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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Diribitor - Dirschau.

mura); in Ägypten = 3,088 g, in Abessinien = 2,592 g, in Tunis = 3,168 g, in Tripolis und der Berberei = 3,052 g, in Persien = 3,06 g. In Marokko war das D. (Unze) Silbermünze - 4 Musuna oder Blankilien (4 Groschen).

Diribĭtor (lat., "Austeiler"), bei den Römern der, welcher die Speisen bei Tische zu zerschneiden oder an die Soldaten den Sold oder an Arme Geschenke auszuteilen hatte; bei den Wahlkomitien in Rom derjenige, welcher die Stimmtafeln aus der Wahlurne nahm und die Stimmenzahl durch Punkte unter dem Namen der Kandidaten bezeichnete.

Dirichlet, Peter Gustav Lejeune-, Mathematiker, geb. 13. Febr. 1805 zu Düren, studierte in Paris, fand durch seinen Aufenthalt im Haus des Generals Foy Gelegenheit, mit den bedeutendsten französischen Mathematikern in Verkehr zu treten, und lenkte durch eine Abhandlung über die Unmöglichkeit gewisser Gleichungen fünften Grades (Par. 1825) zuerst die Aufmerksamkeit auf sich. 1827 habilitierte er sich als Dozent an der Universität zu Breslau, siedelte 1829 nach Berlin über, wo er Lehrer an der allgemeinen Kriegsschule, 1838 außerordentlicher Professor und 1839 ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität wurde. Im J. 1855 ward er als Professor der höhern Mathematik an Gauß' Stelle nach Göttingen berufen, wo er 5. Mai 1859 starb. D. widmete sich vorzugsweise der Theorie der partiellen Differentialgleichungen, der periodischen Reihen und bestimmten Integralen wie der Zahlentheorie. In einer Reihe von Untersuchungen, in denen er die periodischen Reihen auf die Zahlentheorie anwendet, hat er durch diese Verknüpfung zweier bisher völlig getrennter Teile der Mathematik eine neue Disziplin geschaffen, welche die neueste Entwickelungsstufe der Wissenschaft in dieser Richtung bezeichnet. Aus seinem Nachlaß gab Dedekind "Untersuchungen über ein Problem der Hydrodynamik" (Gött. 1860) heraus; seine "Vorlesungen über Zahlentheorie" veröffentlichte Dedekind (3. Aufl., Braunschw. 1879), die "Vorlesungen über die im umgekehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Kräfte" Grube (Leipz. 1876).

Dirigént (lat.), ein Dirigierender.

Dirigieren (lat.), richten, lenken; leiten, führen; die Aufsicht über etwas haben; in der Musik s. v. w. ein Orchester, eine Opernaufführung etc. leiten.

Dirimentĭen (lat. dirimentia), Ehehindernisse, durch welche eine ihnen zum Trotz eingegangene Ehe "getrennt", d. h. ungültig gemacht wird.

Dirimieren (lat.), trennen, aufheben, vereiteln.

Dirk, im Seewesen ein Tau oder eine Talje, welche von der Mastspitze an das äußerste Ende (Nock) des Besahnbaums geht, um dieses aufzuheben (aufdirken); auch ein früher in Schottland gebräuchliches langes, einschneidiges Dolchmesser mit aufwärts gebogenem Daumenbügel.

Dirke, nach griech. Sage Gemahlin des Lykos, mißhandelte Antiope, die Mutter des Amphion und Zethos, und ward deshalb von diesen auf dem Kithärongebirge zu Tode geschleift (s. Amphion). Über das berühmte Bildwerk in Neapel, welches diesen Vorgang darstellt (den sogen. "Farnesischen Stier"), s. Farnesische Kunstwerke.

Dirk Hartog, Insel an der Westküste Australiens, welche mit der Peronhalbinsel den Freycinethafen und mit der nördlichern Insel Dorre und dem Festland die Sharksbai einschließt. Die 60 km lange, 15 km breite und 60-200 m hohe Insel hat auf ihrer plateauähnlichen Oberfläche wohlbewässerte Weiden, welche Herdenbesitzer zur Übersiedelung hierher veranlaßt haben. Die Insel ist von Korallenriffen umgeben, dennoch aber für Schiffe leicht zugänglich.

Dirksen, Heinrich Eduard, namhafter Rechtsgelehrter, geb. 13. Sept. 1790 zu Königsberg i. Pr., studierte in seiner Vaterstadt, Heidelberg und Berlin, wirkte seit 1812 als Professor des römischen Rechts in Königsberg und in Berlin. Er starb 10. Febr. 1868. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: "Zivilistische Abhandlungen" (Berl. 1820, 2 Bde.); "Versuche zur Kritik und Auslegung der Quellen des römischen Rechts" (Leipz. 1823); "Übersicht der bisherigen Versuche zur Kritik und Herstellung des Textes der Zwölftafelfragmente" (das. 1824); "Beiträge zur Kunde des römischen Rechts" (das. 1825). Sein Hauptwerk, welches in der juristischen Lexikographie Epoche gemacht hat, ist das "Manuale latinitatis fontium juris civilis Romanorum" (Berl. 1837-39). Dirksens "Hinterlassene Schriften" wurden herausgegeben von F. D. Sanio (Leipz. 1871, 2 Bde.). Vgl. Sanio, Zur Erinnerung an H. E. D. (Leipz. 1870).

Dirmstein, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Frankenthal, am Leininger Bach, hat ein Schloß (ehemalige Residenz der Bischöfe von Worms), Weinbau und (1880) 1528 Einw. Der Ort war ehedem Stadt und wurde 1525 von den Bauern, 1689 von den Franzosen zerstört. In der Nähe eine Schwefelquelle.

Dirschau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Danzig, Kreis Stargard (16 m, Weichsel 3 m ü. M.), links an der Weichsel und an den Linien Berlin-Königsberg-Eydtkuhnen, D.-Danzig und Bromberg-D. der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche und (1880) 10,939 Einw. (darunter 5062 Evangelische und 453 Juden). Die Industrie ist ziemlich bedeutend; es gibt eine königliche Eisenbahnwerkstatt, 2 Zuckerfabriken, eine landwirtschaftliche Maschinenfabrik, Mühlenbetrieb und Ziegelbrennerei. D. ist Sitz eines Amtsgerichts und hat ein Realgymnasium, auch eine Gasleitung; der Magistrat besteht aus 8, die Stadtverordnetenversammlung aus 18 Mitgliedern. Über die Weichsel führt eine großartige, 1850-57 erbaute Eisenbahnbrücke (Gitterbrücke), 837 m lang, getragen von 7 massiven Pfeilern (2 im eigentlichen Strombett, die beiden Uferpfeiler mit Gewölben und Kasematten); die 6 Öffnungen haben eine Weite von 125 m im Lichten, der 12 m hohe, 7 m breite eiserne Überbau wird von 14 Türmen von 12,5 m Höhe überragt. Neben dem Bahngeleise laufen zwei Wege für Wagen und zwei Fußwege hin. - D. findet sich bereits auf Hennebergers ältester Landtafel Preußens unter dem Namen Zursau. Unter Sambor I., Herzog von Pommerellen, der hier eine Burg (1207) anlegte, wurde es bereits Dersow, Trschow ("Weberstadt") genannt. Sein Neffe Sambor II. erhob 1260 den Ort zur Stadt. 1308 eroberte der Deutsche Orden Stadt und Burg D. und zwang sämtliche Einwohner zur Auswanderung; 1434 wurde D. von den Hussiten erstürmt und niedergebrannt; 1466 kam es im Frieden von Thorn unter polnische Herrschaft. Nachdem es 1577 fast ganz niedergebrannt war, wurde es 1626 von Gustav Adolf eingenommen, der hier eine Schiffbrücke über die Weichsel schlug und neben derselben an der südlichen Seite Dirschaus sein Lager errichtete, welches ihm während seiner Kriege mit Polen mehrere Jahre als Hauptquartier diente. In dem Gefecht bei D. 2. Sept. 1657 wurden die Polen von den verbündeten Brandenburgern und Schweden unter dem Grafen Josias von Waldeck geschlagen. Bei der ersten Teilung Polens 1772 kam die Stadt an