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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Elsaß-Lothringen

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Elsaß-Lothringen (Industrie).

T. Eisengußwaren (45 Werke), 167,511 T. Schweißeisen (12 Werke) und 36,757 T. Flußeisen (3 Werke). Steinkohlen werden in schwachen Lagen mehrfach in den Vogesen, dagegen in starken Flözen im lothringischen Kreis Forbach bei Saarbrücken gefunden, sind aber hier von mächtigen Sandsteinlagern bedeckt und weniger gut als in den benachbarten preußischen Landesteilen. Von zwei Bergwerken wurden 1884: 594,597 T. durch 3211 Arbeiter gewonnen. Braunkohlen werden in geringer Menge (1881: 3206 T.) am östlichen Fuß der Vogesen in Verbindung mit Asphaltkalk (1883: 3949 T.) und Vitriol- und Alaunerzen (1881: 2419 T.) gefördert, Asphalt bei Lobsann nordwestlich von Sulz unterm Wald und Alaunerze etc. bei Buchsweiler. In der Umgegend von Sulz unterm Wald werden auch Erdöl und erdölhaltiger Sand (1883: 1193 T.) gewonnen. Lothringen besitzt Steinsalzlager und Salinen im Gebiet der Seille bei Dieuze, Chambrey etc. und an der Saar bei Saaralben. Eine Benutzung derselben fand bereits im 11. Jahrh. statt, der Steinsalzbergbau ist aber gegenwärtig (bei Dieuze seit 1864) eingestellt; die acht Salinen dagegen ergaben 1884 einen Gewinn von 44,337 T. Siedesalz. Der Steinbruchbetrieb ist sehr rege. Die Zahl der Brüche betrug 1881: 1114, wovon über die Hälfte in Lothringen; 14 werden unterirdisch betrieben. Von großer Bedeutung sind die Brüche im weiten Umfang von Metz, an der Zorn bei Zabern, im Kronthal an der Mossig bei Wasselnheim (aus dem seiner Zeit das Material zum Straßburger Münster gebrochen wurde) etc. Gips wird bei Mommenheim (unweit Brumath) etc., vortrefflicher Thon zu irdenen Waren insbesondere am Hagenauer Forst gefördert. Ganz unbedeutende Mengen Gold führt der Rhein in seinem Sand mit sich. Bergwerke auf Silber-, Blei- und Kupfererze gab es ehedem in den Vogesen vorzüglich bei Markirch.

Industrie und Handel.

Unter den Industriezweigen ist zunächst die Eisenindustrie von großer Bedeutung. Der hauptsächlichste Sitz derselben ist im NW. des Landes, im Kreis Diedenhofen und im Landkreis Metz. In den großartigen Werken zu Hayingen, Groß-Moyeuvre und Ars a. M., dann zu Deutsch-Oth, Öttingen etc., außerdem aber auch zu Stieringen-Wendel (Kreis Forbach), dann in den zusammengehörigen Werken von Mutterhausen (Kreis Saargemünd), Niederbronn, Merzweiler und Jägerthal (Kreis Hagenau) sind große Hochofenanlagen mit Gießereien, Walzwerken etc. in Thätigkeit; Maschinenfabriken finden sich in Reichshofen (Kreis Hagenau), dann zu Grafenstaden bei Straßburg, zu Mülhausen, Gebweiler, Bitschweiler und Altthann im Oberelsaß; bedeutende Werkzeugfabriken namentlich in Zornhof bei Zabern und zu Mutzig. Die gleichfalls erhebliche Glasindustrie wird hauptsächlich in dem waldreichen lothringischen Teil der Vogesen betrieben, so im Kanton Bitsch und Götzenbrück (Uhrgläser etc.), Meisenthal, Münzthal-St. Louis (Kristall) sowie zu Vallerysthal bei Saarburg (Hohlglas). Eine sehr bedeutende Porzellan- und Steingutfabrik ist in Saargemünd. Chemische Fabriken gibt es in Dieuze (Soda, Sulfat, mit der Saline verbunden), Buchsweiler, Thann, St. Ludwig, Hüningen u. a. O., eine berühmte photographische Anstalt zu Dornach. Stearin- und Wachskerzenfabriken sind in Straßburg, Papierfabriken ebendaselbst, ferner zu Rixheim (auch Tapeten), Türkheim etc., eine Pappwarenfabrik zu Forbach, große Gerbereien zu Metz, Straßburg, Barr.

Von der hervorragendsten Bedeutung ist die Textilindustrie. Dieselbe hat ihren Hauptsitz im Oberelsaß, namentlich in Mülhausen, dann in Kolmar (Logelbach) und allen Thälern der Vogesen, wo sie in der reichlichen, teilweise durch Reservoirs künstlich geregelten Wasserkraft der zahlreichen Flüsse und Bäche besondere Unterstützung findet; im Unterelsaß ist sie im Breuschthal bedeutend, in dessen Seitenthal, dem Steinthal, der Pfarrer Oberlin 1767-1826 durch Einführung von industriellen Anstalten mancherlei Art mit großem Segen gewirkt hat. Im Oberelsaß fanden sich geringe Spuren dieser Industrie schon im 17. Jahrh., aber erst seit der Mitte des 18. Jahrh. gewann dieselbe Bedeutung. Zuerst ward 1746 die Kattundruckerei in Mülhausen eingeführt; aus dieser entwickelte sich zunächst die Baumwollweberei (erster größerer Betrieb 1750 zu Sennheim, erste mechanische Weberei 1821), dann die Baumwollspinnerei (erste Fabrik 1803 zu Wesserling, erste Dampfmaschine 1812 zu Mülhausen). Heute noch steht die Druckerei, welche nicht bloß die Mutter der ganzen übrigen Baumwollindustrie, sondern überhaupt fast der ganzen reichen Industrie des Oberelsaß (Maschinenfabriken, Druckwalzenstecherei, chemische Industrie) ist, in großer Blüte; ihr Hauptsitz ist Mülhausen und das angrenzende Dornach, dann Thann, Wesserling etc. Sie hat 1885 etwa 100 Druckmaschinen im Betrieb, ihr Fabrikat genießt einen Weltruf und wird nirgends übertroffen. Sehr bedeutend sind auch die Färberei und Bleicherei (Pfastatt, Dornach u. a.) und namentlich die Baumwollspinnerei und -Weberei. Beide Betriebe finden sich meistens vereinigt, hauptsächlich in Mülhausen, Dornach, dann (im Kreis Thann) in Thann, Bitschweiler, Weiler, Wesserling, Sentheim, Masmünster, ferner (im Kreis Gebweiler) in Gebweiler, Bühl, Sulz, (im Kreis Kolmar) zu Logelbach, Winzenheim, Münster, endlich (im Kreis Rappoltsweiler) in Rappoltsweiler und Markirch. Im Unterelsaß wird dieser Industriezweig besonders lebhaft im Breuschthal (Mühlbach, Lützelhausen, Rothau etc.), dann in Benfeld betrieben. Die Baumwollzwirnerei hat ihren Hauptsitz in Dornach und Gebweiler. Im allgemeinen ist übrigens die Baumwollindustrie seit der Annexion nicht gestiegen, sie hat in neuerer Zeit eher eine Einbuße erlitten zu gunsten der Wollindustrie. Insbesondere die Wollspinnerei ist in bedeutendem Aufschwung begriffen, und allein in und bei Mülhausen gab es 1885: 164,000 Wollspindeln; bedeutende Spinnereien sind ferner in Malmersbach bei St.-Amarin sowie zu Erstein im Unterelsaß; Wollweberei und Tuchfabrikation werden in hervorragender Weise in Markirch und Umgegend, ferner in Mülhausen, in Bühl bei Gebweiler und in Bischweiler betrieben; nur letzterer Ort hat durch den Anschluß an Deutschland sehr verloren. Die Seidenspinnerei steht gleichfalls im Oberelsaß in schwunghaftem Betrieb, die Plüschfabrikation zu Saargemünd und Püttlingen in Lothringen. Die Leinenindustrie ist im Oberelsaß ebenfalls nicht ohne Bedeutung, namentlich die Zwirnerei.

Von sonstigen Industrien sind hervorzuheben die Bierbrauerei von Straßburg und Umgegend (großer Export nach Frankreich) und die weitberühmte Fabrikation von Gänseleberpasteten daselbst. Als neuer, den Zollerhöhungen von 1885 zu verdankender Fabrikationszweig ist die von französischen Häusern eingeführte Schaumweinfabrikation (Metz, Schiltigheim etc., mit Benutzung aus der Champagne eingeführter Weine) zu nennen.

Der Handel hat, entsprechend der industriellen