Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Freimaurerei

656

Freimaurerei (Stand in der Gegenwart; Litteratur).

Verdrängung Findels aus dem Vorstand zu erschlaffen begann, gründete dieser 1884 den Lessingbund deutscher Freimaurer, der die Reformarbeit von neuem aufnahm.

Stand der Freimaurerei in der Gegenwart.

In Großbritannien bestehen drei Großlogen: Die Vereinigte große Loge von England zu London mit 1994 Logen, Großmeister ist der Prinz von Wales; die Großloge von Schottland in Edinburg mit 535 Töchterlogen; die Großloge von Irland zu Dublin mit 497 Logen. In Frankreich bestehen der Grand-Orient de France mit 301 Logen, der Conseil Suprême mit 70 Logen und die Symbol-Großloge mit 20 Logen. Präsident des Bundesrats (des Grand-Orient) ist Dalsace. Der Groot-Oosten (Großloge) des Königreichs der Niederlande zählt 82 Logen; Großmeister ist Richter van Diggelen in Zwolle. An der Spitze der belgischen Logen steht der aus den Deputierten der einzelnen Logen gebildete Grand-Orient de Belgique zu Brüssel mit 14 Logen, dessen Großmeister Prof. Goblet d'Alviella ist. Daneben besteht, für die Hochgrade, der Conseil Suprême de Belgique. Unter dem Conseil Suprême zu Luxemburg arbeiten 2 Logen. Die Großloge der Schweiz, "Alpina", gegründet 1844, zählt 34 Logen; Großmeister ist Ingenieur Jung in Winterthur. Die Großloge von Dänemark, an deren Spitze als Ordensmeister der Kronprinz Friedrich steht, hat 9 Logen unter sich. Die Große Landesloge von Schweden, deren Ordensmeister der König Oskar II ist, zählt 21 Johannislogen. In Deutschland arbeiten im ganzen 378 Logen unter folgenden Großlogen, die sich seit 1872 zu einem Großlogenbund mit wechselndem Vorsitz vereinigt haben, und in 5 unabhängigen (isolierten) Logen: die Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin; die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland in Berlin; die Große Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft; die Große Mutterloge des eklektischen Bundes in Frankfurt a. M.; die Große Loge zu Hamburg (nach Schröderschem System); die Große Landesloge von Sachsen zu Dresden; die Große Loge zur Sonne in Baireuth; die Großloge des Freimaurerbundes zur Eintracht in Darmstadt. Isolierte Logen bestehen zu Altenburg, Gera, Hildburghausen und 2 in Leipzig.

In der österreichischen Monarchie, wo die F. seit 1794 untersagt war, haben sich in Wien die Logen "Humanitas", "Zukunft", "Sokrates", "Eintracht", "Konkordia", "Freundschaft" und "Schiller" aufgethan, die indessen auf ungarischem Boden arbeiten müssen. Im Königreich Ungarn haben sich die bisher bestandenen 2 Großlogen (mit 37 Logen) Anfang 1886 vereinigt; ihr Großmeister ist F. Pulszky. In Italien besteht ein Großorient zu Rom mit 200 Logen; in Portugal der Großorient von Lusitanien mit 70 Logen; in Spanien bestehen 3 Großlogen mit über 400 Logen. In Athen hat die Großloge für Griechenland 9 Logen. Außerdem bestehen die Großlogen von Neubraunschweig in St. John (32 Logen), von Kanada in Hamilton (349 Logen), von Quebec in Montreal (85 Logen), von Nova Scotia zu Halifax (66 Logen), von Britisch-Columbia in Victoria (6 Logen), von Manitoba (28 Logen), von Prince Edwards Island (10 Logen), von Peru in Lima (10 Logen), von Chile in Valparaiso (19 Logen), 2 von Brasilien in Rio de Janeiro (169 Logen), von Venezuela in Caracas (40 Logen), von Kolumbien in Bogotá, von Neugranada in Cartagena, von Uruguay in Montevideo (34 Logen), von Argentinien in Buenos Ayres (53 Logen), von Haïti in Port au Prince (18 Logen), von San Domingo (11 Logen), von Cuba in Santiago (76 Logen), von Mexiko (12 Logen) und von Liberia in Monrovia (6 Logen), von Tunis, von Victoria (12 Logen). In den Vereinigten Staaten von Nordamerika bestehen gegenwärtig 43 Großlogen mit 7981 Töchterlogen und über 500,000 Mitgliedern, darunter 86 deutsche Logen; außerdem hat fast jeder Staat eine Großloge Farbiger mit vielen Töchterlogen, deren älteste die Prince Hall-Großloge in Boston ist.

[Litteratur.] Die Litteratur über die Lehre, gesetzlichen Einrichtungen, Geschichte der F. ist äußerst reich; wohl an 10,000 Schriften sind seit der ersten Ausgabe des Konstitutionsbuchs von 1723 erschienen. Wir führen aus der neuern Zeit nur die bedeutendern hier an. Die Aufgabe, das vorhandene Material zu ordnen und zu verzeichnen, hat nach dem Vorgang Thorys zuerst Kloß erfüllt in seiner "Bibliographie der F." (Frankf. a. M. 1844), mit 5381 Nummern. Ihm schließen sich die Nachträge von R. Barthelmeß ("Bibliographie der F. in Amerika") und von J. G. ^[Josef Gabriel] Findel ("Büchersammlung") sowie vor allen R. Taute ("Bücherkunde mit litterarischen Nachweisen", Leipz. 1886) an. Von den zahlreichen englischen Schriften sind nur wenige von Wert und Interesse, so die Schriften von Hughan, Gould und Lyon; die amerikanischen sind fast vollständig zu entbehren. Die Litteratur der Niederlande besteht zum großen Teil aus Übersetzungen; wertvolle selbständige Arbeiten enthält das gut geleitete offizielle Bulletin des Großostens. In Frankreich haben Thory, E. Rebold, Jouaust namentlich für die Geschichte der F. Anerkennenswertes geleistet. An erbaulichen Schriften bietet Frankreich eine geringe Auswahl, dagegen hat die rituelle Seite eifrige Pflege gefunden. Von den Schweizer Maurern sind zu erwähnen: Heldmann ("Mitteilungen über die F.", Frankf. 1836), Zschokke, Bobrik, Schauberg ("Handbuch der Symbolik der F.", Schaffh. 1861-63, 3 Bde.) und O. Henne ("Adhuc stat", 4. Aufl., St. Gallen 1870; "Fiat lux! Verteidigung der F.", Leipz. 1866). Die maurerische Litteratur Deutschlands überragt an Umfang, Gründlichkeit und Gediegenheit weit die des Auslandes. In Bezug auf Erkenntnis des Wesens der F. sind zu nennen: Lessing, Ernst und Falk (erläutert von Merzdorf, Hannov. 1855); Kloß, Die F. in ihrer wahren Bedeutung (Leipz. 1845); R. Seydel, Reden über F. an denkende Nichtmaurer (2. Aufl., das. 1860); in Bezug auf Methodologie der F.: Findel, Geist und Form der F., Instruktionen (4. Aufl., das. 1883); Derselbe, Grundsätze der F. im Völkerleben (2. Aufl., das. 1881); in Bezug auf Symbolerklärung und Erbauung: Marbach, Katechismusreden (2. Aufl., das. 1874), dessen "Arbeiten am rohen Stein" (das.); R. Fischer, Katechismuserläuterungen (4. Aufl., Gera 1873-74); Rumpelt-Walther, Aus meiner Werkstätte (Dresd. 1874); Löwe, Baustücke (Stuttg. 1878), u. a.; in Bezug auf Ritualistik: Marbach, Agenden (Leipz. 1874, 3 Tle.) Krause, Kunsturkunden (Dresd.); in Bezug auf Geschichte der F.: Kloß, Geschichte der F. in England, Irland und Schottland, und dessen "Geschichte der F. in Frankreich" (Darmst. 1852-53, 2 Bde.); W. Keller, Geschichte des eklektischen Freimaurerbundes (Gieß. 1857); Derselbe, Geschichte der F. in Deutschland (das. 1859); Findel, Geschichte der F. seit ihrem Entstehen (Leipz. 1861-62, 2 Bde.; 5. Aufl. in 2 Bdn. 1882); Nettelbladt, Geschichte freimaurerischer Systeme in England, Frankreich