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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Chamaeleon minerale; Chamaerops; Chamäleon; Chamaver; Chambellan

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Chamäleon - Chambellan.

der Eidechsen und der Familie der Chamäleons (Chamaeleontes), Tiere mit hohem, seitlich stark zusammengedrücktem Körper, schneidig bogiger Rückenfirste, pyramidenförmigem, kantigem, eckigem Kopf, sehr kurzem Hals, magern, rundlichen Beinen, fünf Zehen, von denen je zwei und drei miteinander verwachsen sind, sich gegenüberstehen und eine Art Zange bilden, rundlichem, kräftigem, aufrollbarem Schwanz, chagrinartiger Haut und körnigen Schuppen auf der Firste. Die großen Augen werden von starken Lidern kapselartig umschlossen, so daß nur für die Pupille eine Öffnung bleibt, und sind in ihren Bewegungen unabhängig voneinander. Die Zunge kann blitzschnell 20 cm weit vorgestoßen werden, ist an der Spitze knopfförmig verdickt und klebrig. Die Haut zeigt einen eigentümlichen, vom Lichtreiz der Umgebung abhängigen, aber auch der Willkür des Tiers unterworfenen Farbenwechsel, welcher durch die wechselnde Ausbreitung und Lagerung zweier verschiedener Pigmentschichten unter der dünnen Oberhaut hervorgebracht wird. Die obere Schicht ist hellgelblich, die tiefer liegende dunkelbraun bis schwarz. Die Gattung begreift ca. 30 wesentlich auf Afrika beschränkte Tiere. Das gemeine C. (C. africanus Gm., s. Tafel), 25-30 cm lang, mit nur zur Hälfte gezähneltem Rückenkamm, vom Kinn bis zum After verlaufendem Bauchkamm, dreiseitigem, stumpfpyramidenförmigem Helm aus dem Hinterkopf, findet sich in Südspanien, Nordafrika und auf Ceylon, lebt gewöhnlich in kleinern Gesellschaften auf Bäumen und Sträuchern, sitzt tagelang unbeweglich auf derselben Stelle und harrt aufmerksam auf Beute, welche es lediglich durch Hervorschnellen der Zunge erjagt. Nur in der Not verfolgt es ein erspähtes Insekt eine kurze Strecke. Gewöhnlich sehr ruhig, ist das C. doch erregbar, bläst sich dann auf, wobei es durchscheinend wird, zischt und sucht zu beißen. Es kann sehr lange hungern, weniger lange dürsten. Es nährt sich hauptsächlich von Insekten, Spinnen, Asseln und vertilgt davon große Mengen. Der merkwürdige Farbenwechsel des Tiers gab schon im Altertum Veranlassung, einen Menschen, der seine Ansichten und Grundsätze geschickt seinem Vorteil zu akkommodieren pflegt, als C. zu bezeichnen. Früher glaubte man, das Tier könne beliebig seinem Körper die Farbe des Gegenstandes, auf dem es gerade sitze, geben; indes vermag es nur eine gewisse Reihe von Farben anzunehmen, wobei Licht und Schatten, Wärme und Kälte sowie die wechselnden Seelenzustände des Tiers mitwirken. In der Regel sieht das Tier grünlich aus, und in dem Farbenwechsel erscheinen die Übergänge von Bronze durch Gelbgrün bis Blaugrün und die Schattierungen und Übergänge jeder dieser Farben durch Grau, Graubraun in Schwarz, Weiß, Fleischfarben, Rostbraun, Violett, Blaugrau, außerdem noch Schillerfarben. Alle Farbenveränderungen geschehen mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Auf den Seiten bemerkt man zwei breite helle Längsstreifen, zwischen ihnen vom Kopf bis zum Schwanz und vom Rücken bis zum Bauch dunkle, runde Tüpfel, welche besonders stark in der Farbe wechseln. Der Farbenwechsel geht stets allmählich, nie auf einmal, vor sich, wobei die Zeichnung hinsichtlich der Längslinien und Längsreihen von Flecken die nämliche bleibt, die Marmorierung aber mannigfaltigen Wechsel darbietet. Auch das schlafende C. zeigt bei Annäherung von Licht Farbenwechsel. Das Weibchen legt etwa 30 Eier in eine Grube, welche es sorgfältig mit Erde füllt und mit Blättern etc. bedeckt. In der Gefangenschaft dauert es längere Zeit nur bei besonders guter Pflege aus, am besten wohl in Gewächshäusern. In Spanien findet man es nicht selten in der Stube zum Wegfangen der lästigen Fliegen. Man hält es für das Tinschemeth der Bibel (3. Mos. 11,30).

Chamäleon, Sternbild des südlichen Himmels, bei uns nicht sichtbar, besteht aus acht Sternen der fünften und zweien der sechsten Größe.

Chamaeleon minerale (lat.), s. Mangansäure.

Chamaerops L. (Zwergpalme), Gattung aus der Familie der Palmen, Bäume mit niedrigem oder fast fehlendem, oft kriechendem, selten hohem, unregelmäßig genarbtem und von Blattstielresten bedecktem Stamm, stachligen Blattstielen, steifen, fächerförmigen Blättern, achselständigen Blütenrispen mit gelben, monözischen oder diözischen Blüten und meist einsamigen, olivenförmigen Beeren. Sie lieben sämtlich eine kühle Luft, und eine Art steigt im westlichen Himalaja bis zu Höhen von 2500 m, wo alle Jahre Schnee fällt. C. humilis L. (s. Tafel "Palmen II"), die einzige europäische Palmenart, erreicht bei Nizza die nördliche Grenze der Verbreitung der Palmen, findet sich in fast allen Mittelmeerländern, am häufigsten in Andalusien, Nordafrika, auf Sizilien, und bedeckt wüste Strecken als dichtes, fast stammloses, schwer auszurottendes Gestrüppe. Aus den graugrünen, starren Blättern macht man Besen, Stuhlsitze, Hüte und Hüttendächer; die Fasern der Blätter dienen zu Seilen, kommen als Surrogat des Roßhaars (crin végétal zum Teil) in den Handel und lassen sich mit Kamelhaar gemischt, verspinnen (Zeltdecken); auch benutzt man die Pflanze zur Papierfabrikation. Die jungen Blätter werden in Italien und Spanien als Gemüse oder Salat gegessen. Die Blüten sind grünlichgelb, die länglichen, bräunlichgelben Beeren ungenießbar. In Gärten erreicht diese Palme eine Stammhöhe von 6 m. Auch an den Gräbern der mohammedanischen Heiligen in Nordafrika wird die Zwergpalme mit gutem Stamm kultiviert. C. excelsa Thunb. (s. Tafel "Blattpflanzen I"), die einzige einheimische Palme in Nord- und Zentralchina, wo man sie, wie auch in Japan, kultiviert, wird 2,5-3,8 m hoch und liefert in dem braunen, den Stamm umhüllenden Gewebe ein Material, welches zu Gurten und Tauen verarbeitet wird; aus den Blättern macht man Hüte. Diese Palme ist, wie C. humilis, eine sehr empfehlenswerte Zimmerpflanze. C. Ritchiana Griff. hat einen kriechenden Stamm, wächst bei 1570 m Höhe aus den öden Gebirgen, welche die Hochebenen von Afghanistan und Belutschistan begrenzen, und bildet dort das gewöhnliche Brennmaterial; aus den Blättern, welche massenweise aus Belutschistan nach Sind gebracht werden, macht man Körbe, Fächer, Bürsten, Siebe, Sandalen, Quersäcke, Teller, hauptsächlich aber Taue für die Schöpfräder; die Blattknospe und das Fruchtfleisch werden gegessen, die Samen zu Kugeln und Rosenkränzen benutzt. C. Hystrix Fras., mit langem, kriechendem Stamm, oft 50 cm langen Stacheln und braunen, eßbaren, süßen Beeren, wächst in Georgien; die starken, dauerhaften Fasern der Blätter sind Handelsware. C. Palmetto, s. Sabal.

Chamaver (Chamavi), german. Volk, saß ursprünglich am Harz, zog sich dann an den Niederrhein (Hamaland) und nahm auch das Land der Brukterer ein (98 n. Chr.). Die C. gehörten zu dem großen Bunde der Cherusker gegen die Römer, später zum Frankenbund, in dem sie um 400 ganz verschwinden.

Chambellan (franz., spr. schangbellang; mittellat. Cambellanus), Kammerherr. Den Titel C. ordinaire du roi führte früher der Oberrichter von Paris.

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