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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Basedowsche Krankheit; Basedowsche Regel; Baseilhac; Basel

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Basedowsche Krankheit - Basel (Kanton).

Anstalt zu erfreulicher Blüte, und anderwärts, besonders in Deutschland und in der Schweiz, wurden "Philanthropine" nach ihrem Muster in ziemlicher Anzahl gegründet; aber schon die 1775 unter großem Geräusch abgehaltene erste öffentliche Prüfung fand sehr verschiedene Beurteilung, und B. selbst hielt bei dem Werk, welches er ins Dasein gerufen hatte, nicht lange aus. Nach vielen Händeln, besonders mit seinem Mitarbeiter Wolke, legte er schon 1776 die Direktion der Anstalt nieder und lebte seitdem bald in Dessau, bald in Leipzig, Halle, Magdeburg. Seiner pädagogischen Studien überdrüssig, wandte er sich wieder der Theologie zu. Aus jener Zeit datieren seine Schrift "Vermächtnis für die Gewissen", die "Urkunde einer neuen Gefahr für das Christentum" (welche er in Semlers Widerlegung des Wolfenbütteler Fragmentisten finden zu müssen glaubte) und sein "Examen in der alten natürlichsten Religion", welch letztere Schrift er selbst "den besten Sohn seines Geistes" zu nennen pflegte. Er starb 25. Juli 1790 in Magdeburg. B., von seinen Zeitgenossen oft über Gebühr gepriesen, ist von der Nachwelt bisweilen unterschätzt worden. Er war ein reichbegabter, anregender Geist und erfüllt von aufrichtiger Begeisterung für das erkannte Gute, namentlich für das Wohl der Menschheit. Leider fehlten ihm Selbstbeherrschung, Ausdauer und fester sittlicher Halt, lauter Eigenschaften, welche der Pädagog zu einer gedeihlichen Ausübung seines Berufs am wenigsten entbehren kann. Bekannt ist die Parallele, welche Goethe in "Wahrheit und Dichtung" zwischen B. und Lavater, seinen beiden Begleitern auf einer Rheinreise (1774), entwirft. In religiöser Beziehung war B. leidenschaftlicher Rationalist und Anhänger der natürlichen Religion, welche er für den wahren Kern des Christentums hielt; auch auf diesem Gebiet beeinträchtigte der Mangel an Gemütstiefe sein Wirken. Auf dem Gebiet der Pädagogik ist trotz allem die Nachwirkung seiner Anregungen eine sehr bedeutende und nach der kritischen Ausscheidung seiner Einseitigkeiten eine im ganzen heilsame gewesen. Vgl. Rathmann, Beiträge zur Lebensgeschichte Basedows (Magdeb. 1791); J. Chr. Meyer ^[Johann Christian Meier], Leben, Charakter und Schriften Basedows (Hamb. 1791-92, 2 Bde.); K. v. Raumer, Geschichte der Pädagogik, Bd. 2 (5. Aufl., Gütersl. 1879); G. Baur in Schmids "Encyklopädie".

Basedowsche Krankheit, charakterisiert durch abnorm schnelle Bewegung des Herzens, Anschwellung der Schilddrüse (Kropf) und Hervortreten der Augen aus ihren Höhlen (Glotzauge), führt ihren Namen nach einem Merseburger Arzt, welcher sie 1840 beschrieb. Über den Zusammenhang der angeführten Symptome ist man nicht klar. Die Hervortreibung des Augapfels ist meist doppelseitig und manchmal so beträchtlich, daß das Auge überhaupt nicht mehr geschlossen werden kann und daher, seines natürlichen Schutzes durch die Augenlider beraubt, der Sitz hartnäckiger und gefährlicher Entzündungen wird. Die B. K. kommt in Gegenden, wo der Kropf endemisch ist, seltener vor als in solchen, wo er nur vereinzelt beobachtet wird. Ganz überwiegend wird das weibliche Geschlecht von der Krankheit ergriffen, namentlich zur Zeit der Pubertätsentwickelung oder im Wochenbett und bei Bleichsucht. Nicht selten tritt die Krankheit ganz plötzlich, z. B. nach einem Schreck, nach sehr schwerer Arbeit, ein, und danach scheint das Wesen der Basedowschen Krankheit in einer Störung des sympathischen Nervs zu beruhen, von welcher das Glotzauge, die Schilddrüsenanschwellung und die beschleunigte Herzaktion sich recht wohl würden ableiten lassen. Die Krankheit endet unter Zunahme der Erscheinungen zuweilen sehr schnell unter großer Beängstigung und Gehirnzufällen, meist allmählich unter Verfall der Ernährung und der Kräfte mit dem Tod. Bei frischern Fällen tritt aber auch vollständige Heilung ein, wobei freilich der Kropf nicht immer ganz zurückgebildet wird. Die besten Erfolge sind durch eine kräftigende Diät, Eisenpräparate, Seebäder u. dgl. erzielt worden.

Basedowsche Regel, s. Proportion.

Baseilhac (spr. basäjack), Jean, Wundarzt, geb. 1703 zu Poevastruc bei Tarbes, Leibchirurg des Erzbischofs von Bayeux, trat 1729 als Jean de Saint-Come in den Orden der Feuillants, stiftete 1758 ein Spital und starb 1781. Er ist Erfinder des gekrümmten Trokars zur Anbohrung der Blase bei Urinverhaltungen, machte die Steinextraktion lange vor David und verbesserte den Blasenschnitt durch das 1743 von ihm erdachte Steinschnittmesser. Er schrieb: "Recueil de pièces importantes concernant la taille par le lithotome caché" (Par. 1751); "Nouvelle méthode d'extraire la pierre par-dessus le pubis" (das. 1779) u. a.

Basel, ein Kanton der nördlichen Schweiz, grenzt nördlich und nordöstlich an das Großherzogtum Baden, östlich an den Kanton Aargau, südlich an Solothurn, westlich an die Kantone Solothurn, Bern und an Frankreich und hat ein Areal von 457,5 qkm (8,4 QM.) mit (1880) 124,372 Einw. deutscher Abstammung und vorwiegend protestantischer Konfession (31,397 Katholiken). Das Land bildet eine jurassische Abdachung, die sich allmählich zur Rheinebene verflacht, und deren Thalgewässer hauptsächlich durch die Ergolz und die Birs zum Hauptstrom geführt werden. Die höchsten Punkte messen etwa 1040 m. Der Landbau ist durch fruchtbaren Boden und meist mildes Klima begünstigt, vermag aber angesichts rauherer Berghöhen nicht, den Getreidebedarf zu decken. Man baut viel Gemüse, Kirschen (zur Ausfuhr und zur Bereitung von Kirschwasser) und ziemlich viel Wein. Das Holz reicht für den Bedarf nicht aus. Die Viehzucht (zunächst Rinder) wird auf dem Jura alpenwirtschaftlich betrieben; verhältnismäßig stärker ist der Bestand von Schweinen und Schafen, immerhin auch hier ohne ausreichende Nachzucht. Das Hauptprodukt des Bergbaues ist das Salz (s. Schweizerhall); außerdem gibt es verschiedene Mineralquellen, auch Marmor-, Alabaster- und Gipsbrüche. Ansehnlich ist die Fabrikation in Tabak, Papier, Baumwolle, Seife und Kerzen, Leder, weltbekannt sind die "Basler Leckerli" (Lebkuchen), großartig die Seidenbandweberei, welche gegenwärtig von etwa 40,000 Menschen betrieben wird und jährlich für 40 Mill. Frank Ware, meist nach Deutschland und den Niederlanden, aber auch nach Paris, liefert. In der Stadt B. arbeiten 1500, auf dem Land gegen 8000 Bandstühle. Der Industriebezirk erstreckt sich fast über das ganze Baseler Gebiet wie auch über die Umgegenden. In glatten Bändern hat B. die französische Industrie überflügelt, in façonnierten, was den Preis, nicht aber, was Appretur und Dessin betrifft. Die Bandfabrik von H. F. Sarasin ist das größte Etablissement dieser Art in der Welt. In Verbindung mit der Weberei blüht auch die Seidenfärberei. Ferner verfertigt man verschiedene seidene und halbseidene Kleiderstoffe, und ansehnliche Florettspinnereien exportieren bedeutend nach England und Frankreich.

In politischer Hinsicht zerfällt B. seit 1833 in zwei