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Beneventieren - Benfey.
Cerreto Sannita und San Bartolommeo in Galdo) geteilt, 2168 qkm (39,2 QM.) mit (1881) 238,425 Einw. Das Land, von Zweigen des neapolitanischen Apennin durchzogen, ist vorherrschend gebirgig und wird vom Calore (zum Volturno) mit seinen zahlreichen Nebenflüssen bewässert. Es erzeugt Getreide, Wein, Öl, Südfrüchte, Tabak; Viehzucht ist der Hauptnahrungszweig der Einwohner. Der Waldbestand ist sehr gering; nennenswerte Industrie wird nur in Schafwolle und Leder betrieben. Die Stadt B. liegt auf einer Anhöhe am Zusammenfluß des Sabato und Calore, über welch letztern eine schöne Brücke führt, und an der Eisenbahn von Neapel nach Foggia, hat 22 Kirchen, darunter die interessante Kathedrale mit 5 Schiffen, ursprünglich im normännisch-romanischen Stil angelegt, mit Bronzethüren aus dem 12. Jahrh., zwei schönen Kanzeln und einem ägyptischen Obelisken, dann die Kirche des 774 gestifteten Klosters Santa Sofia, ein Lycealgymnasium, eine technische Schule, ein Seminar und (1881) 17,406 Einw., welche Fabrikation von gold- und silberplattierten Waren, Leder, Pergament und ansehnlichen Handel (besonders mit Getreide) betreiben. Aus dem Altertum besitzt B. eins der schönsten Monumente Unteritaliens, den berühmten, 114 n. Chr. erbauten Triumphbogen Trajans, der jetzt unter dem Namen des Goldenen Thors (porta aurea) ein Stadtthor von B. bildet. Er besteht aus einem einfachen, sehr gut erhaltenen Bogen mit Inschrift, ist 15½ m hoch (die Pforte 8½ m breit, das Material ist parischer Marmor) und enthält auf beiden Fronten reiche, auf das Leben Trajans bezügliche Reliefs. Merkwürdig sind auch die Überreste eines Amphitheaters, die jedoch jetzt völlig überbaut sind. Östlich von der Stadt steht ein vom Papst Johann XXII. (gest. 1334) errichtetes Kastell, das jetzt als Präfektur und Gefängnis dient. B. ist seit 969 Sitz eines Erzbischofs. - B., eine altsamnitische Stadt im Gebiet der Hirpiner, angeblich von Diomedes gegründet, ward um 300 v. Chr. von den Römern erobert und anstatt Maluentum, wie es früher hieß, Beneventum genannt. 275 wurde bei B. König Pyrrhos von Epirus von dem römischen Konsul M' Curius Dentatus geschlagen. Wegen der günstigen Lage der Stadt ward es 268 zu einer römischen Militärkolonie umgewandelt. Der Ostgotenkönig Totilas zerstörte 545 die Mauern von B.; nach der Ausbreitung der Langobarden wurde es Sitz langobardischer Herzöge, geriet aber wiederholt in Abhängigkeit von den Franken und den deutschen Kaisern. (Vgl. Hirsch, Das Herzogtum B. bis zum Untergang des langobardischen Reichs, Leipz. 1871) 840 ward das Herzogtum in zwei, 850 in drei besondere Territorien: B., Salerno und Capua, geteilt, und 1047 fiel es in die Hände normännischer Fürsten mit Ausnahme der Stadt, welche Kaiser Heinrich III. 1053 dem Papst Leo IX. zur Ausgleichung einiger abgetretener Lehnsrechte auf Bamberg überließ. Im 11. und 12. Jahrh. wurden hier vier Konzile gehalten. Am 26. Febr. 1266 wurde bei B. der Hohenstaufe Manfred von Karl von Anjou geschlagen, worauf sich letzterer Apuliens, Siziliens und Tusciens bemächtigte. 1418 kam B. an Neapel, aber Ferdinand I. gab es an Papst Alexander VI. zurück; von welchem es dessen ältester Sohn, Johann, als Herzogtum erhielt; doch ward derselbe bald ermordet. Als 1668 B. durch ein Erdbeben fast völlig zerstört worden war, ließ der damalige Erzbischof (nachmals Papst Benedikt XIII.) einen großen Teil der Stadt aus seinem Privatvermögen wieder aufbauen. Die Härte des Papstes Clemens XIII. gegen den Infanten Philipp von Parma veranlaßte die Neapolitaner 1761 zur Besetzung Benevents, das jedoch 1774 an Clemens XIV. zurückgegeben ward. Die Franzosen eroberten B. 1798 und verkauften es an Neapel. Der Kardinal Ruffo zerstreute 1799 in einer Schlacht bei B. die republikanischen Truppen. 1806 ward B. von Napoleon I. als ein Fürstentum dem Minister Talleyrand geschenkt, der davon den Titel eines Fürsten von B. annahm, 1815 aber an den Papst zurückgegeben; der König von Neapel behielt sich nur einige Hoheitsrechte vor, wie die Regalien des Tabaks- und Salzverkaufs, des Post- und Zollwesens. Seit der Annexion des Kirchenstaats und Neapels 1860 gehört B. zum neuen Königreich Italien.
Beneventieren (neulat.), bewillkommen.
Bene vixit, qui bene latuit (lat., "glücklich hat gelebt, wer in glücklicher Verborgenheit lebte"), eine Sentenz aus Ovids "Tristia" (III, 4, 25).
Benevŏle lector! (lat.), geneigter Leser!
Benevolént (lat.), wohlwollend; Benevolenz (benevolentia), das Wohlwollen.
Benfeld, ehedem befestigte Stadt in Elsaß-Lothringen, Kreis Erstein, an der Ill und an der Straßburg-Baseler Eisenbahn, mit Amtsgericht, katholischer Kirche, Kaltwasserheilanstalt, Hopfen- und Tabaksbau und (1880) 2797 Einw. B. bestand schon im 8. Jahrh., erhielt um 1300 Stadtrechte und war Besitztum der Bischöfe von Straßburg (bis 1789). Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1632 nach langer, von Zorn v. Bulach geleiteter Verteidigung durch Gustav Horn erobert und war fortan ein Hauptwaffenplatz der Schweden.
Benfey, Theodor, hervorragender Orientalist und Sprachforscher, geb. 28. Jan. 1809 zu Nörten bei Göttingen, studierte in letzterer Stadt und in München klassische Philologie, lebte dann in Frankfurt und Heidelberg, wo er sich mit sprachvergleichenden Studien beschäftigte, und habilitierte sich 1834 in Göttingen für Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft. Er wurde 1848 zum außerordentlichen, 1862 zum ordentlichen Professor ernannt, entfaltete eine bedeutende Wirksamkeit als Lehrer und starb in Göttingen 26. Juni 1881. Von seinen frühern Publikationen sind als die bedeutendsten hervorzuheben: "Griechisches Wurzellexikon" (Berl. 1839-42, 2 Bde.), das den Volneyschen Preis erhielt; "Über das Verhältnis der ägyptischen Sprache zum semitischen Sprachstamm" (Leipz. 1844); "Die persischen Keilinschriften mit Übersetzung und Glossar" (das. 1847); "Die Hymnen des Sâma Veda" (das. 1848, mit Übersetzung und Glossar), ein für das Studium der ältesten indischen Litteratur grundlegendes Werk; "Handbuch der Sanskritsprache" (das. 1852-54, 2 Bde.; sehr ausführliche Grammatik und Chrestomathie mit Glossar); "Kurze Grammatik der Sanskritsprache" (das. 1855), welcher 1863 "A practical grammar of the Sanscrit language" (2. Aufl., Lond. 1868) und später das große "Sanscrit-English dictionary" (das. 1866) folgte; ferner "Pantschatantra. Fünf Bücher indischer Fabeln, Märchen und Erzählungen" (Leipz. 1859, 2 Bde., deren erster "Untersuchungen über Quellen und Verbreitung der indischen Märchen, Fabeln und Erzählungen", der zweite die Übersetzung des Pantschatantra mit Erläuterungen enthält). Durch diese Untersuchungen über Geschichte der Märchenlitteratur wurden teils viele andre zu ähnlichen Forschungen angeregt, teils setzte B. selbst dieselben fort in zahlreichen Aufsätzen, namentlich in den "Göttinger gelehrten Anzeigen" und der von ihm selbst edierten Zeitschrift "Orient und Occident" (Götting. 1863-64). Einen Überblick über den damaligen Stand des Wissens von