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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bessin - Bestandteil.

lienische Armee, zwang bei Marengo durch eine glänzende Kavallerieattake die Österreicher zum Rückzug, wurde 1802 zum Divisionsgeneral und bei der Thronbesteigung Napoleons I. zum Marschall ernannt. In den Kriegen von 1805 bis 1807 befehligte er die Gardekavallerie. 1808 war er Gesandter Napoleons I. in Stuttgart bei der Vermählung Jérômes von Westfalen mit der Prinzessin Katharina. Zum Herzog von Istrien erhoben, befehligte er 1808-1809 in Spanien und errang bedeutende Erfolge. Im Kriege gegen Österreich führte er die Reservekavallerie, an deren Spitze er bei Landshut und Eggmühl siegreich focht. Bei Aspern und Wagram hatte er entscheidende Reiterangriffe auszuführen, doch ohne den gewünschten Erfolg; bei Wagram wurde er verwundet. Nach dem Frieden erhielt er den Oberbefehl in Holland, 1811 das Gouvernement von Altkastilien und Leon und folgte 1812 dem Kaiser mit der Garde und einem starken Reiterkorps nach Rußland, wo er auf dem Rückzug die größte Besonnenheit und Kaltblütigkeit zeigte. Bei der Eröffnung des Feldzugs von 1813 war B. Oberbefehlshaber der gesamten französischen Reiterei. Als er 1. Mai bei Rippach zwischen Weißenfels und Lützen mit den Tirailleuren gegen Wintzingerodes Haufen vorrückte, zerschmetterte ihm eine Kanonenkugel die Brust. Napoleon I. vermachte noch auf St. Helena dem Sohn 100,000 Frank, da B. arm gestorben war.

Bessin (spr. -ssäng, Pagus Bagesinus), alte Landschaft in der Unternormandie, mit der Hauptstadt Bayeux, jetzt ein Teil des Departements Calvados.

Bessonow, Peter Alexejewitsch, russ. Geschichtsforscher, geb. 1828, war längere Zeit Bibliothekar an der Moskauer Universität, ist seit 1878 als Professor der Geschichte Rußlands in Charkow thätig. Sein Hauptverdienst bildet die Herausgabe slawischer Volkslieder; er verfaßte mehrere Schriften zur russischen Litteraturgeschichte und gab die Schriften des serbischen Publizisten Jury Krishanitsch heraus.

Bessos, pers. Satrap von Baktrien, ein Verwandter des Königs Dareios Kodomannos, wurde 330 v. Chr. das Haupt der persischen Nationalpartei, welche den schwachen König beseitigen wollte, um dem makedonischen Eroberer kräftiger widerstehen zu können. Man nahm den König zunächst gefangen, tötete ihn aber, als durch Alexanders rasche Verfolgung die Gefahr entstand, daß der gefangene König in dessen Gewalt kommen könnte. B. nahm nunmehr selbst den Königstitel an, nannte sich Artaxerxes IV. und organisierte die Verteidigung von Baktrien und Parthien, die in der That viel kraftvoller und nachhaltiger geführt wurde als zuvor der Kampf in den westlichen Provinzen des Perserreichs. Als Alexander aber im Frühjahr 329 den Hindukusch überstieg, flüchtete B. nach Sogdiana. Hier wurde er von den Großen seines Hofs gefangen genommen und gefesselt an Alexander abgeliefert, der ihn nach Zariaspa bringen ließ und daselbst vor einen aus einheimischen Großen zusammengesetzten Gerichtshof stellte. Von diesem zum Tod verurteilt, wurde B. 328 in Ekbatana nach persischer Sitte an Nase und Ohren verstümmelt und dann gekreuzigt.

Bessungen, Dorf in der hess. Provinz Starkenburg, südöstlich bei Darmstadt, mit dem es jetzt zusammenhängt, an der Eisenbahn nach Heidelberg, hat eine evangelische Pfarrkirche, zwei großherzogliche Gärten, eine Idiotenanstalt (Alicenstift), Maschinen-, Tapeten-, Knopffabrikation, berühmte Klenganstalt, Kunst- und Handelsgärtnerei, eine Wasserleitung und (1880) mit der Garnison (Artillerie und Train) 7570 Einw. (949 Katholiken). B. ist älter als Darmstadt und wird schon 1002 in Urkunden genannt.

Best, William Thomas, hochbedeutender engl. Orgelspieler, geb. 13. Aug. 1826 zu Carlisle, bekleidete seit 1840 eine Organistenstelle in Liverpool, wurde 1852 an der berühmten Panoptikumorgel und der Martinskirche in London angestellt und wirkt seit 1854 an Lincoln's Inn Chapel und der St. Georgshalle (Konzerthaus) in Liverpool. Seine außerordentliche Kunstfertigkeit auf der Orgel hat er besonders durch die unentgeltlichen Nachmittagskonzerte, die er in seiner Kirche veranstaltet, in weiten Kreisen bekannt gemacht. Außer Kirchenkompositionen, Orgel- und Klavierstücken veröffentlichte er mehrere instruktive Werke, namentlich: "The modern school for the organ" (Lond. 1853) und "The art of the organ playing" (Bd. 1 u. 2, das. 1870).

Bestallung, die Einsetzung in ein Amt oder einen Dienst; Bestallungsdekret, die darüber ausgefertigte Urkunde, namentlich das Besoldungsdekret. S. Anstellung.

Beständigkeit, s. v. w. Dauerhaftigkeit, wird vornehmlich von dem Verhalten des Menschen in seinen Verhältnissen zu andern, von seiner Ausdauer in Zuneigung und Abneigung, Liebe und Haß, Freundschaft und Feindschaft, insofern dieselbe weniger auf einem einmal gefaßten und festgehaltenen bewußten Willensentschluß als auf unwillkürlich entstandenen und durch Gewohnheit befestigten Gefühlen beruht, gebraucht und ist daher nicht sowohl eine Eigenschaft des Charakters als des bloßen Naturells.

Bestandsgründung, forstliche, Teil des Waldbaues (s. Waldbau). Herstellung eines jungen Holzbestandes. Die B. erfolgt nach einem Vorbestand (Verjüngung) oder auf einer seither unbestockten Fläche (Aufforstung). Man unterscheidet: 1) natürliche B. Sie erfolgt durch einen Mutterbestand und zwar a) in Samenschlägen, durch den Samen eines Mutterbestandes (s. Samenschlag); b) durch den Anschlag eines Mutterbestandes; 2) künstliche B. (Anbau) und zwar durch Saat oder Pflanzung a) in Schirmschlägen (Schutzschlägen), d. h. unter dem Schirmschutz eines Bestandes, b) auf Kahlschlägen, d. h. nach dem kahlen Abtrieb eines Bestandes. Die natürliche B. durch Samenschläge ist die vorherrschende Verjüngungsart der Buchen- und Weißtannenhochwaldungen. Durch Ausschlag werden Niederwaldungen und das Schlagholz der Mittelwaldungen verjüngt. Die künstliche Verjüngung hat, mit Ausnahme von Buche und Weißtanne sowie vom Niederwald und Mittelschlagholz, in den letzten Jahrzehnten beträchtlich an Ausdehnung gewonnen. In der neuesten Zeit wird dieselbe mehr durch Pflanzung als durch die früher vorherrschende Saat bewirkt.

Bestandspflege, ein Teil des Waldbaues (s. d.), umfaßt die waldbaulichen Maßregeln zur gedeihlichen Entwickelung der Holzbestände in Masse, Form und Wert. Maßregeln der B. sind: 1) Bodenpflege zur Erhaltung und Vermehrung der Bodenfruchtbarkeit, z. B. durch Anzucht von Bodenschutzholz in ältern, sich lichtenden Beständen oder von Nadelholzstreifen an den Windseiten der Bestände, welche das Wegwehen des Laubes in denselben hindern (Windmantel); 2) Ästung (s. d.); 3) Läuterungshiebe (Reinigungshiebe) (s. Läuterungshiebe); 4) Durchforstungen (s. d.); 5) Auszugshiebe (s. d.).

Bestandsreinigung, s. Durchforstung.

Bestandteil, einer von den Teilen, aus welchen ein Ganzes zusammengesetzt ist. Man unterscheidet: physische oder mechanische und chemische Be-^[folgende Seite]