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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Argenau; Argens; Argensōla; Argenson

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Argenau - Argenson.

Bodensee. Er richtet nach starken Regengüssen häufig Verwüstungen an.

Argenau (bis 1879 Gniewkowo), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Bromberg, Kreis Inowrazlaw, an der Linie Posen-Thorn der Oberschlesischen Eisenbahn, mit ev. und kath. Kirche, Maschinenfabrik, Ziegelbrennerei und (1880) 2229 Einw.

Argens (spr. -schāng), Jean Baptiste de Boyer, Marquis d', philosoph. Schriftsteller und langjähriger Freund Friedrichs II. von Preußen, geb. 24. Juni 1704 zu Aix in der Provence, trat schon früh in den Militärstand, ward 1734 bei der Belagerung von Kehl verwundet und durch einen Sturz mit dem Pferde dienstunfähig, nahm seinen Abschied und ging, von seinem Vater enterbt, nach Holland, wo er als Schriftsteller lebte. Hier erschienen seine "Lettres juives" (Haag 1742, 6 Bde., u. öfter, am besten Par. 1766; deutsch, Berl. 1770-83, 6 Bde.), "Lettres chinoises" (Haag 1739, 5 Bde.; deutsch, Frankf. a. M. 1768-1771) und "Lettres cabalistiques" (Haag 1741, 6 Bde.; deutsch, Leipz. 1773-77, 8 Bde.), welche die Aufmerksamkeit Friedrichs II. dermaßen erregten, daß er den Verfasser zu sich nach Potsdam einlud und 1744 zum Direktor der Akademie zu Berlin ernannte. Bald war A. der Freund und tägliche Gesellschafter des Königs, der ihn seines geraden und freimütigen Charakters wegen hochschätzte und ihm in der "Correspondance entre Frédéric II et le marquis d'A." (Königsb. u. Par. 1798; deutsch, Königsb. 1798) und in den "Œuvres posthumes de Frédéric II" (Bd. 10 u. 13) ein ehrendes Denkmal setzte. Seit 1769 nach Frankreich zurückgekehrt, starb er 11. Jan. 1771 unweit Toulon. Er schrieb munter und witzig, freimütig und mit Geschmack, war aber in seinen Urteilen schwankend und unzuverlässig. Den geringsten Wert unter seinen zahlreichen Schriften haben die Romane, in deren einem ("Mémoires et lettres de Mr. le marquis d'A.", 1735) er seine Liebeshändel erzählt. Bedeutender sind seine "Mémoires secrets de la république des lettres" (Haag 1737), die dann späterhin als "Histoire de l'esprit humain" (Berl. 1765-68, 14 Bde.) erschienen. Auch übersetzte er des Ocellus Schrift von der Weltseele und Julians Fragmente wider die Christen und begleitete sie mit weitläufigen Kommentaren. Außerdem schrieb A.: "La philosophie du bon sens" (1737; deutsch, Bresl. 1756), "Critique du siècle" (1756) und "Réflexions critiques sur les écoles de peinture" (Berl. 1752; 2. Ausg. unter dem Titel: "Examen critique", 1768), worin er sich als erfahrener Kunstkenner zeigte.

Argensōla, zwei der bedeutendsten Lyriker Spaniens: 1) Lupercio Leonardo de, geboren um 1564 zu Barbastro in Aragonien aus einem ursprünglich italienischen Geschlecht, war längere Zeit Geheimschreiber der in Spanien lebenden Kaiserin Maria von Österreich, der Witwe Maximilians II., wurde dann von Philipp III. zum Historiographen von Aragonien ernannt und begleitete 1610 den spanischen Vizekönig Grafen von Lemos nach Neapel, wo er als Staats- und Kriegssekretär im März 1613 starb. A. brachte schon als Jüngling drei Trauerspiele, deren Cervantes im "Don Quixote" sehr ehrenvoll gedenkt, mit Beifall zur Aufführung; doch war die lyrische Poesie das Feld, auf dem er den meisten Ruhm erntete. Namentlich zeichnen sich seine Oden durch eigentümliche Kraft und malerische Fülle des Stils aus.

2) Bartolomé Leonardo de, Bruder des vorigen, geb. 1565, trat in den geistlichen Stand, lebte bis 1610 meist in Salamanca, begleitete dann ebenfalls den Grafen von Lemos nach Neapel und ward nach dem Tod seines Bruders an dessen Stelle Historiograph von Aragonien. Er starb 26. Febr. 1631 in Saragossa. Seine Gedichte haben weniger Kraft als die seines Bruders, aber größere Anmut und eine noch gefeiltere stilistische Form. Auch sein historisches Werk über die "Eroberung der Molukkischen Inseln" (Madr. 1609) ist wegen seiner eleganten Schreibart geschätzt. Von den "Aragonischen Annalen", deren Fortsetzung er übernommen, erschien nur der erste Teil (Sarag. 1630). Die Gedichte beider Brüder wurden erst nach dem Tode derselben vom Sohn des ältern (Sarag. 1634) veröffentlicht.

Argenson (spr. -schangssóng), 1) Marc René, Marquis d', franz. Staatsmann, geb. 4. Nov. 1652 zu Venedig, wo sein Vater René französischer Gesandter war, stellte als Generalleutnant der Polizei von Paris seit 1697 Ordnung und Sicherheit daselbst her, indem er die politische Polizei schuf, auch den Gebrauch der Lettres de cachet einführte, ward 1718 Präsident des Finanzkonseils und Siegelbewahrer, legte infolge des Scheiterns der Lawschen Finanzoperationen, welche er anfangs begünstigt hatte, 1720 seine Ämter nieder und starb 8. Mai 1721.

2) René Louis, Marquis d', Sohn des vorigen, geb. 18. Okt. 1694, war von 1720 bis 1724 Intendant im Hennegau, wurde dann Staatsrat und 1744 Minister des Auswärtigen. Er verhandelte mit Piemont über die Einigung der italienischen Staaten in eine Bundesunion, wurde aber als letzter Vertreter der traditionellen antihabsburgischen Politik durch die Intrigen des spanischen Hofs 1747 gestürzt. Er widmete sich nun, mit Voltaire befreundet, ausschließlich wissenschaftlichen Studien und starb 10. Jan. 1757. Aus seinem Nachlaß wurden herausgegeben: "Considérations sur le gouvernement ancien et présent de la France" (Amsterd. 1764 u. öfter), eine zur Kenntnis des innern Zustands von Frankreich sehr wichtige Schrift; "Essais ou loisirs d'un ministre d'état" (Par. 1787, 2 Bde.), reich an feinen Bemerkungen, Schilderungen merkwürdiger Zeitgenossen und Anekdoten. Auch seine "Memoiren" (zuletzt herausgegeben von Rathery, Par. 1860-68, 9 Bde.) sind für die Zeitgeschichte von Wert. Vgl. Zevort, "Le marquis d'A. et le ministère des affaires étrangères 1744-47" (Par. 1880).

3) Marc Pierre, Graf d', Bruder des vorigen, geb. 16. Aug. 1696 zu Paris, wurde 1720 Generalleutnant der dortigen Polizei, aber bald wieder abgesetzt, 1737 Intendant von Paris und 1743 Kriegsminister. Mit Erfolg widmete er sich der Reorganisation des Heers und ermöglichte dadurch die Siege von 1744 und 1745. Nach dem Aachener Friedensschluß sorgte er eifrig für Verbesserung der militärischen Anstalten und gründete 1751 die École militaire. Unter ihm begannen d'Alembert und Diderot die "Encyclopédie", deren erste Bände ihm gewidmet waren, wie er auch seinem Freund Voltaire die Materialien zum "Siècle de Louis XIV" lieferte. Durch den Einfluß der Marquise Pompadour 1757 seines Amtes enthoben und auf sein Landgut Ormes verwiesen, durfte er erst nach dem Tod seiner mächtigen Feindin nach Paris zurückkehren, wo er 22. Aug. 1764 starb.

4) Marc Antoine René de Voyer d', Marquis de Paulmy, Sohn von A. 2), geb. 1722 zu Valenciennes, war ein leidenschaftlicher Bücherfreund und erwarb sich eine Bibliothek von ca. 100,000 Bänden, welche 1785 vom Grafen von Artois (nachmals Karl X.) angekauft wurde und den Grundstock der Bibliothèque de l'Arsenal bildete; er starb 1787. Zu vielen seiner Bücher schrieb er wertvolle und feine