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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Campan; Campana; Campanella

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Campan - Campanella.

Holzschnitte nach ihm führen das Datum 1517. Von seinen in Tizians Art behandelten Zeichnungen, welche Landschaften mit Figuren darstellen, sind verschiedene gestochen.

2) Giulio, ital. Kupferstecher und Maler, geboren zu Padua angeblich 1481 oder 1482, ist merkwürdig wegen seiner Stiche, wobei er bereits die Punktierung anwendete. Einer derselben trägt die Jahreszahl 1509.

Campan (spr. kangpang), Flecken im franz. Departement Oberpyrenäen, Arrondissement Bagnères de Bigorre, in 676 m Höhe, mit (1876) 762 Einw., welche den in der Nähe brechenden berühmten (grünen, mit roten und weißen Adern durchzogenen) Marmor bearbeiten. Der Ort, der schon zuzeiten der alten Aquitaner von den Kampanern bewohnt war, liegt in dem reizenden, vom Adour durchflossene Campanthal, das sich durch seine Anmut und malerische Ländlichkeit auszeichnet und durch Jean Pauls Roman "Das Kampanerthal" verherrlicht worden ist.

Campan (spr. kangpang), Jeanne Louise Henriette, geborne Genest, die treue Dienerin der Königin Marie Antoinette, geb. 6. Okt. 1752 zu Paris, war schon im 14. Jahr Vorleserin der Töchter Ludwigs XV. und seit 1770 Marie Antoinettes innige Vertraute. Sie heiratete den Sohn des Kabinettssekretärs der Königin und ward ihre erste Kammerfrau und als solche die treueste Gefährtin und Ratgeberin der königlichen Familie in der ersten Zeit der Revolution, aber auch der Gegenstand des Volkshasses. Bei der Bestürzung der Tuilerien 10. Aug. 1792 kam sie in die größte Gefahr. Nach dem Untergang der königlichen Familie ging sie mit ihrem kranken Mann, ihrer 70jährigen Mutter und einem neunjährigen Sohne nach Combertin im Thal von Chevreuse, wo sie in ziemlich kümmerlichen Umständen lebte. Nach dem Sturz Robespierres kehrte sie nach Paris zurück und gründete eine Pensionsanstalt für Mädchen in St.-Germain, die bald einen ausgebreiteten Ruf erhielt. Bonaparte beauftragte nach seiner Thronbesteigung Frau C. mit der Einrichtung der von ihm gegründeten Erziehungsanstalt für Töchter, Schwestern und Verwandte der Mitglieder der Ehrenlegion zu Ecouen, welche unter ihrer Leitung bis zu Napoleons Fall in hohem Flor stand, nach der Restauration aber aufgehoben ward. Sie starb 16. Mai 1822 in Mantes. Ihre "Mémoires sur la vie privée de la reine Marie-Antoinette" (Par. 1823, neue Ausgabe 1849; deutsch, Bresl. 1827) eröffnen tiefe Blicke in das Innerste des Hoflebens und geben ein lebendiges Gemälde seines Glanzes und seines Jämmers. Sie schrieb auch: "De l'éducation", ferner Briefe zweier jungen Freundinnen und ein "Journal anecdotique" (Par. 1824; deutsch, Stuttg. 1827), das, wie ihre "Correspondance inédite avec la reine Hortense" (Par. 1835, 2 Bde.), reich an pikanten Zügen von Napoleon I., Alexander I. und andern Häuptern jener Zeit ist. Ihre Schriften über Erziehung erschienen zu Paris 1823 in 2 Bänden. Vgl. Bonneville de Marsangy, Mad. C. à Écouen (Par. 1879).

Campana (spr. -pánja), Pedro, eigentlich wohl Champagne oder auch van de Velde, niederländ. Maler, geb. 1503 zu Brüssel, ging frühzeitig nach Italien, bildete sich nach Raffael und Michelangelo, malte auf seiner Reise nach Rom in Bologna den für die Krönung Karls V. bestimmten Triumphbogen und wandte sich später nach Sevilla, wo er schon 1548 ansässig war. Gegen Ende seines Lebens soll er in seine Vaterstadt zurückgekehrt und daselbst 1580 gestorben sein. C. vereinigte die Manier der Raffaelschen Schule mit seiner frühsten niederländischen Erziehung; aus jener gewann er eine freiere Auffassung der Form und Komposition, aus dieser bewahrte er sich eine fleißige Durchführung und ein gediegenes Kolorit. Zu einer vollkommen frei durchgebildeten Formengebung und einem tiefern Verständnis für die allgemeine Haltung brachte er es jedoch nicht. Von ihm haben sich zu Sevilla noch verschiedene Werke erhalten, darunter das berühmteste die Kreuzabnahme in der großen Sakristei des Doms, die Murillo so sehr bewundert haben soll, in welcher aber die Hauptanordnung der von Marcanton gestochenen Komposition Raffaels entlehnt ist, ferner die Gemälde in der Mariscalkapelle daselbst, dann der Altar der Kirche Sant' Anna in Triana, einer Vorstadt Sevillas, welcher in der Mitte den Kampf des heil. Georg mit dem Drachen, umher in 15 Bildern Vorgänge aus dem Leben der Maria darstellt.

Campanella, Thomas (eigentlich Giovan Domenico), ein als Philosoph hervorragender ital. Mönch, geb. 5. Sept. 1568 zu Stilo in Kalabrien, ward in seinem 15. Jahr Dominikanermönch und von einem Rabbiner binnen 14 Tagen in die Lullische Kunst (s. Lullus) und die Elemente aller Wissenschaften eingeweiht. Durch eine Schrift: "Philosophia sensibus demonstrata" (Neap. 1571), worin er Telesius, den ersten Bekämpfer des Aristoteles in Italien, verteidigte, wurde er den Anhängern des letztern so verhaßt, daß er aus seiner Heimat fliehen mußte. Der Zauberei angeklagt und heimlich seiner Papiere beraubt, welche der Inquisition ausgeliefert wurden, wurde er, als er nach längerm Aufenthalt in Rom, Florenz, Venedig, Padua und Bologna 1599 in seine Vaterstadt zurückkehrte, auch in politischer Hinsicht verdächtigt, und die spanische Regierung ließ ihn wegen eines beabsichtigten Majestätsverbrechens und angeblicher Verschwörung mit den Türken gegen den König in den Kerker werfen, in dem er 26 Jahre lang schmachtete. Siebenmal auf die Folter gebracht, jedes Umganges und anfänglich selbst aller Lektüre beraubt, verfaßte er im Gefängnis über 40 zum Teil verloren gegangene Schriften philosophischen, mathematischen, physikalischen, medizinischen, astrologischen, theologischen, politischen und poetischen Inhalts, bis er endlich auf Verwendung des Papstes Urban VIII. in Rom interniert und drei Jahre später (1629) mit einem Jahrgehalt Beigegeben wurde. Daß er deswegen kein blinder Papstschmeichler geworden, bewies seine Schrift "De eligendo summo pontifice semper optimo". Auch in Rom vor den Spaniern sich nicht sicher fühlend, ging er nach Paris, wo Ludwig XIII. und Richelieu ihn gütig aufnahmen. Lebensmüde zog er sich zuletzt in ein Kloster seines Ordens daselbst zurück, wo er 21. Mai 1639 starb. Der Tod überraschte ihn, ehe er die nach einem encyklopädischen Plan geordnete Sammlung seiner Werke vollendet hatte; nur die vier ersten Bände (Paris 1630) waren erschienen. Außer den angeführten erwähnen wir noch: "De sensu rerum et magia" (Frankf. 1620; 2. Aufl., Par. 1636); "Astrologicorum libri VII" (Frankf. 1617, Lyon 1629); "Philosophia epilogistica realis" (Frankf. 1623); "Universalis philosophiae seu metaphysicarum rerum juxta propria dogmata partes III" (Par. 1638); "Philosophiae rationalis et realis partes V" (das. 1638). Während seiner Gefangenschaft entstanden außer mehreren der bereits angeführten Werke: "Civitas solis" (Frankf. 1623), eine Art Platonischer Republik (vgl. Tröbst, Der Sonnenstaat des C., Weim. 1860); "Atheismus triumphatus s. contra antichristianismum" (Rom 1631), eine Rechtfertigung der geoffenbarten Religion und der

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