei Kindern (Maria und Jesus) auf den Armen oder mit Maria auf dem Schoß, welche den kleinen Jesusknaben selbst hält.
Annaten (lat.), im weitesten Sinn eine Abgabe, welche bei Gelegenheit der Verleihung eines kirchlichen Amtes (beneficium) an den Papst zu entrichten ist. Seitdem nämlich um die Mitte des 13. Jahrh. die Bischofsweihe ein päpstliches Reservatrecht wurde, erhob die Kurie von sämtlichen Bischöfen eine solche Abgabe (servitium commune), deren Betrag oft bis zur Höhe eines Jahreseinkommens sich steigerte und noch durch Kanzleigebühren (servitia minuta) erhöht wurde, bis Bonifacius IX. sie (1392) auf die Hälfte der Jahreseinnahme festsetzte. Neben dieser Abgabe (Servitien) bestand eine zweite Abgabe der A., die aus der Übertragung der feudalen Lehnsverhältnisse auf die Hierarchie hervorgegangen war. Wie nämlich nach dem Tode des Lehnsmanns das verfallene Lehen mit seinen Einkünften bis zu anderweitiger Vergebung an den Lehnsherrn zurückfiel, so nahmen Bischöfe und Prälaten die Einkünfte der von ihnen abhängigen Benefizien während der regelmäßigen einjährigen Vakanz für sich in Anspruch. Dasselbe Recht machten seit dem 14. Jahrh. die Päpste geltend, zuerst ausnahmsweise, dann bleibend und definitiv, hinsichtlich der Bistümer und aller Benefizien, die sie sich reserviert hatten. Im Kostnitzer Konkordat (1418) wurde aber bestimmt, daß die A. gezahlt werden sollten von den päpstlichen Pfründen, wenn sie zu mehr als 24 Goldgulden taxiert seien, und damit wurden in Deutschland die nichtkonsistorialen Pfründen (Pfarreien, Kanonikate) von den eigentlichen A. befreit, weil sie in den römischen Taxrollen insgesamt niedriger veranschlagt sind. Die Servitien sollten zur Höhe eines Jahreseinkommens gezahlt werden. Das Baseler Konzil erklärte zwar auch diese für abgeschafft, allein das Wiener Konkordat 1448 bestätigte die Kostnitzer Bestimmung. Seitdem nun die eigentlichen A. in Deutschland nicht mehr gezahlt wurden, ging der Name A. auf die Servitien über. Indes werden auch diese als solche nicht mehr bezahlt, sondern es ist durch Vereinbarungen ein gemindertes Pauschquantum festgesetzt, durch welches bei jeder Bischofswahl die sämtlichen Abgaben an die Kurie abgelöst werden. Dies beträgt z. B. für München - Freising 1000, für Breslau 1166 2/3, für Mainz 448 1/6 Kammergulden (à 4 Fl. 50 Kr. rhein.).
Annecy (spr. ann'ßi), Hauptstadt des franz. Departements Obersavoyen, am Nordwestende des Sees von A., durch eine Zweigbahn mit Aix les Bains verbunden, hat eine Kathedrale (1523 erbaut), ein auf einem Felsen gelegenes fünftürmiges Schloß (Kaserne), ein stattliches Präfekturgebäude (am See), ein Monument des Chemikers Berthollet und (1881) 10,740 Einw. A. ist der gewerbfleißigste Ort Savoyens, mit Spinnereien, Kattundruckereien, Seiden- und Strohwarenfabriken, Eisen- und Messerschmieden etc. In dem Haus "aux Barattes", der Stadt gegenüber, lebte und starb Eugène Sue im Exil (1857). A. hat ein Lyceum und ein Seminar und ist Sitz des Präfekten und eines Bischofs. Es war seit dem 10. Jahrh. Residenz der Grafen von Genévois und kam 1401 an Savoyen. - Der See von A. ist 14 km lang, bis 3 km breit und 50 m tief, durch eine angeschwemmte Ebene vom Fier, einem Zufluß des Rhône, geschieden und durch neugebildetes Land eingeengt. Er enthält Reste alter Pfahlbauten.
Annektieren (lat.), "anknüpfen", etwas sich aneignen, seinem Besitztum einverleiben (s. Annexion).
Anneliden (Ringelwürmer, Annulata aut. Annelides Lam.), die höchste Klasse der Würmer, Tiere mit gestrecktem, cylindrischem oder abgeplattetem Körper, welcher durch mehr oder weniger tief in die Leibeshöhle vorspringende Scheidewände in meist schon von außen sichtbare Segmente gegliedert ist. Die Zahl der Segmente wechselt bei einer und derselben Art oft ungemein, weil gewöhnlich die einzelnen Glieder einander gleichwertig sind und so jedes folgende nur eine Wiederholung des vorhergehenden darstellt. Im allgemeinen besitzt nämlich jedes Segment sein besonderes Nervensystem, seinen Abschnitt am Verdauungskanal, seine eignen Geschlechtsorgane etc. Indessen sind doch die ersten Glieder vielfach durch den Besitz von Augen und Fühlern ausgezeichnet, auch innerlich anders gebaut und können daher als Kopf bezeichnet werden; ebenso hat das Endsegment des Tiers mit dem After eine stark abweichende Form. Mit dieser Gliederung, wie sie sich in der innern Organisation ausspricht, braucht aber die äußere Ringelung, welche den A. ihren Namen gegeben, nicht übereinzustimmen; beim Blutegel z. B. sind die Ringe der Haut sehr viel zahlreicher. Die Oberhaut ist gewöhnlich weich; unter ihr liegt die Muskulatur in Gestalt eines aus Längs- und Ringfasern zusammengesetz-^[folgende Seite]