Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Annenbrüderschaften; Annenorden, St.

606

Annenbrüderschaften - Annenorden, St.

ten Rohrs, dessen Kontraktionen die Verkürzung mit gleichzeitiger Dickenzunahme oder die Verschmächtigung mit entsprechender Verlängerung zur Folge haben. Besondere Bewegungsorgane existieren nur in Form von Saugnäpfen (Blutegel) oder von Borsten, welche entweder direkt in der Haut stecken, oder auf eignen Höckern, den sogen. Fußstummeln, angebracht sind. Dagegen mangeln wirkliche gegliederte Füße gänzlich. Der Mund liegt am Vorderende des Körpers auf der Bauchseite und führt in einen oft mit kräftigen Kiefern ausgestatteten und als Rüssel vorstülpbaren Schlund; auf diesen folgt der Darm, welcher häufig in jedem Segment besondere Blindschläuche besitzt. Der After befindet sich am hintern Körperende, vielfach auf der Rückenseite. Das Gefäßsystem besteht meist aus zwei Längsstämmen, die am Bauch und Rücken verlaufen, kontraktil sein können und durch Quergefäße miteinander verbunden sind. Besondere Respirationsorgane in Gestalt von Kiemen besitzen die meisten Meereswürmer. Das Nervensystem weist ein über dem Schlund gelegenes Gehirn und einen Bauchstrang, der in mehr oder weniger scharf geschiedene Ganglien zerfällt, auf. Von Sinnesorganen existieren Augen und bei einzelnen Gruppen auch Gehörbläschen sowie Fühler; Polyophthalmus (Vielauge) besitzt Augen auf den Seiten jedes Segments, während im allgemeinen die Sehorgane nur am Kopf angebracht sind. Von kompliziertem Bau sind meist die Exkretionsorgane, welche in jedem Segment paarweise vorhanden sind und daher auch wohl Segmentalorgane heißen; sie übernehmen übrigens neben ihrer eigentlichen Funktion als Niere auch wohl noch die der Ausführung der Geschlechtsprodukte (Eier, Samen) aus dem Körper. Die Fortpflanzung ist teils eine ungeschlechtliche, teils eine geschlechtliche. Bei der erstern, welche namentlich kleinere A. betrifft, bildet sich entweder für eine bestimmte Anzahl von Segmenten ein besonderer Kopf, und dann löst sich der junge Wurm ohne weiteres ab, oder es sprossen zwischen dem letzten und vorletzten Segment des alten Tiers neue, mit einem Kopfe versehene Segmente, so daß bei Wiederholung dieses Prozesses zuerst eine Kolonie von hintereinander gelagerten Würmern entsteht. Viele A. sind Zwitter. Die Ovarien und Hoden liegen in bestimmten Körperregionen und werden erst zur Zeit der Geschlechtsreife umfangreich; bei den Blutegeln führen sie ihre Erzeugnisse direkt nach außen, während sie bei den meisten A. sie in die Leibeshöhle entleeren und von dort durch die Exkretionsorgane weiter befördern lassen. Die Entwickelung erfolgt in einzelnen Fällen in besondern Kokons und ist alsdann gewöhnlich eine direkte; gelangen dagegen die Eier frei in das Wasser, so ist eine bedeutende Metamorphose der Jungen die Regel. Lebendig gebärend sind nur sehr wenige Arten. Die A. leben entweder in feuchter Erde (Regenwurm), im Schlamm oder im Wasser. Namentlich reich ist an ihnen das Meer. Meist nähren sie sich von tierischer Kost; einzelne sind sogar zeitweilig Parasiten (Blutegel). Man teilt sie in zwei große Klassen: die Hirudineen oder Blutegel (s. d.) und die Chätopoden oder Borstenwürmer. Letztere sind durch den Besitz von beweglichen Borsten ausgezeichnet; die meisten Arten sind getrennten Geschlechts; in einzelnen Fällen sind sich Männchen und Weibchen so unähnlich, daß man sie früher wohl besondern Gattungen zugeteilt hat. Nach Maßgabe ihrer Beborstung lassen sie sich in zwei Gruppen bringen, die der Oligochäten (Wenigborster) und Polychäten (Vielborster). Erstere sind Hermaphroditen, ermangeln der Kiemen, Fühler, Fußstummel und Kiefer, besitzen als Augen nur Pigmentflecke, nähren sich meist von Pflanzen und entwickeln sich direkt. Zu ihnen gehört vor allen der Regenwurm (s. d.), ferner aber eine Anzahl ähnlicher in Bächen, Quellen, auch in Brunnen lebender kleinerer Würmer. Die Polychäten sind meist getrennt-geschlechtige Meeresbewohner, besitzen Kiefer, Fußstummel mit zahlreichen Borsten, vielfach auch Kiemen etc., fressen hauptsächlich Tiere und entwickeln sich mit Metamorphose. Die mit Wimpern versehene Larve besteht zunächst nur aus dem Kopf- und dem Aftersegment; später keimen in der Richtung von vorn nach hinten immer direkt vor dem letztgenannten die neuen Segmente hervor, und so streckt sich der Leib mehr und mehr. Besonders deutlich zeigt alle diese Verhältnisse der merkwürdige borstenlose und äußerlich ungegliederte Polygordius, den man als auf niederster Stufe zurückgeblieben ansehen und als Verbindungsglied zwischen den Chätopoden und Gephyreen hinstellen darf. In Bezug auf die Lebensweise sind die Polychäten entweder Röhrenbewohner (Sedentaria oder Tubicolae, s. Röhrenwürmer) oder Schwimmer (Errantia). Letztere sind nur zeitweilig in dünnen Röhren zu finden, bewegen sich hingegen meist frei im Meer, sowohl auf dem Grund als an der Oberfläche, umher und sind gefräßige Räuber. Die Familie der Alciopidae zeichnet sich durch hoch entwickelte Augen aus; die Aphroditidae oder Seeraupen (s. d.) sind vielfach über und über mit Borsten bedeckt; die Eunicidae werden zum Teil über 1 m lang und sind mit äußerst kräftigen Kiefern ausgestattet; bei den Nereïdae (Heteronereïs s. Tafel "Würmer") tritt zuweilen eine und dieselbe Art unter den verschiedensten Formen auf, die nur durch direkte Beobachtung als zusammengehörig erkannt werden können; die Syllidae zeigen einen deutlichen Generationswechsel. Fossil finden sich A. vom Silur an (Nereïtes s. Tafel "Silurformation"); am meisten sind Röhren von Röhrenwürmern erhalten geblieben. S. Tafel "Würmer". Vgl. Savigny, Système des Annélides (Par. 1826); Grube, Die Familien der A. (Berl. 1850); Claparède, Recherches anatomiques sur les Annélides (Genf 1861); Ehlers, Die Borstenwürmer (Leipz. 1864-68); Semper, Die Verwandtschaftsbeziehungen der gegliederten Tiere (Würzb. 1876); Hatschek, Studien über Entwickelungsgeschichte der A. (Wien 1878).

Annenbrüderschaften, im spätern Mittelalter über Mitteldeutschland verbreitete geistliche Verbindungen zur Beförderung des Katholizismus, wurden später durch die Jesuiten neu organisiert.

Annenorden, St., dem Range nach fünfter russ. Orden, gestiftet von Karl Friedrich, Herzog von Schleswig-Holstein, 3. (14.) Febr. 1735 zum Andenken an die Kaiserin Anna von Rußland und seine Gemahlin Anna Petrowna wie zur Aufmunterung aller Tugenden, hatte anfangs nur eine Klasse und 15 Ritter, wurde aber von Kaiser Paul I. 1797 zum russischen Orden erklärt, in drei Klassen geteilt und zur Belohnung von Verdiensten bestimmt. Im J. 1815 kam noch eine vierte Klasse für Militärpersonen hinzu, die das Ordenszeichen auf dem Stichblatt des Degens tragen, 1835 eine fünfte Klasse für Unteroffiziere und Soldaten (Medaille). Die Dekoration ist ein viereckiges rotes Kreuz mit goldener Einfassung und dem Bilde der heil. Anna auf farbigem Mittelschild, auf der Rückseite mit dem Namenszug der heil. Anna. Die erste Klasse trägt das Kreuz am gelb geränderten Ponceauband über die Schulter und dazu den achtspitzigen Stern, in dessen Mittelschild ein rotes geschweiftes