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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Eisensumpferz; Eisentinkturen; Eisenviolett; Eisenvitriol

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Eisensumpferz - Eisenvitriol.

Zweifachschwefeleisens und bildet eine gelbgraue Masse, die beim Erhitzen Schwefel und Magnetkies, mit Salzsäure Zweifachschwefeleisen, Eisenchlorür und Schwefelwasserstoff liefert. Zweifachschwefeleisen FeS_{2} findet sich weit verbreitet in Thonen, Stein- und Braunkohlen, als Schwefelkies (Pyrit) und Wasserkies (Markasit), entsteht bei gelindem Erhitzen von Eisen mit überschüssigem Schwefel, in messinggelben Kristallen bei mäßigem Erhitzen von Eisenoxyd mit Schwefel und Salmiak, in messinggelben Krusten beim Erhitzen von Eisen in einer Lösung von schwefliger Säure auf 200°. In der Natur entsteht es bei Fäulnis organischer Substanzen wie das Einfachschwefeleisen und überrindet bisweilen Wurzeln, im Boden liegende Früchte etc. und tritt also als Versteinerungsmaterial auf. Kompaktes Zweifachschwefeleisen ist an der Luft unveränderlich, bei sehr feiner Verteilung und als Wasserkies oxydiert es sich an der Luft unter starker Erhitzung (darauf beruht zum Teil die Selbstentzündung von Kohle). Beim Rösten gibt es schweflige Säure und schwefelsaures Eisenoxydul oder bei höherer Temperatur Eisenoxyd, beim Erhitzen unter Ausschluß der Luft Schwefel und Magnetkies; von verdünnten Säuren wird es nicht angegriffen. Es dient zur Darstellung von Schwefel, Schwefelsäure und Eisenvitriol. Magnetkies Fe_{7}S_{8} findet sich in der Natur als Mineral, entsteht beim Erhitzen von Zweifach- oder Anderthalbschwefeleisen unter Abschluß der Luft, bei langer Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf Eisenoxyd, löst sich in Salzsäure unter Abscheidung von Schwefel.

Eisensumpferz, s. v. w. Raseneisenstein.

Eisentinkturen, Auflösungen von Eisensalzen in Wasser, Weingeist und Äther; s. Eisenpräparate.

Eisenviolett, s. Englischrot.

Eisenvitriol (grüner Vitriol, Kupferwasser, schwefelsaures Eisenoxydul, Ferrosulfat) FeSO_{4} findet sich in der Natur als Zersetzungsprodukt von Schwefelkies und wird dargestellt, indem man Eisen (am besten Klaviersaitendraht) mit verdünnter Schwefelsäure übergießt. Dabei entweicht Wasserstoff, und es entsteht eine grüne Lösung, die zuletzt mit überschüssigem Eisen zum Sieden erhitzt werden muß. Man filtriert die heiße Lösung sofort in eine vorher mit Schwefelsäure ausgespülte Flasche und läßt kristallisieren. Die Kristalle werden dann gut abgespült und in der Sonne oder bei einer Temperatur von 30° getrocknet. Auch kann man sie zerreiben und zwischen Fließpapier stark pressen. Dies Präparat ist sehr rein und zeigt wenig Neigung, sich zu oxydieren. Ein ebenso haltbares Präparat ergibt sich, wenn man die Lösung, noch ehe sie zu kristallisieren begonnen hat, mit Weingeist mischt und kräftig durchschüttelt. Das Salz scheidet sich dann in bläulichweißen, kleinen Kristallen aus, die, mit Weingeist abgewaschen und getrocknet, selbst an feuchter Luft sich nur langsam verändern. Sehr reinen E. gewinnt man als Nebenprodukt bei der Bereitung von Schwefelwasserstoffgas aus Schwefeleisen. Für technische Zwecke wird E. aus Schwefelkiesen (Zweifachschwefeleisen) bereitet, welche, auf Haufen geworfen, an der Luft verwittern und E. und freie Schwefelsäure liefern. Der so gebildete E. wird von dem auf die Haufen fallenden Regen gelöst, und die Lösung fließt auf der geneigten wasserdichten Sohle in einen an der niedrigsten Stelle angebrachten wasserdichten Sumpf. Um die freie Schwefelsäure der Lauge abzustumpfen, und um aus dem E. stets sich bildendes schwefelsaures Eisenoxyd wieder zu E. zu reduzieren, beschickt man den Sumpf mit Eisenabfällen, so daß allmählich eine sehr konzentrierte Lösung entsteht. Nicht selten finden sich in den Erzen Thonerdeverbindungen, welche durch die freie Schwefelsäure zersetzt werden, so daß die Eisenvitriollösung auch schwefelsaure Thonerde enthält. Diese wird auf Alaun verarbeitet, und es hängt ganz von dem Verhältnis ab, in welchem sich in den Erzen Schwefelkies und Thonerde finden, ob man aus der Lauge zuerst Alaun und nur aus der Mutterlauge E. oder umgekehrt zuerst E. und aus der Mutterlauge Alaun gewinnt. In manchen Fällen werden die Alaunerze zunächst geröstet und geben dann beim Auslaugen sofort Eisenvitriol- und Thonerdelösung; wo aber vorteilhaft aus Schwefelkiesen Schwefel abdestilliert werden kann, verarbeitet man die entschwefelten Kiese durch Verwitternlassen auf E. Bisweilen bereitet man E. aus Eisenabfällen und Kammersäure oder solcher Schwefelsäure, welche zur Reinigung von Rohpetroleum, Mineralölen oder zur Darstellung von Nitrobenzol etc. gedient hat; auch die Eisenwarenfabriken, welche Schwefelsäure zum Abbeizen brauchen, wie Drahtziehereien etc., stellen wohl E. dar, weil sie die Säure aus sanitätspolizeilichen Gründen nicht ungesättigt abfließen lassen dürfen. Bisweilen gestatten die lokalen Verhältnisse, E. durch Kochen von gepochten Eisenfrisch- und Puddelschlacken oder Spateisenstein (kohlensaurem Eisenoxydul) mit Schwefelsäure herzustellen. Ferner erhält man E. bei Verarbeitung von Zementwassern, welche Kupfervitriol enthalten, den man durch Einlegen von Eisen zersetzt, so daß Kupfer ausgeschieden wird und E. entsteht. Auch bei Verarbeitung von Kupfererzen auf nassem Weg wird E. gewonnen. Die auf irgend eine Weise erhaltene Lösung von E. wird verdampft und zur Kristallisation in geeignete Gefäße, die mit Strohhalmen oder Holzstäben versehen sind, gebracht. An diesen setzen sich dann die Kristalle als Traubenvitriol ab. Die am Boden und an den Wandungen minder schön ausgebildeten Kristalle bilden die Tafeln. Durch verschiedene Metallsalze verunreinigt erscheint im Handel ein fast dunkelbrauner E., der Schwarzvitriol, der aber auch zuweilen auf den Hütten nachgeahmt wird, indem man grünen E. durch einen Aufguß von Erlenblättern oder Galläpfeln schwarz färbt. Aus kupferhaltigen Kiesen entsteht durch Verwitterung auch Kupfervitriol, welcher mit dem E. in wechselnden Mengen zusammenkristallisiert. Der kupferhaltige E. ist oft mehr oder weniger blau statt grün; er geht im Handel als Salzburger oder Admonter, Baireuther, Gräfenthaler Doppelvitriol oder Adlervitriol. Dieser E. wurde für manche Zwecke in der Färberei besonders gesucht, wird aber vorteilhafter durch selbstbereitete Mischungen von reinem Eisen- und Kupfervitriol ersetzt. Soll das Kupfer aus Doppelvitriol entfernt werden, so legt man in die Lösung metallisches Eisen, welches das Kupfer metallisch fällt, während es selbst in E. umgewandelt wird. In manchen Bergwerken findet die Oxydation des Schwefelkieses bereits in der Grube statt, und es entstehen Grubenwasser, die E., oft auch Kupfervitriol, enthalten (Zementwasser). In Falun wird solches Grubenwasser konzentriert und dann auf metallisches Kupfer und E. verarbeitet. Diesem Umstand verdankt der E. seinen ältern Namen Kupferwasser. Als Nebenprodukte bei der Fabrikation des Eisenvitriols gewinnt man aus dem ockerigen Schlamm in den Sümpfen Englischrot und aus den Mutterlaugen, die viel schwefelsaures Eisenoxyd enthalten, durch Erhitzen des Verdampfungsrückstandes rauchende Schwefelsäure. Reiner E. bildet blaugrüne Kristalle mit 7 Molekülen Kristallwasser und wasserfrei ein vollkommen weißes Pulver.